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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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dabei finster an.
    Cornelius rief ungerührt weitere Softscreen-Daten auf und berichtete Malenfant das bisschen, das über den Asteroiden Nummer 3753 bekannt war.
    »3753 befindet sich nicht im Hauptgürtel. Es handelt sich vielmehr um ein erdnahes Objekt wie Reinmuth. Etwas, das die Astronomen als Aten bezeichnen.«
    Malenfant nickte. »Dann verläuft sein Orbit überwiegend innerhalb des Erdorbits.«
    »Er wurde in Australien entdeckt. Im Zuge einer Routine-Beobachtung des Siding Springs-Observatoriums. Bisher hat man keine sorgfältigen Spektral-oder Radaruntersuchungen durchgeführt.
    Aber wir glauben, dass es sich um einen C-Typ handelt: einen koh-lenstoffhaltigen Chondriten, keinen Nickel-Eisen-Typ wie Reinmuth. Wassereis und Kohlenstoff-Verbindungen. Er ist wahrscheinlich vom äußeren Gürtel eingewandert – weit genug von der Sonne entfernt, um das flüchtige Eis und die organischen Stoffe zu behalten –, oder er ist ein Kometenkern. Wie auch immer, wir 131
    schauen auf einen Trümmerbrocken, der von der Entstehung des Sonnensystems übrig geblieben ist. Unvorstellbar alt.«
    »Wie groß ist er?«
    »Niemand weiß es mit Bestimmtheit. Aber der Durchmesser wird auf knapp fünf Kilometer geschätzt.«
    »Hat das Ding auch einen Namen?«
    Cornelius lächelte. »Cruithne.« Er legte die Betonung auf die letzte Silbe. »Ein alter irischer Name. Die Vorfahren der Pikten.«
    Malenfant war perplex. »Was hat das mit Australien zu tun?«
    »Es hätte schlimmer kommen können. Es gibt Asteroiden, die nach Ehegatten, Haustieren und Rockstars benannt sind. Cruithne hat die Namensgebung allerdings seiner Bahn zu verdanken.« Cornelius wies auf ein paar Ziffern. »Diese Zahlen zeigen das Perihel, das Aphel und die Exzentrizität des Asteroiden.«
    Asteroid 3753 umkreiste die Erde in etwas weniger als einem Er-denjahr. Aber er folgte keiner einfachen Kreisbahn wie die Erde; stattdessen holte er über den Venusorbit bis zum Mars aus. »Und«, sagte Cornelius, »er hat einen schrägen Orbit…«
    In Cornelius' Grafiken erschien der Orbit von 3753 als eine ausgebeulte Ellipse, die zur Ekliptik, der Hauptebene des Sonnensystems, geneigt war wie ein tief in die Stirn gezogener Hut.
    Malenfant ließ diese ›ausschweifende‹ Trajektorie auf sich wirken. »Und wodurch wird er zu einem Erdmond?«
    »Kein Mond im eigentlichen Sinn. Betrachten Sie ihn als Begleiter. Der Punkt ist, dass sein Orbit mit dem Erdorbit gekoppelt ist.
    Ein Team kanadischer Astronomen hat das 1997 festgestellt. Sehen Sie.«
    Cornelius präsentierte eine Grafik, die die Umlaufbahnen der Erde und von Cruithne aus einer Perspektive oberhalb des Sonnensystems zeigten. Die Erde driftete als blauer Punkt gemächlich auf der fast kreisförmigen Umlaufbahn um die Sonne. Verglichen damit schlug Cruithne Kapriolen.
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    »Angenommen, wir folgen der Erde. Dann sehen Sie, wie Cruithne sich im Verhältnis zu ihr bewegt.«
    Der blaue Punkt wurde langsamer und hielt schließlich an. Vor Malenfants geistigem Auge führte das Bild einen Umlauf durch, wobei eine Umdrehung einem Erdjahr entsprach.
    Relativ zur Erde holte Cruithne zur Venus aus – innerhalb des Erdorbits – und jagte dann vor der Erde her. Dann scherte er aus dem Erdorbit aus, wobei er fast den Mars streifte und wartete, bis die Erde aufgeschlossen hatte. Im Vergleich zur Erde beschrieb er einen nierenförmigen Pfad, eine dicke, verzerrte Ellipse, die zwischen die Umlaufbahnen von Mars und Venus gequetscht war.
    Im nächsten ›Jahr‹ kehrte Cruithne auf der ›Niere‹ zurück – aber nicht ganz; die zweite ›Niere‹ eilte der ersten nämlich etwas voraus.
    »Insgesamt bewegt 3753 sich schneller um die Sonne als die Er-de. Also entfernt er sich auf seiner spiralförmigen Bahn von Jahr zu Jahr weiter von uns …« Er ließ die Animation für eine Weile laufen. Cruithnes Umlaufbahn war die Resultierende beider Bewegungen. Jedes Jahr folgte der Asteroid seiner nierenförmigen Bahn.
    Und mit den Jahren verschob die ›Niere‹ sich auf der Erdumlaufbahn und erzeugte dadurch eine Spirale im entgegengesetzten Uhrzeigersinn um die Sonne.
    »Das eigentlich Interessante geschieht aber, wenn die ›Niere‹ sich wieder der Erde nähert.«
    Die ›Niere‹ wanderte langsam auf den blauen Punkt zu, bis sie die Erde zu tangieren schien. Malenfant erwartete, dass sie sich auf der spiralförmigen Bahn um die Sonne weiterbewegte.
    Das tat sie aber nicht. Die ›Niere‹ bewegte sich in der entgegengesetzten

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