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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sauer.
    »Zwei Jahre. Ich fass es nicht. Zwei Jahre Training, zwei Jahre Vorbereitung und Planung, in denen ich in Hydrolabors geplanscht habe und in Zentrifugen herumgewirbelt wurde. Alles für die Füße.«
    »Komm schon, Malenfant. Davon geht die Welt nicht unter. Es ist ja auch nicht so, dass die Arbeit in der Station das Gelbe vom Ei gewesen wäre. Sterne gucken und in Eimer pissen. Das hast du doch selbst gesagt …«
    »Die Flüge zum abgefuckten Mars sind gestrichen worden. Die Station war die einzige Alternative, also habe ich sie genutzt. Zwei Flüge, zwei lausige Flüge. Ich bin nicht mal Kommandant einer Mission gewesen, um Himmels Willen.«
    »Du hast diesmal Pech gehabt. Aber das heißt doch nicht, dass du überhaupt nicht mehr fliegen wirst. Ein Großteil der Besatzung ist sogar noch älter als du.« Das stimmte freilich und hatte unter anderem den Grund, dass die NASA nicht genug jüngere Bewerber fand.
    Doch Malenfant ließ sich nicht beschwichtigen. »Das habe ich nur diesem Arschloch Bridges zu verdanken«, knurrte er. »Er hat mich sogar ins Direktorat des JSC bestellt, um mir diese Verlade zu erklären. Dieser abgerückte Sesselfurzer hatte das die ganze Zeit mit mir vor. Das liefert ihm auch gleich die notwendige Begründung, mich aufs Abstellgleis zu schieben.«
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    Emma wusste, wen er meinte. Joe Bridges war der Leiter der Flugoperationen – im Dickicht der NASA-Bürokratie war er dafür zuständig, die Astronauten für die jeweiligen Missionen auszuwählen.
    »Weißt du, was Bridges mir stattdessen angeboten hat«, fragte Malenfant. »ASP.«
    Emma ging im Geiste die Liste der NASA-Akronyme durch. ASP
    stand für Astronauten-Support-Personal, ein ›Boden‹-Astronaut, der die Aufgabe hatte, die Besatzung einer Mission zu unterstützen.
    »Ich wäre der ›Flugbegleiter‹ von STS-194 gewesen«, spie Malenfant förmlich aus. »Eine Hilfskraft. Die Seifenbehälter auf dem Lokus des Orbiters kontrollieren. Irgend so ein Arschloch in meinem Sitz auf dem Flugdeck anschnallen.«
    »Ich vermute, du hast den Job nicht angenommen«, sagte Emma trocken.
    »Ich habe ihn doch angenommen«, blaffte er. »Ich habe ihn genommen und ihn diesem Sesselfurzer quer in seinen fetten Arsch geschoben.«
    »Ach, Malenfant«, seufzte sie.
    Sie versuchte sich die Besprechung in diesem noblen Büro vorzustellen. Aus dem Panoramafenster hatte man einen Ausblick auf den parkartigen JSC-Campus, wo die riesige Saturn V-Mondrakete auf der Seite lag, als ob sie neben der Zufahrt eine Bruchlandung hingelegt hätte. Selbst in dieser Zeit des Niedergangs gab es noch zu wenige Plätze für zu viele Astronauten, so dass Bridges – in dem Bereich, den Emma als seine kleine Welt betrachtete – wirklich eine große Macht hatte.
    Sie war diesem Mann, diesem Bridges nie begegnet. Er war sicher ein effizienter Bürokrat, die Art Funktionär, über den die Flieger sich gern lustig machten, der eine große Organisation wie die NASA aber am Laufen hielt. Vielleicht transzendierte dieser Brid-17
    ges seine Rolle aber auch; vielleicht war er der Typ, der seine Stellung ausnutzte, um sich hinter den Kulissen eine noch stärkere Machtposition zu verschaffen. Mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln, sagte sie sich, hatte er vielleicht im Astronautenbüro und darüber hinaus in allen Bereichen der weit verzweigten Behörde NASA, zu denen Ex-Astronauten Zugang hatten, Seilschaften aus ihm verpflichteten Leuten geknüpft.
    Und selbst wenn? Emma war in ihrer langen, komplexen und leidlich erfolgreichen Laufbahn in den Finanzabteilungen von Hightech-Unternehmen selbst schon vielen solcher Leute begegnet.
    Organisationen wurden nicht von Vernunft regiert. Eine Organisation war eine Arena, wo die Leute ihre eigenen Interessen durch-zusetzen versuchten, ob die nun im Einklang mit den Unterneh-menszielen standen oder nicht. Ein kluger Kopf nahm das zur Kenntnis und versuchte seine Ziele unter Berücksichtigung dieser Gegebenheiten zu erreichen.
    Aber für Malenfant – Malenfant der Astronaut mit seinen idea-listischen Vorstellungen hinsichtlich der menschlichen Natur, ein Einzelkämpfer, jeder Bürokratie abhold und ohne Sinn für die Komplexitäten der Welt – also für Malenfant konnte Joe Bridges, der die wichtigste Sache in seinem Leben kontrollierte (wichtiger als ich, sagte sie sich), nur ein Monster sein.
    Sie schaute aus dem Fenster auf das zusammengebackene Land Afrikas. Ein weiter und alter Ort, sagte sie sich, der auch dann noch

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