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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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in den Himmel.
    Manekatos Phantasie schlug Kapriolen. Sie ergriff Babos Hand und erinnerte sich widerwillig, wie sie Nemoto durch die Fremdartigkeit der Abbildung geleitet hatte.
    Babo grinste seine Schwester an. »Das ist fremdartig und beängstigend – vielleicht sind wir nun an der Reihe, uns in Demut zu üben –, aber ich bin sicher, dass wir nichts finden werden, das sich nicht wissenschaftlich erklären ließe.«
    »Du hast wirklich ein sonniges Gemüt«, sagte sie trocken.
    Er lachte.
    »Aber es wäre noch zu früh, uns diesem Phänomen zu nähern«, sagte sie.
    »Ja. Wir müssen es erst studieren.«
    »Nicht nur das.« Sie schauten sich an und hielten stumme Zwie-sprache. »Das ist nicht für uns allein, sondern für alle Hominiden.«
    »Ja«, sagte er. »Aber wie lang werden wir noch warten müssen?«
    »Ich glaube, wir werden es bald erfahren …«
559
    Plötzlich zuckte ein blauer Blitz durch die Luft. Er war schmerzhaft grell und schien Manes Kopf zu erfüllen; es erinnerte sie unangenehm an die Strafe, die sie den Elfen-Leuten auferlegt hatte.
    Sie hob den Kopf. »… Ah. Schau, Babo!«
    Am Himmel trieb eine neue Welt. Sie sah aus wie eine riesige Stahlkugel. Die Atmosphäre wirkte außer ein paar Wolkenbändern und -wirbeln klar. Doch unter den Wolken war kein Land: Kein Fleckchen Erde, keine Kontinente oder Inseln, nichts außer einem grau schimmernden Meer, das sich von einem Pol zum andern erstreckte. Es gab nicht einmal nennenswerte Polkappen: Nur zerklüftete und zersplitterte Packeisformationen, die an der Achse dieser großen Welt klebten. Das einzige besondere Merkmal außer den Polen war ein blutrot glühender Ring, vielleicht ein großer unterseeischer Vulkan. Und hier und dort sah sie vereinzelte rußig schwarze Dunst-oder Rauchschwaden über dem Weltmeer. Obwohl es sich um eine Wasserwelt handelte, war sie geologisch aktiv.
    Es war ein ebenso erstaunlicher wie erschreckender Anblick – Manekatos Kleinhirn wusste aus fünf Millionen Jahren der Beobachtung, dass Dinge am Himmel sich nicht Knall auf Fall veränderten – und sie musste an sich halten, um nicht zu verzagen.
    »Das ist eine neue Erde«, sagte Babo lakonisch. »Dann sind wir also auf diesem Roten Mond geritten und haben eine Transition abgeschlossen. Höchst interessant.«
    »Ja.« Sie umklammerte die Hände ihres Bruders. Trotz der lässig hingeworfenen Worte zitterte er. »Und nun sind wir wirklich von dieser Welt, Babo.«
    Das stimmte. Denn die Gestreifte Erde, Manekatos Erde, war verschwunden.
560
Emma Stoney:
    Mit Joshua, Mary und Julia wanderte Emma nach Süden, dem Ort entgegen, wo – wie die Hams sich ausdrückten – der Wind den Boden berührte.
    Emma war mittlerweile ziemlich abgehärtet. Solang sie keine Geschwüre an den Beinen bekam, sich nicht in Lianen oder Dornbü-
    schen verfing und von den Schlangen und den unzähligen Insekten verschont wurde, die sich wie Raketen mit Infrarotsensoren auf alle ungeschützten Körperstellen stürzten, vermochte sie lange Märsche zu überstehen und jeden Tag Meile um Meile zu bewältigen, durch Wüste und Halbwüste, Steppe und sogar durch dichten Wald.
    Die Hams hatten mehr Schwierigkeiten. An schierer Kraft waren sie Emma weit überlegen, doch für Langstrecken-Märsche waren sie von ihrer Statur her nicht geschaffen. Sie schauten verlegen, während sie dahintrotteten, und nach ein paar Tagen sah Emma, dass sie Schmerzen in den Hüften, den Gelenken der O-Beine und in den großen platten Füßen hatten. Außerdem mutmaßte sie, dass so sesshafte Wesen wie diese Hams ein tiefes Unbehagen verspüren mussten, während sie sich fernab von jeder Ansiedlung durch die Landschaft schleppten. Sie stöhnten wortlos und rieben sich ungeniert die intimeren Stellen der Anatomie, aber sie beklag-ten sich nie – weder bei ihr noch sonst jemandem.
    Die Tage waren lang und heiß, und die Nächte, die sie unter behelfsmäßigen Schutzdächern verbrachten, waren kalt und höchst unangenehm. Die Hams schienen die Gabe zu besitzen, zu schlafen, wo sie gerade lagen. Die mächtigen, muskulösen Körper waren noch im Schlaf angespannt und hart wie Marmorskulpturen.
    Emma dagegen hatte große Mühe, bequem zu liegen. Sie wickelte sich in Fallschirmseide und rollte Strümpfe und andere Kleidungsstücke zu einem Kopfkissen zusammen.
561
    Die Sachen gehörten zum großen Teil Malenfant.
    Sie hatte sich zwingen müssen, alles von ihm mitzunehmen, das sich vielleicht als nützlich erweisen würde;

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