Das Motel
das Radio wieder aus. Sie schlurfte hinter dem Tresen hervor, schob sich durch den Vorhang und ging nach hinten in ihre Wohnung.
KAPITEL 3
»Wieso hat das denn so lange gedauert, Eddy?«
»Beruhige dich, Mann. Ich musste doch erst mal bezahlen und alles.«
Eddy sprang auf den Fahrersitz und knallte die Tür zu.
»Wer war da drin? Wie viele?«
Eddy lachte. »Scheiße. Beruhig dich, hab ich gesagt. Da ist nur irgend so ’ne alte Schachtel drin.«
»Hast du sonst noch wen gesehen?«
»Mach dir nicht so viele Gedanken.« Er gab Al einen leichten Klaps auf die Wange. »Wir haben Hütte Nummer drei.«
Eddy löste die Handbremse und steuerte auf die Hütte direkt gegenüber dem Büro zu. Der Wagen holperte über den Waldboden.
»Hast du irgendwo ’ne Karte gesehen?«, fragte Al.
»Im Büro? Nee. Ich hab nichts gesehen.«
»Ist wie ausgestorben hier«, fügte Al hinzu.
Eddy sah zu Al hinüber, dessen Gesicht zu einer nervösen, angsterfüllten Maske verzerrt war. »Entspann dich, Alfred. Wir sind mitten in den Bergen. Hier wird uns keiner finden.«
»Das hoffe ich«, erwiderte Al.
Sie hielten vor der Hütte an und die Scheinwerfer ließen eine geschwungene, aus schwarzem Metall gegossene Drei aufleuchten.
»Da wären wir«, verkündete Eddy.
Die Hütte war, genau wie alle anderen, relativ klein und sah ziemlich verfallen aus. Aber sie lag abgeschieden und dafür war Eddy dankbar. Die Nachbarhütten standen links und rechts etwa fünf oder sechs Meter entfernt.
»Scheiße!«, platzte es aus Al heraus. »Du hast ihnen doch nicht deinen richtigen Namen und deine Adresse gegeben, oder?«
»Wofür hältst du mich denn? Natürlich nicht.« Eddy schüttelte den Kopf. »Jetzt komm schon, lass uns reingehen.«
»Warte ’ne Sekunde«, sagte Al. »Ich würde mich viel wohler fühlen, wenn wir den Wagen hinten parken würden. Damit ihn keiner sieht, du weißt schon.«
Eddy nickte. »Gute Idee. Man kann nicht vorsichtig genug sein.«
Er setzte zurück und fuhr durch die Lücke zwischen den beiden Holzhäuschen auf die Rückseite. Als der Wagen vollständig hinter ihrer Hütte verborgen war, blieb er stehen. Eddy beugte sich hinunter, griff nach den beiden Drähten unter der Armatur und löste sie voneinander. Der Motor erstarb. Eddy schaltete die Scheinwerfer aus. Nun saßen sie in völliger Dunkelheit. Das einzige Geräusch war der Wind, der draußen heulte.
»Und jetzt?«, fragte Al.
»Jetzt gehen wir rein und denken darüber nach, was wir als Nächstes machen werden.«
»Was ist mit …?« Al deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Kofferraum.
»Gar nichts«, antwortete Eddy. »Läuft uns ja nicht weg.«
Sie sprangen aus dem Wagen. Der Wind blies unerbittlich, und obwohl sie sich noch nicht allzu hoch in den Bergen befanden, war die Nachtluft deutlich kühler.
Eddy atmete tief ein. »Ah, ich liebe den Geruch von Kiefern. Du nicht auch?«
»Ist mir eigentlich scheißegal. Komm schon.« Al ging ein paar Schritte an der Hütte entlang.
Eddy lächelte. »Ehrlich, Alfred, du musst dich dringend ein bisschen entspannen. Atme ein paarmal ganz tief ein …«
»Nenn mich nicht Alfred«, nörgelte er.
Sie trotteten zur Vorderseite der Hütte. Eddy griff in die Tasche seiner Jeans und angelte den Schlüssel heraus. »Hier ist es irgendwie unheimlich«, sagte er und schaute sich um. »Findest du nicht auch?«
»Wenn du meinst«, erwiderte Al.
»Aber passt ja irgendwie zu Halloween und so, oder?«
Al starrte ihn finster an. »Komm schon, Eddy, bleib mal ernst.«
»Tut mir leid.«
Eddy öffnete die Hüttentür und sie traten ein. Al knipste das Licht an.
»Ich hab doch gesagt: unheimlich«, murmelte Eddy.
»Erinnert mich ein bisschen an dieses alte Haus in Sherwood, in dem wir letztes Jahr waren.«
»Scheiße, ich erinnere mich«, stimmte Eddy zu. »Das, in dem diese ganzen Morde passiert sind. Was hat die alte Frau noch gleich gesagt?«
»Welche? Die Fremdenführerin?«
»Ja. Irgendwas von einem Mann in einem Gorillakostüm.«
»Weiß ich nich’ mehr.«
»Das war ein super Wochenende, oder? Wie hieß noch mal das Motel, in dem wir übernachtet haben?«
»Äh … Sleepy Hollow Inn, glaube ich.«
»Ja, genau. Verdammt, das Drecksloch war ein richtiger Palast, verglichen mit dem hier.«
Die Hütte war klein und sehr spärlich eingerichtet. Sie verfügte über zwei bescheidene Betten, einen Schrank, eine Kommode und einen kleinen Kühlschrank. Außerdem gab es eine Tür, die, wie Eddy annahm, ins
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