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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Flugzeugs.«
    »Ich dachte, Neutrinos hätten keine Ladung.«
    »Haben sie auch nicht«, sagte Dan geduldig. »Deshalb muss man dort suchen, wo Spuren herausführen, aber keine hinein. Na, fällt der Groschen? Wir haben massenhaft Zähler und Magneten unter-halb der Emulsion, und wir messen die Photonen mit einer zwanzig Tonnen wiegenden Bleiglas-Detektorgruppe, und die Resultate werden auf Laser-Discs gespeichert und von der Datengewinnungs-Software analysiert…«
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    Er erzählte munter weiter und verfiel dabei in einen Jargon, dem sie nicht zu folgen vermochte.
    Und dann kamen sie auf die Neutrinos selbst zu sprechen.
    Neutrinos schienen ein ›Schattendasein‹ zu führen: ohne Ladung und ohne Masse, nur einen Hauch Energie mit einer Art geister-haftem quantenmechanischem Spin mit dem Betrag der Lichtgeschwindigkeit. Wirbelnden Geistern gleich. Die meisten von ihnen waren aus dem Urknall entstanden – oder kurz darauf, als das ganze Universum eine Suppe aus heißen subatomaren Teilchen war.
    Neutrinos zerfielen nicht. Deshalb waren Neutrinos überall. Ihr Leben lang würde sie in einem Meer aus Neutrinos schwimmen, den Relikten jener ersten Millisekunde, von denen eine Milliarde auf ein Teilchen normaler Materie kamen.
    Bei dieser Vorstellung fühlte sie ein seltsames Kribbeln, als ob sie spürte, wie die uralte unsichtbare Flüssigkeit sie durchspülte.
    Und nun hatten Menschen Wellen über die Oberfläche jenes transparenten Meers geschickt. Und es schien, dass die Wellen zu-rückliefen.
    Dan redete stakkatoartig; so aufgeregt hatte sie ihn noch nie erlebt. Malenfant hörte wie gebannt zu. »Eigentlich produzieren wir Neutrino-Impulse mit einer Dauer von einer Millisekunde«, sagte Dan und zeigte auf ein Balkendiagramm mit einer Serie gleich hoher Säulen. »Bis gestern haben wir nur unsre eigenen unmodifizierten Impulse aufgefangen. Und dann – das hier.«
    Ein neues Balkendiagramm mit einer langen Reihe vieler Impulse. Ein paar Säulen schienen nun zu fehlen oder waren deutlich kleiner.
    Dan wies mit einem Wurstfinger auf die Lücken. »Sehen Sie? Im Durchschnitt scheinen diese Ereignisse etwa die halbe Neutrino-Anzahl der anderen aufzuweisen. Also die halbe Energie.« Er schaute Emma an und suchte nach einem Anzeichen des Verstehens. »Das ist exakt das, was wir erwarten würden, wenn jemand 123
    am Unterlauf der Zeit die Möglichkeit hat, die Voraus-Neutrinos zu unterdrücken. Die retardierten Neutrinos hätten dann nur die halbe Kraft…«
    »Aber das wäre nur ein sehr geringer Effekt«, sagte Emma. »Sie sagten selbst, dass Neutrinos nur schwer nachzuweisen seien. Es muss noch andere Erklärungsmöglichkeiten dafür geben, ohne gleich Wesen aus der Zukunft zu beschwören.«
    »Das ist richtig«, sagte Dan. »Falls dieses Phänomen aber langlebig genug ist, wird es uns gelingen, andere Ursachen auszuschließ-
    en. Zumal das noch nicht alles ist. Wir haben inzwischen genug Daten, um zu zeigen, dass die Lücken sich wiederholen. In einem Muster.«
    »Das ist mir aber neu«, warf Malenfant ein. »Ein sich wiederho-lendes Muster? Ein Signal?«
    Dan fuhr sich durch sein fettiges Haar. »Ich wüsste nicht, was es sonst sein sollte.«
    Emma fror trotz der stickigen Wärme in der Kammer.
    Dan erzeugte eine vereinfachte Zusammenfassung mehrerer Pe-rioden des Musters, eine Kette aus schwarzen und weißen Kreisen.
    »Schauen Sie sich das an. Die schwarzen Kringel sind Impulse mit voller Energie, die weißen mit halber Energie. Hier haben wir eine Kette von sechs weißen. Dann folgen zwei schwarze. Dann ein unregelmäßiges Muster aus zwölf Impulsen. Dann wieder eine Gruppe aus zwölf Schwarz-Weißen, die von der Kombination aus zweimal schwarz und sechsmal weiß ›eingerahmt‹ wird. Ich glaube, dass wir hier Begrenzungen um diese beiden Ketten aus zwölf Impulsen haben. Und die werden ständig wiederholt. Manchmal treten kleine Abweichungen auf, aber wir führen das auf die experimentelle Unschärfe zurück.«
    »Falls es ein Signal ist, was bedeutet es dann?« fragte Malenfant.
    »Binärzahlen. Die Signale sind Binärzahlen«, sagte Emma.
    Sie drehten sich beide zu ihr um.
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    »Binärzahlen?« sagte Malenfant. »Wieso Binärzahlen?«
    Sie lächelte erschöpft; sie hatte den Jetlag immer noch nicht überwunden. »Weil solche Signale immer Binärzahlen enthalten.«
    Dan nickte. »Ja, genau. Darauf hätte ich selbst kommen müssen.
    Wir müssen lernen, so zu denken wie Cornelius. Die am Unterlauf kennen uns.

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