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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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man ihm mitteilen, dass es keine Aufzeichnungen über irgendwelche Diamantenvorkommen in Arkansas gebe. Man entsinne sich zwar vage einer Diamantenmine, doch die sei vor zwölf Jahren geschlossen worden. Verwirrt fuhr Osage nach Arkansas und wandte sich an Landes- und Kommunalbehörden. Auch dort wich man seinen Fragen aus und tat, als wisse man von nichts. Wieder in Washington, versuchte er Kongressmitglieder zu kontaktieren, die die Arbeit der USGS beaufsichtigten. Doch niemand hatte Zeit für ihn. Schließlich beschloss Osage, mit den Leuten seines ersten Geologenteams zu reden – jenen Männern, die sich damals gemeinsam mit ihm durch den Schlamm gekämpft hatten. Im Laufe der Jahre hatte er den Kontakt zu ihnen verloren, denn das Team hatte sich über die ganze Welt verstreut. Doch diese Männer, seine ehemaligen Kollegen, mussten ihm Auskunft geben können.
    Zu seinem Schrecken stellte Osage fest, dass kein Einziger mehr lebte. Alle waren auf Expeditionen in fernen Ländern unter mysteriösen Umständen verschwunden.
    Osage versuchte sich einzureden, dass sie bei Unfällen ums Leben gekommen waren. Doch es gelang ihm nicht. Er versuchte zu glauben, die Arkansas-Mine sei erschöpft, doch auch das wollte ihm nicht gelingen. Er versuchte, die Mine völlig zu vergessen, doch der Gedanke an die Diamanten verfolgte ihn. Es musste eine Erklärung geben.
    Schließlich nutzte Osage die einzige verbleibende Möglichkeit: Er wandte sich an die Presse. Mitten in der größten Wirtschaftskrise, die das Land je erlebt hatte, musste die Nachricht von Diamantenfunden in Arkansas der Zeitungsknüller werden! Doch sämtliche Journalisten, angefangen bei den Mitarbeitern der überregionalen Zeitungen bis hin zu den Reportern der kleinsten Provinzblätter, stempelten ihn als Verrückten ab. Doch Osage war ein hartnäckiger alter Fuchs. Die Ablehnung bestärkte ihn in seinem Vorhaben. Er nahm sich jede Zeitung des Landes vor. Nach einigen Wochen, als es schon so aussah, als wolle kein Journalist im ganzen Land mit ihm sprechen, erklärte sich ein junger Reporter eines Provinzblättchens in Little Rock bereit, sich Osages Geschichte noch am gleichen Tag anzuhören. Osage machte sich in seinem altersschwachen Ford auf den Weg in den hundertfünfzig Kilometer entfernten Ort. 1932 verdienten die Straßen in Arkansas diesen Namen kaum. Wenn ein Fahrer sich auf diese Sandwege wagte, setzten ihm und seinem Wagen Schlaglöcher, Lehm und Geröll zu. Bei einer Geschwindigkeit von fünfzig Stundenkilometern vibrierte die Karosserie dermaßen, dass Osage fast kein Gefühl mehr in den Beinen spürte. Er fürchtete, der Wagen würde auseinander fallen.
    Die Sonne senkte sich langsam zum Horizont, und Little Rock war immer noch mehr als sechzig Kilometer entfernt. Wenn Osage es nicht bis zum Anbruch der Dunkelheit schaffte, musste er mit der Geschwindigkeit heruntergehen und würde damit die Chance verspielen – die einzige Chance, wie er sich ermahnte –, seine Geschichte jemandem zu erzählen, der tatsächlich zuhörte.
    Da er sich sehr auf das Fahren konzentrieren musste und angestrengt nachdachte, achtete Osage kaum auf die Umgebung oder die Straße hinter sich. Plötzlich jagte von hinten ein Wagen heran. Osage hatte ihn nicht im Innenspiegel sehen können, denn einen solchen gab es in seinem Modell nicht. Überdies wurde das Herannahen des anderen Fahrzeugs vom lauten Dröhnen des Ford-Auspuffs übertönt. Der Verfolger war ebenfalls ein Ford, doch damit endeten die Gemeinsamkeiten: Zwar waren Karosserie und sogar Farbe gleich, doch die Motorhaube des anderen Fahrzeugs beherbergte einen mächtigen Duesenberg-Achtzylinder, der den Wagen unvergleichlich schneller machte als Osages Standard-Fordmotor. Der Verfolger war so schnell, dass Osage den quadratischen Kühler und die runden Scheinwerfer erst bemerkte, als der Wagen nur noch zehn Meter hinter ihm war.
    Es schien, als wäre dieser Verrückte plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Und nun setzte er zum Überholen an. Da Osage mit solchen Pferdestärken nicht mithalten konnte, nahm er langsam den Fuß vom Gas. Als sein Wagen an Tempo verlor, hielt er auf den rechten Fahrbahnrand zu, um den Raser vorbeizulassen.
    Doch statt zu überholen, blieb der andere Fahrer neben Osages Wagen und passte sich dessen Geschwindigkeit an. Bemüht, den anderen vorbeizulassen, dabei aber nicht im Graben zu landen, behielt Osage die Fahrbahn im Auge und machte dem anderen Handzeichen, er solle endlich

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