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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Spezies würde schrumpfen. Die Vielfalt würde abnehmen. Und so würde es weitergehen, bis die ganze Welt von Menschen wimmelt, die um schwindende Ressourcen 594
    kämpfen.« Mane nickte. »Das war das Ziel von Lobegott Michael.
    Wenigstens bleiben sie sich treu.«
    »Die Daimonen kontrollieren ihre Anzahl«, sagte Nemoto. »Sie überfluten ihre Erde nicht. Weil sie die Stabilität des Ökosystems gewährleisten, in dem sie leben, haben sie für Millionen Jahre überlebt. Sie akzeptieren sogar die kurze Lebenserwartung, obwohl es ein leichtes für sie wäre, daran etwas zu drehen.«
    »Ein kurzes Leben brennt hell«, sagte Manekato.
    Emma schüttelte den Kopf. »Ich bleibe dabei, dass Menschen so nicht leben könnten.«
    »Die Hams können es aber«, sagte Nemoto verschmitzt. »Und sie sind beinahe menschlich.«
    »Wollen Sie damit sagen, wir sollten wie Neandertaler in Höhlen leben, uns in Felle kleiden, mit Büffeln ringen und unsre Kinder jung sterben sehen?«
    »Leiden die Hams denn?«, fragte Mane.
    Nein, sagte Emma sich. Sie sind sogar glücklich. Aber ihr Stolz war verletzt, und sie schwieg.
    Mane beugte sich vor, so dass Emma ihren milchig süßen Atem roch. »Der Löwe reißt nur das schwächste Tier in der Herde. Er träumt nicht davon, so viel Nachwuchs zu zeugen, dass die Ebenen nur noch von Löwen wimmeln würden. Es gibt einfache Gesetze, die von den meisten Spezies verinnerlicht werden; ihr bildet da eine Ausnahme. Eine Ökologie mit nur einer Spezies ist nicht überlebensfähig. Eine vielgestaltige stabile Welt sorgt für einen.«
    Schlaraffenland, sagte Emma sich.
    »Wir haben eine Geschichte«, sagte Mane. »Eine Mutter lag im Sterben. Sie rief ihre Tochter zu sich. Die sagte: ›Dies ist die schönste Farm auf der Welt.‹ Und so war es auch. Die Mutter sagte: ›Wenn ich tot bin, kannst du frei darüber verfügen. Mach damit, was du willst.‹ Die Tochter dachte darüber nach.
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    Und als die Mutter tot war, nahm die Tochter eine Fackel und setzte die Farm in Brand – mit allem, was dazugehörte, die Gebäu-de und Felder und Kreaturen.
    Als man sie fragte, wieso sie das getan hatte – denn ohne eine Farm würde ihre Abstammungslinie natürlich aussterben –, sagte die Tochter: ›Eine Nacht voller Ruhm ist besser als tausend Jahre Arbeit.‹« Die große Daimonin schauderte, nachdem sie diese Geschichte beendet hatte.
    »Wir haben eine ähnliche Legende«, sagte Emma. »Es war einmal ein Krieger namens Achilles. Die Götter stellten ihn vor die Wahl: Ein kurzes Leben voller Ruhm oder ein langes, ereignisloses Leben in der Masse. Achilles entschied sich für den Ruhm.« Sie schaute zu Mane auf. »In meiner Kultur wird diese Geschichte als Erhö-
    hung bezeichnet.«
    Mane drehte den mächtigen Kopf. »Die Geschichte, die ich euch erzählt habe, ist … ähem … ein Schauermärchen. Sie soll den Kindern Angst machen, damit sie sich gut benehmen.«
    »Aber wir werden trotzdem weitergehen«, sagte Nemoto düster.
    »Zu den Planeten und den Sternen. Falls wir die Chance bekommen; falls wir das von Menschen hervorgerufene Auslöschungs-Ereignis überleben, das unsre Erde heimsucht. Weil wir nämlich keine Wahl haben.« Sie schaute Manekato verdrießlich an. »Sicher ist unsre Strategie falsch. Aber ihr wohnt eine tödliche Logik inne.
    Der Weg, den wir beschritten haben, ist eine Einbahnstraße. Wir müssen expandieren, oder wir werden untergehen.«
    »So sieht's aus«, sagte Mane leise. Sie stand auf und stieß erstaunlich tölpelhaft mit dem Kopf an die niedrige Decke der Behausung. »Du willst die Welten-Maschine sehen? Ich auch, Emma. Wir werden zusammen gehen.«
    Nemoto nickte skeptisch. »Wie denn? Willst du uns spiegeln?«
    Manekato legte Emma die Hand auf den Kopf. Sie spürte den sanften Druck der schweren Hand und die fleischige weiche Hand-596
    fläche. »Wir haben festgestellt, dass man nicht dorthin zu spiegeln vermag. Aber das wäre sowieso nicht der richtige Weg. Wir sind alle Hominiden, hier auf diesem Roten Mond. Tun wir das, was Hominiden tun. Wir werden unserem Schicksal entgegengehen.«
    Die Reisegesellschaft bestand aus vier Leuten: Emma, Nemoto, Manekato – und Julia, die Ham. Während Emma sich auf den Marsch vorbereitete, war Julia wie aus dem Nichts erschienen und hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie nicht von Emmas Seite weichen würde, bis sie gefunden hatten, was auch immer es im Zentrum dieses windumhüllten Kraters zu finden gab.
    Manekato überragte die

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