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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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überholen.
    Doch der Fahrer des anderen Wagens hielt sich unbeirrt neben ihm. Nur wenige Zentimeter trennten die Wagen voneinander. Osage gelangte zu der Ansicht, der andere könne doch nicht überholen, und drosselte das Tempo noch mehr. Aber der andere überholte immer noch nicht!
    Zornig drehte Osage den Kopf und wollte dem Dummkopf einen finsteren Blick zuwerfen. Doch bevor er das Gesicht des Mannes ausmachen konnte, spürte er einen stechenden Schmerz im Kopf.
    Und alles wurde schwarz.
    Auf Grund des miserablen Zustands der Straßen waren Einheimische und Ortspolizei keineswegs überrascht, als Osages Wagen völlig ausgebrannt neben der Straße gefunden wurde. Er war frontal gegen einen Baum gefahren. Bedauerlich, aber nicht ungewöhnlich. Ohne auch nur einen Blick auf den Körper zu werfen, erklärte der örtliche Leichenbeschauer, der Fahrer sei an den Folgen eines Unfalls gestorben, und entging so den Unannehmlichkeiten einer Autopsie. Hätte der Coroner seine Pflicht getan, hätte er herausgefunden, dass Samuel Osage von einem Schuss aus kurzer Entfernung getötet worden war. Weitere Ermittlungen hätten ergeben, dass die Kugel ein Fabrikat war, das ausschließlich vom FBI verwendet wurde. Noch gründlichere Ermittlungen hätten ans Tageslicht gebracht, dass ein junger Reporter auf dem Weg nach Little Rock von einem ähnlichen Schicksal ereilt worden war – und dass nicht alle Ergebnisse von Osages 1920er-Expedition nach Arkansas in einem Gewölbe in Washington begraben waren.
     

    ERSTER TEIL
     
    Farbe
    »Beim Kauf eines Diamanten muss man wissen, dass es auf die ›vier C‹ ankommt: Cut, Color, Clarity und Carat-weight – Schliff, Farbe, Reinheit und Karat. Das sind die Charakteristika, die Qualität und Wert eines Diamanten bestimmen.«
     
    »Schatten der Liebe.« Eine Broschüre über Verlobungsringe mit Brillantenfassung, herausgegeben von der Vereinigung amerikanischer Juweliere.
     
    »Ein Diamant ist Schönheit.«
     
    Werbeslogan der Waterboer Mines Ltd. 

1.
    Der Auftrag
    Heute
     
    US-Justizministerium (DOJ)
    Robert F. Kennedy Main Justice Building
    Washington, D. C., 10.20 Uhr
     
    Patrick Carlton eilte durch den Haupteingang der Festung aus Marmor und Granit, in der das amerikanische Justizministerium seinen Sitz hatte. Über ihm flatterte die mächtige amerikanische Flagge träge im kalten Wind. Er kam zu spät zur Arbeit – wieder einmal, weil er bis in die Nacht gearbeitet hatte und in den morgendlichen Stau geraten war. Carlton steckte seine ID-Karte in das elektronisch gesicherte Drehkreuz, winkte dem Wachmann zu und eilte über das Bodenmosaik mit dem Wappen der berühmten Behörde: Qui Pro Domina Justitia Sequitur, lautete das Motto unter dem Adler: Wer regieren will, muss die Gesetze befolgen.
    Carlton ersparte sich die langsamen Aufzüge, nahm stattdessen die anmutig geschwungene Treppe in den zweiten Stock und schritt durch endlose Gänge an unzähligen Bürotüren vorbei. Obwohl er ziemlich müde war, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Vereinigte Staaten gegen Global Steel war Carltons erster wichtiger Fall nach drei langen Jahren, in denen er frustrierende Zuträgerarbeit hatte leisten müssen. Es war ein bedeutender Fall, denn es ging um hohe Summen – und es war sein Fall. Carlton war Hauptanklagevertreter. Er traf die notwendigen Entscheidungen. Er war der Boss.
    Eine junge Anwältin, frisch von der Uni, kam ihm auf dem Flur entgegen. Carlton war ihr noch nicht offiziell vorgestellt worden. Sie war eine sehr anziehende junge Frau, doch sich in Untergebene zu verlieben oder gar ein Techtelmechtel anzufangen war nicht nur ein Bruch ungeschriebener Regeln im Ministerium; ein solches Verhalten konnte die sofortige Entlassung nach sich ziehen. Carlton wollte der jungen Frau soeben einen höflichen Guten Morgen wünschen, als ihm ihre besorgte Miene auffiel. Sie warf einen warnenden Blick auf sein Büro. Er blieb stehen und starrte verwirrt auf die Tür. Die junge Frau ging weiter und ließ einen Hauch Calandre zurück.
    Der Grund für ihr Mienenspiel wurde Carlton klar, als er die Tür seines Büros öffnete. Harry Jarvik, Chef der Abteilung Wirtschaftsprozesse beim Kartellamt des DOJ, hatte es sich hinter Carltons Schreibtisch gemütlich gemacht und die Füße hochgelegt.
    »Schön, schön. Guten Morgen, Carlton. Oder sollte ich lieber sagen, guten Nachmittag?« Demonstrativ schaute er auf seine Taschenuhr und nickte dramatisch. »Wie schön, dass Sie sich auch

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