Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
drei. Die mächtigen Schultermuskeln hatten allein schon das Volumen von Emmas Kopf. »Nun werden wir vier aufbrechen, um das Rätsel des Universums zu lösen.« Sie warf den massigen Kopf zurück und stieß ein brüllendes Gelächter aus, das von den glattwandigen Strukturen der Anlage widerhallte.
    Und dann trat sie ohne zu zögern vom gelben Boden der Plattform hinunter und schlug die Richtung zum Wald im Innern des Kraters ein.
    Die Gruppe ging im Gänsemarsch und zog sich auseinander.
    Auf dem staubigen Gestein kamen sie gut voran, und Emma, die hier durch eine harte Schule gegangen war, vermochte mühelos mit Manekatos Knöchel-Galopp Schritt zu halten. Als sie sich um-schaute, sah sie, dass Nemoto nur langsam vorankam und schon hundert Meter hinter Emma zurückgefallen war. Julia ging mit stoischer Ruhe neben ihr her. Sie bot aber selbst einen drolligen Anblick mit ihrem unbeholfenen Gang.
    Emma wartete, bis Nemoto aufgeschlossen hatte. Nemoto wich ihrem Blick aus und stapfte weiter. Sie schien leicht zu humpeln.
    Emma klopfte ihr auf die Schulter. »Die menschliche Spezies wird wohl kaum die Sterne erobern, wenn wir nicht einmal ein paar Meilen zu Fuß schaffen, Nemoto.«
597
    »Ich habe mich noch nicht so gut akklimatisiert wie Sie«, sagte Nemoto.
    »Und das trotz der Astronautenausbildung, die Sie durchgemacht haben. Ich bin dagegen vom Himmel gefallen und hier auf dem Hintern gelandet …«
    »Und wenn schon. Ich kann nichts für Ihr Missgeschick.«
    »Stimmt. Sie sind hergekommen, um mich zu retten. Oder sollte mir nur jemand zur Seite gestellt werden, der noch schlechter dran ist als ich?«
    Julia schob sich zwischen die beiden. »Schon gut, Emma. Ich helfe euch.«
    Emma grinste. »Wirf sie einfach über die Schulter, wenn sie Ärger macht. Nemoto – auch wenn dort keine Abbildung möglich ist, frage ich mich doch, weshalb die Daimonen nicht schon zu diesem Zentrum gegangen sind.«
    »Sie haben es untersucht. Sie sind erstaunlich geduldig. Und …«
    »Ja?«
    »Ich glaube, sie haben auf uns gewartet.«
    »Aber sie tragen nichts bei sich«, stellte Emma fest.
    Julia zuckte die Achseln. »Im Wald gibt's Nahrung. Im Wald gibt's Wasser.«
    »Sehen Sie«, sagte Nemoto mit finsterem Blick. »Diese anderen denken nicht so wie wir. Julia weiß, dass das Land ihr alles gibt, was sie braucht: Nahrung, Wasser, sogar Rohstoffe für Werkzeug.
    Es handelt sich um eine andere Menge von Annahmen, Emma Stoney. Genau wie Manekato gesagt hat. Sie betrachten das Universum als Füllhorn, als fruchtbares Mutterland. Wir betrachten das Universum als Feindesland, das erobert, besetzt und beherrscht werden muss.«
    »Dann sind wir ihnen also in jeder Hinsicht unterlegen«, knurrte Emma.
598
    »Das nicht«, sagte Nemoto. »Aber wir sind anders. Die intellek-tuelle Kapazität der Daimonen ist offensichtlich – die schnelle Auf-fassungsgabe, die Komplexität und Präzision des Denkens. Aber sie stammen von einer Welt, wo Jäger und Räuber aller Art keine Chance haben. Selbst ihre Spiele sind kooperativ und konstruk-tiv.«
    »Was ist mit Religion? Woran glauben sie?«
    Nemoto zuckte die Achseln. »Falls sie eine Religion haben, ist sie gut im Bewusstsein und in die Kultur integriert. Sie müssen keine sublimierten Mütter oder Saatkörner verehren, wie wir es tun, weil sie die Natur nämlich kontrollieren – zumindest unterhalb der Ebene des Roten Mondes. Und ohne die Metapher des Saatkorns, der Erneuerung, verspüren sie auch nicht das Bedürfnis, an ein Leben nach dem Tod zu glauben.«
    »Wie die Hams.«
    »Ja. Die Hams, respektive Neandertaler, haben viel mehr mit den Daimonen gemeinsam als wir. Und bedenken Sie eins, Emma Stoney. Manes Leute glauben, dass wir weniger intelligent seien als sie. Außer dem akademischen Interesse oder aus Sentimentalität sind sie nicht mehr am Gespräch mit uns interessiert, als Sie Wert auf eine Unterhaltung mit einem Kapuzineräffchen legen würden.
    Das ist der Rahmen, der uns gesteckt ist, auch wenn es Ihr Homo sapiens- Ego noch so sehr verletzt.«
    Sie gelangten zu einer Baumgruppe. Manekato rannte hinein und suchte Früchte. Die anderen folgten langsam.
    Emma behielt Manekatos breiten Rücken im Blick und ging vorsichtig über den lehmigen, mit Laub bestreuten Boden. Überall schlängelten sich Wurzeln, als ob sie ihr ein Bein stellen wollten.
    Manche Bäume ragten hoch auf. Sie sah das Blätterdach, das durch die ausladenden Baumwipfel gebildet wurde. Es wirkte fast wie eine waagrechte

Weitere Kostenlose Bücher