Das Multiversum Omnibus
Von diesen hellen Punkten schienen Stränge zur aufgeblähten zentralen Masse auszugrei-fen.
»Was ist mit den Sternen passiert?«, fragte Emma.
»Sie sind gestorben«, sagte Nemoto geradeheraus. »Sie sind geal-tert und gestorben, und es war nicht mehr genug Material vorhanden, um neue zu erschaffen. Und dann dieses«, sagte Nemoto mit einem Fingerzeig. »Die Ruine der Galaxis. Die sterbenden Sterne haben sich zum Teil aus der Galaxis verflüchtigt. Die anderen kol-labieren zu Schwarzen Löchern – diese Blasen, die Sie in der Scheibe sehen. Diese zentrale Masse im Kern ist ein riesiges Schwarzes Loch.«
»Und wann ist das?«
Nemoto dachte für eine Weile nach, und als sie schließlich antwortete, schwang Ehrfurcht in der Stimme mit. »Ähem … vielleicht hunderttausend Milliarden Jahre in der Zukunft – ein Faktor von fünftausend bezogen aufs derzeitige Alter des Universums.«
Die Zahlen muteten Emma ungeheuerlich an. »Dann ist dies also das Ende des Lebens.«
»O nein«, erwiderte Mane und zeigte auf die helleren Licht-Clus-ter am Rand des galaktischen Kadavers. »Das scheinen normale Sterne zu sein: Klein und einheitlich, aber sie leuchten immer noch im sichtbaren Spektrum.«
»Wie ist das möglich?«
»Diese Sterne können nicht natürlich sein«, sagte Nemoto und drehte sich mit leuchtenden Augen zu Emma um. »Sehen Sie? Irgendjemand muss das restliche interstellare Gas einsammeln und künstliche Geburtswolken erschaffen … Selbst in dieser fernen Zukunft kultiviert jemand die Galaxis. Ist das nicht wunderbar?«
»Wunderbar? Die Ruine der Galaxis?«
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»Das nicht«, sagte Nemoto. »Die Existenz von Leben. Sie sind noch immer auf Sterne und Planeten, Wärme und Licht angewiesen. Aber ihre Welten müssen sich um diese kleinen alten Sterne scharen – wahrscheinlich mit Gravitations-Ankern festgemacht, so dass sie eine Seite dem Licht und eine der Dunkelheit zuwenden …
Ich halte das … hmm … für eine Biografie«, sagte Nemoto. »Diese ganze aufwändige Show. Die Geschichte einer Rasse. Sie wollen uns mitteilen, was aus ihnen geworden ist.«
»Ein sehr menschlicher Impuls«, sagte Mane.
Emma zuckte die Achseln. »Aber wieso sollten sie auf unsre Meinung Wert legen?«
»Vielleicht waren sie unsre Nachfahren …«, sagte Nemoto.
Mane sagte nichts, sondern schaute nur mit großen Augen auf das rote Bild, und Emma fragte sich, welche merkwürdigen Nachrichten aus der Zukunft sie gerade empfing.
Und nun wirbelte die Abbildung der Galaxis wieder umher, entwickelte sich, veränderte sich und trübte sich ein.
Emma herzte das Hominiden-Baby und schloss die Augen.
Manekatopokanemahedo:
So ist es, so war es, so geschah es.
Es begann im Nachglühen des Urknalls, diesem kurzen Zeitalter, als die Sterne noch brannten.
Menschen bevölkerten die Erde. Emma, vielleicht war es deine Erde. Bald waren sie für immer allein.
Menschen breiteten sich über ihre Welt aus. Sie breiteten sich in Wellen durchs Universum aus, trugen ihre Händel aus, waren fruchtbar und mehrten sich, vergingen und entwickelten sich weiter. Es gab Kriege und Liebe, es gab Leben und Tod. Bewusstseine vereinigten sich zu Strömen des Bewusstseins oder lösten sich in 624
glitzernden Tropfen auf. In gewissem Sinn erlangten sie sogar Un-sterblichkeit, eine Kontinuität der Identität durch Fortpflanzung und Verschmelzung über Milliarden Jahre hinweg.
Überall stießen Menschen auf Leben: Primitive Replikatoren aus Kohlenstoff, Silizium und Metall, die dumpf im Dunklen vor sich hin existierten.
Nirgends stießen sie auf Bewusstsein – außer dem, das sie selbst besaßen oder erschufen –, kein anderes Bewusstsein, mit dem die Menschen sich zu messen vermochten.
Sie waren auf ewig allein.
Mit der Zeit erloschen die Sterne wie heruntergebrannte Kerzen.
Aber die Menschen zehrten vom Fett der Gravitation und erlangten eine Macht, die sie sich in früheren Zeiten nicht hätten träumen lassen. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, wie die Intelligenz jener Ära mental strukturiert war, das Bewusstsein am Unterlauf der Zeit. Sie schien nach nichts zu streben, sich nicht zu vermehren, nicht einmal zu lernen. Sie bedurften nichts. Sie hatten nichts mit uns gemeinsam, die Nachfahren des Nachglühens.
Nichts außer dem Willen zu überleben. Und selbst das wurde ihnen mit der Zeit verwehrt.
Das Universum alterte: Es wurde indifferent, unwirtlich, lebensfeindlich und schließlich tödlich.
Es herrschten Verzweiflung und
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