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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sogar die Lupenlinse, die über Umwege von ihr zu ihm gelangt war. Es war keine Sentimentalität – wäre sie sentimental gewesen, hätte sie das Zeug mit ihm begraben –, sondern eine Frage der ›Vorteilsnahme‹, wodurch sie ihr eigenes Überleben vielleicht verlängerte. Nicht dass allzu viel übrig gewesen wäre, obwohl Malenfant im Rahmen einer gut ausgerüsteten Expedition zu diesem Roten Mond gekommen war.
    Im Gegensatz zu ihr, die hilflos durchs Rad gefallen war. Du Idiot, Malenfant.
    Auf jeden Fall wickelte sie sich jede Nacht in Malenfants zerlumpte Kleidung und roch die letzten Spuren seines Geruchs.
    Sie marschierten tagein, tagaus. Die Hams hielten sich tapfer, als ob jeder tapsige Schritt von einem unsichtbaren Navigationssys-tem geleitet würde.
    Emma fragte sich, wie Leute, die seltener den Wohnort wechselten, als auf der Erde Reiche kamen und vergingen, überhaupt imstande waren, ihren Weg über solche Entfernungen zu finden. Sie versuchte, Julia darauf anzusprechen. Doch Julia war nicht sehr gesprächig. Sie hob nur die mächtigen Schultern. »Lange Zeit. Leute kommen, Leute gehen. Mal so, mal so. Siehste?«
    Nein, Emma sah nichts. Aber vielleicht hing es auch mit den großen zeitlichen Maßstäben der Neandertaler zusammen, die viel größer waren als die der Menschen.
    Die in ihren Höhlen und Hütten hockenden Hams kannten keine saisonalen oder jährlichen Zusammenkünfte, wie sie von menschlichen Gemeinschaften abgehalten wurden. Aber es musste trotzdem gelegentliche Kontakte geben, wenn zum Beispiel ausge-schwärmte Jagdtrupps sich über den Weg liefen oder wenn eine Gruppe zu einem Standortwechsel gezwungen wurde, beispielswei-562
    se wegen einer Naturkatastrophe, einer gefluteten Höhle oder eines Erdrutsches.
    Die Natur der Hams war so statisch, dass auch sporadische Kontakte – die nicht einmal in jeder Generation stattfinden mussten – genügten, um sie auf dem Laufenden zu halten. Wenn man wusste, dass Onkel Fred und Tante Wilma in einer zwei Tagesmärsche entfernten Höhle hausten, konnte man absolut sicher sein, dass sie dort bis ans Ende ihrer Tage leben würden. Und so hatten die Hams und ihre Vorväter über Generationen, Stück für Stück und aus vielen kleinen Hinweisen eine Art Weltkarte erstellt. Die Ham-Welt war ein Ort geologischer Stabilität, die Standorte ihrer Nie-derlassungen waren so fest verankert wie die Positionen von Bergen, Felsen und Flüssen und verschoben sich nur mit den langsamen Veränderungen des Klimas.
    Es war eine eigentümlich tröstliche Weltsicht, mit einer gewissen Ruhe und Ordnung erfüllt: Wo es keine umwälzenden Veränderungen gab und wo jede Person ihren Platz an der Sonne hatte, im Einklang mit der Natur. Aber es war eben keine menschliche Weltsicht. Leute, verwurzelt wie Bäume … Sie versuchte es zu begreifen, aber es überstieg ihr Vorstellungsvermögen.
    Und vielleicht lag sie auch völlig falsch. Vielleicht arbeiteten die Hams mit Ultraschall, Telepathie oder mit Astralprojektionen. Sie wusste es nicht, und Julia war auch nicht in der Lage, Fragen zu beantworten, die Emma kaum zu formulieren vermochte – also würde sie es wohl nie erfahren.
    Zumal nach den ersten paar Tagen der Wanderung sogar sie die Richtung erkannte, die sie eingeschlagen hatten. Weit im Süden stach eine dunkle Säule in den Himmel: Nicht ganz gerade, eher wie eine leichte, fast elegante Kurve. Es war ein permanenter Sturm, der vermutlich von einer hoch stehenden Technik gezähmt wurde, die sie nicht einmal im Ansatz zu erahnen vermochte.
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    Es war natürlich die Festung des Homo superior, wer und was auch immer sie waren.
    Die Hams trotteten weiter, anscheinend unbeeindruckt von diesem Anblick. Als das Heulen des Tornados jedoch hörbar wurde und die tiefe Stille der Nacht zerriss, wollte Emma schier verzagen.
    Nachts weinte sie.
    Oder morgens nach dem Aufwachen, wenn sie sich an einen Traum erinnerte, in dem sie sich in ein anderes Universum ge-flüchtet hatte, wo sie noch mit ihm zusammen gewesen war. Oder plötzlich am helllichten Tag, wenn sie marschierten oder rasteten und irgendetwas – das Rascheln eines Reptils, das Zirpen eines Insekts, die Art und Weise, wie das Sonnenlicht auf ein Blatt fiel – sie unerklärlicherweise an ihn erinnerte.
    Sie wusste, dass sie trauerte. Sie hatte das schon bei anderen gesehen und kannte die Symptome. Es lag weniger daran, dass sie versucht hätte, trotz der Trauer zu funktionieren. Vielmehr, so sagte sie sich,

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