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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gezogenes Heulen aus.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Anderson, aber Peter saß einfach nur da. Anderson robbte, immer noch sitzend, auf dem Hosenboden ihrer Jeans näher. Sie begutachtete das Metall am Boden.
    Etwa eine Handbreit ragte aus dem mulchigen Boden heraus – gerade so viel, dass man darüber stolpern konnte. Das Gelände stieg hier leicht an, und vielleicht hatte das abfließende Wasser der heftigen Frühlingsregen es freigeschwemmt. Anderson dachte zuerst, dass die Arbeiter, die in den Zwanziger – und Dreißigerjahren das Gebiet hier mit riesigen Skiddern abgeholzt hatten, einen Teil ihrer Abfälle hier vergraben haben mussten, die Küchenabfälle eines »Holzfäller-Wochenendes«, wie man damals einen drei Tage dauernden Holzschlag nannte.
    Eine Blechdose, dachte sie, B&M Bohnen oder Campbell’s Suppe. Sie wackelte daran, als wollte sie eine Dose aus dem Boden lösen. Dann dachte sie, dass nur ein alter Tattergreis über eine aus dem Boden ragende Konservendose stolpern könnte. Das Metall in der Erde bewegte sich nicht. Es war so solide wie Muttergestein. War es vielleicht ein altes Ausrüstungsstück der Holzfäller?
    Fasziniert betrachtete Anderson es noch eingehender. Sie bemerkte dabei nicht, dass Peter aufgestanden und weitere vier Schritte zurückgewichen war und sich dann wieder gesetzt hatte.

    Das Metall war mattgrau – nicht die helle Farbe von Weißblech oder Eisen im Allgemeinen. Und es war dicker als eine Dose, an der Spitze vielleicht sechs bis sieben Millimeter. Anderson berührte es mit der Kuppe des rechten Zeigefingers und verspürte ein kurzes, seltsames Kribbeln, wie eine Vibration.
    Sie nahm den Finger weg und sah ihn zweifelnd an.
    Hielt ihn wieder hin.
    Nichts. Kein Kribbeln.
    Jetzt nahm sie es zwischen Daumen und Zeigefinger und versuchte, es aus der Erde zu ziehen wie einen lockeren Zahn aus dem Zahnfleisch. Es ging nicht. Sie umklammerte das vorstehende Metall ungefähr in der Mitte. Es versank wieder in der Erde – jedenfalls hatte sie diesen Eindruck – , auf beiden Seiten kaum drei Finger breit. Später erzählte sie Jim Gardener, dass sie vierzig Jahre lang dreimal täglich daran hätte vorbeigehen können, ohne jemals darüber zu stolpern.
    Sie strich lose Erde beiseite und legte noch etwas mehr davon frei. Sie grub mit dem Finger einen etwa drei Fingerbreit tiefen Graben darum herum – der Boden gab wie jeder Waldboden ohne Weiteres nach, jedenfalls bis man zum Wurzelgeflecht vorgestoßen war. Es erstreckte sich noch weiter in den Boden. Anderson ging auf die Knie und grub an beiden Seiten weiter. Sie zog erneut daran. Es rührte sich nicht.
    Sie scharrte mit den Fingern rasch mehr Erde beiseite und legte zunehmend mehr frei – sie sah zwei Handbreit graues Metall, nun drei, dann einen Fußbreit.
    Es ist ein Auto, oder ein Lastwagen oder ein Skidder, dachte sie plötzlich. Hier draußen begraben, im tiefsten Niemandsland. Oder eine Art Herd von Landstreichern. Aber warum hier?

    Ihr fiel kein Grund ein; überhaupt kein Grund. Sie fand von Zeit zu Zeit Sachen im Wald – Patronenhülsen, Bierdosen (die ältesten davon nicht mit Verschlusslaschen, sondern mit dreieckigen Löchern, die von etwas herrührten, was man in den nebulösen und fernen Sechzigerjahren als »church key« bezeichnet hatte), Einwickelpapier von Süßigkeiten, andere Dinge. Haven lag an keiner der beiden großen Touristenrouten von Maine, von denen eine durch das Gebiet der Seen und Berge im äußersten Westen des Staates verläuft und die andere im äußersten Osten an der Küste entlang, aber es war auch schon lange, sehr lange nicht mehr Urwald. Einmal (damals war sie über die Mauer ihres Anwesens geklettert und hatte unbefugt das Gelände der New England Paper Company betreten) hatte sie die verrostete Karosserie eines Hudson Hornet aus den späten Vierzigerjahren gefunden; sie stand da, wo sich einst eine Straße befunden hatte, aber jetzt, mehr als zwanzig Jahre nach Einstellung der Holzfällerarbeiten, nur noch ein Wirrwarr von Zweitbewuchs vorhanden war, den die Einheimischen Scheißholz nannten. Es hatte auch keinen Grund gegeben, warum dieser Koloss von Auto dort gestanden hatte – aber das war einfacher zu erklären gewesen als ein Herd oder Kühlschrank oder ein anderes verdammtes Ding, das tatsächlich im Boden vergraben worden war.
    Sie hatte zwei einen Fuß lange Gräben zu beiden Seiten des Gegenstands ausgehoben, ohne sein Ende zu finden. Sie war fast einen Fuß in

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