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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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das gut aus, Pete?«
    Pete bellte kraftlos, und Anderson betrachtete den Beagle mit einer so tiefen Traurigkeit, dass sie selbst überrascht und beunruhigt war. Peter war ziemlich am Ende. Er jagte nur noch selten hinter Vögeln, Eichhörnchen, Backenhörnchen und hin und wieder einem Murmeltier her; der Gedanke, dass Peter ein Reh verfolgen könnte, war lächerlich. Auf dem Rückweg würde sie Peters wegen viele Pausen einlegen müssen, dabei war es noch gar nicht so lange her (zumindest beharrte ihr Verstand jedenfalls störrischerweise darauf), dass Peter ihr immer eine Viertelmeile voraus gewesen war und ganze Salven im Sturm durch das Unterholz gebellt hatte. Sie wusste, dass der Tag kommen würde, an dem sie zu dem Schluss gelangen würde, dass es so nicht weitergehen konnte; dann würde sie zum letzten Mal auf den Beifahrersitz des Chevrolet-Pick-ups tippen und Peter nach Augusta zum Tierarzt bringen. Aber nicht diesen Sommer, bitte, lieber Gott. Oder diesen Herbst oder Winter, bitte, lieber Gott. Oder jemals, bitte, lieber Gott.
    Denn ohne Peter würde sie einsam sein. Von Jim abgesehen, und Jim Gardener war im Lauf der vergangenen acht
Jahre mehr als nur ein wenig verschroben geworden. Immer noch ein Freund, aber … verschroben.
    »Schön, dass du zustimmst, Peter, du alter Kerl«, sagte sie und markierte die Stämme mit ein paar Bändern, wobei sie sehr genau wusste, dass sie sich vielleicht für einen anderen Holzschlag entscheiden würde und die Bänder hier verfaulen würden. »Dein guter Geschmack wird nur noch von deinem guten Aussehen überboten.«
    Peter, der genau wusste, was von ihm erwartet wurde (er war alt, aber nicht dumm), wedelte mit seinem zottigen Stummelschwanz und bellte.
    »Sei ein Vietcong!«, befahl Anderson.
    Peter ließ sich gehorsam auf die Seite fallen – er gab ein leises Winseln von sich –, rollte sich auf den Rücken und streckte alle viere von sich. Das erheiterte Bobbi fast immer, aber heute kam der Anblick ihres Hundes, der Vietcong spielte (Peter stellte sich auch bei den Worten »Kusch« oder »My Lai« tot) dem, worüber sie nachgedacht hatte, zu nahe.
    »Auf, Pete.«
    Peter erhob sich langsam und hechelte unter seiner Schnauze. Seiner weißen Schnauze.
    »Kehren wir um.« Sie warf ihm einen Hundekuchen zu. Peter schnappte danach und verfehlte ihn. Er schnüffelte, entfernte sich von ihm, kehrte dann zurück und verschlang ihn langsam, ohne sonderlichen Genuss. »Gut«, sagte Anderson. »Komm jetzt.«
    3
    Weil ein Schuh fehlte, ging das Königreich verloren … weil ein Weg gesucht wurde, wurde das Schiff gefunden.
    In den dreizehn Jahren, in denen das Garrick-Anwesen nicht zum Anderson-Anwesen geworden war, war Anderson bereits hier gewesen; sie kannte den Hang, eine große Menge Totholz, das hier von Papiermachern zurückgelassen worden war, die wahrscheinlich alle schon vor dem Koreakrieg gestorben waren, eine große Fichte mit gespaltener Krone. Sie würde keine Mühe haben, zu dem Pfad zurückzufinden, den sie mit dem Tomcat benutzen würde. Es war durchaus möglich, dass sie schon ein, zwei oder ein halbes Dutzend Mal an der Stelle vorbeigekommen war, an der sie stolperte, und sie vielleicht um wenige Schritte oder Fuß oder nur einen Handbreit verfehlt hatte.
    Diesmal folgte sie Peter, als der Hund sich etwas nach links entfernte, und der Pfad war bereits zu sehen, als einer ihrer alten Wanderschuhe gegen etwas stieß … heftig gegen etwas stieß …
    »He!«, rief sie, aber trotz ihrer rudernden Arme war es zu spät. Sie fiel vornüber. Ein Ast von einem niedrigen Strauch kratzte ihr so heftig übers Gesicht, dass Blut floss.
    »Scheiße!«, rief sie, und ein Blauhäher verspottete sie.
    Peter kam zurück, zuerst schnüffelte er, dann leckte er ihre Nase.
    »Himmel, lass das, du stinkst aus dem Maul!«
    Peter wedelte mit dem Schwanz. Anderson setzte sich auf. Sie rieb sich die linke Wange und sah Blut auf Handfläche und Fingern. Sie ächzte.
    »Na, großartig«, sagte sie, und suchte, über was sie gestolpert sein konnte – wahrscheinlich ein heruntergefallener Ast oder ein Stein, der aus dem Boden ragte.

    In Maine gab es viele Steine.
    Was sie sah, war das Schimmern von Metall.
    Sie berührte es, strich mit dem Finger darüber, und blies dann die schwarze Walderde weg.
    »Was ist das?«, fragte sie Peter.
    Peter kam näher, schnüffelte daran und tat dann etwas Seltsames. Der Beagle wich zwei Hundeschritte zurück, setzte sich und stieß ein einziges lang

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