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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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streng nach Vorschrift. Er kommt zu dir aufs Revier.»
    «Wie du willst. Kann ich sonst was für euch tun?»
    Heinlein schüttelte wortlos den Kopf.
    Kilian legte die Hand auf seine Schulter. «Lass mich wissen, wenn du deine Meinung änderst. Hörst du?»
    Heinlein nickte. «Danke.»
    «Gut, dann gehe ich jetzt los. Karl und Pia wollten nach der Mittagspause mit dem Jungen anfangen. Ich halte dich auf dem Laufenden.»
    «Aber nicht offiziell.»
    Kilian versprach es.
    In trüben Gedanken versunken blieb Heinlein allein zurück. Er fragte sich, ob er nicht schon früher hätte erkennen müssen, dass sich Thomas immer weiter von der Familie entfernte. In den letzten Monaten war er kaum noch zu Hause. Ständig auf Achse, mit seinen Freunden
abhängen
, wie er sich ausdrückte. Abhängen, was war das überhaupt für ein Ausdruck? Hatten die Jugendlichen von heute nichts anderes mehr im Sinn, als faul rumzusitzen und ein Bier nach dem anderen zu trinken?
    Und jetzt auch noch Drogen. Claudia wusste bestimmtnichts davon. Er würde sie heute Abend einweihen müssen, wenn sie gemeinsam beim Abendbrot saßen. Endlich wieder einmal alle zusammen, so wie in den guten alten Zeiten. Wie würde sie reagieren, wenn sie erfuhr, dass Thomas drogenabhängig war? Heulen oder toben oder beides gleichzeitig? In dieser Hinsicht war sie unberechenbar.
    Vielleicht hätte er früher ein Machtwort sprechen müssen. Dann wäre es gar nicht so weit gekommen. Nach der Schule ausruhen, Hausaufgaben machen, gemeinsames Abendbrot, miteinander reden und ab in die Kiste. Basta. Da konnte nichts schiefgehen.
    Was würde morgen in der Zeitung stehen?
Sohn von Erstem Kriminalkommissar erschlägt im Drogenwahn einen Freund
?
Unvorstellbar. Claudia würde vollends den Verstand verlieren. Seit seiner Beförderung waren sie in diese viel zu große und vor allem zu teure Wohnung gezogen, hatten unsinnige Anschaffungen gemacht und einen Urlaub in Südfrankreich verbracht, der für zwei in Österreich gereicht hätte. Das konnte so nicht weitergehen, denn er wollte keinen weiteren Kredit aufnehmen.
    Alles hing an den Zeugenaussagen der Jungen. Wenn sie Thomas keine böse Absicht unterstellten, dann blieb es im günstigsten Fall bei einem Unfall mit Todesfolge. Andernfalls lief es auf fahrlässige Tötung hinaus. Das Blut an Thomas’ Jacke durfte in keinem Fall von dem Jungen stammen. Hoffentlich hatte er nicht gelogen.
    Eine Stimme im Hintergrund unterbrach. «Magst’d was anders, Schorsch?», fragte die Bedienung.
    Heinlein verneinte und zückte sein Portemonnaie. «Was kriegst’d?»
    «Fünfzehn achtzig.»
    Er erschrak. «Für’n paar Bratwürscht und’n Schoppen?»
    «Der Kilian hat g’sacht, seins geht auf dich.»
    «Na, Mahlzeit.» Er legte einen Zwanziger auf den Tischund ließ es damit gut sein. Als er aufstand, wollte er doch noch eine Frage beantwortet haben. «Sag mal, Luzia, du stammst doch aus Üttingen?»
    «Ja, warum?»
    «Hat bei euch draußen net a mal a Weiße Fra g’spukt?»
    «A Weiße Fra? Ja, da war mal was. Vor’n paar Jahr oder no länger will’se eener aus der Nachbarschaft auf’m Feld g’sehn hab.»
    «Und, hat’se ihm was gemacht?»
    «Nee, die is gleich widder verschwunne, sobald’se bemerkt worn is.»
    «Der Nachbar   … glebbst ihm die G’schicht?»
    Luzia zuckte mit den Schultern. «Wess nit. Auf jeden Fall geht er seitdem widder in die Kärch.»

6
    In der Mittagshitze lag das Dorf wie ausgestorben da. Die Rollos waren bis zur Hälfte heruntergelassen, und die Blumen in ihren Kästen kämpften einen aussichtslosen Kampf gegen die Sonne. Niemand zeigte sich an den Fenstern, geschweige denn auf der Straße. Die heiße Luft hatte sich wie eine Decke über die alten Häuser aus Bruchstein gelegt.
    Heinlein lenkte den Wagen vorbei an dem kleinen Edeka-Laden, der geschlossen war, geradewegs auf eine alte Linde zu, die am Ortsausgang ein wenig Schatten spendete. Davon profitierten etwaige Besucher einer alten Holzbank wie auch mehrere Gräber hinter der angrenzenden Friedhofsmauer.
    Er parkte den Wagen und stieg aus. Ein streunender Hund lag hechelnd in einer Ecke. Auch er litt unter der Hitze. Mühselig schluckte er den trockenen Speichel auf seiner Zunge hinunter, in der Hoffnung, etwas von dem Fremden zugesteckt zu bekommen. Heinlein spendierte ihm den Rest seiner Wasserflasche, den der kleine Kläffer gierig aufschlabberte.
    Heinleins Schritte knirschten unter den Kieselsteinen des Friedhofs. Die Gräber an den Seiten

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