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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zu sprechen, auch wenn sie das in ihrer spröden Art nicht so deutlich gezeigt hatte. Und als sie dann redete, sprach sie über Charles Darwin und den Roten Mond, sogar über Malenfant und die Politik der NASA – über alles Mögliche, nur nicht über den Kern der Sache, die Alten.
    Emma konzentrierte sich auf den Pflanzengeruch des Kinds, das Rascheln toten Laubs, das Prickeln des Sonnenlichts im Nacken, sogar das Jucken der Geschwüre an den Beinen. Das war die Realität des Lebens, das Atmen und die Sinneswahrnehmung.
    Manekato war plötzlich stehen geblieben. Nemoto verstummte.
    Sie standen auf einer kleinen Lichtung neben einem flechtenüber-wucherten umgestürzten Baumstamm. Manekato richtete sich auf den Hinterbeinen auf, sog schnüffelnd die Luft ein, schwenkte die Lauscher und rülpste zufrieden. »Die Nussknacker kommen«, sagte sie. Sie setzte sich wie ein Plumpssack auf den Boden und suchte die umstehenden Büsche nach Beeren ab.
    Dankbar legte Emma des Nussknacker-Kind ab und setzte sich neben sie. Das Laub war glitschig und feucht; es war noch früh am Morgen. Sie spielte mit dem Gedanken, dem Kind noch etwas Milch zu geben, aber das Kleine hatte schon Manekatos Früchte entdeckt und kletterte den imposanten Rücken des Daimonen hinauf.
    Nemoto setzte sich neben Emma. Ihre Körperhaltung war steif; sie hatte die Arme um die Brust geschlungen und trommelte mit 628
    der rechten Ferse auf den Boden. Emma legte Nemoto die Hand aufs Knie. Allmählich hörte das Trommeln auf.
    Und dann brach es aus Nemoto heraus.
    »Sie haben das Multiversum erschaffen.«
    »Wer genau?«
    »Die Alten. Sie haben eine Vielfalt von Universen konstruiert – eine infinite Anzahl von Universen. Sie haben sie alle erschaffen.«
    Nemoto schüttelte den Kopf. »Allein auf eine solche Idee zu kommen und einen solchen Ehrgeiz zu entwickeln ist überwältigend.
    Aber sie haben es sogar getan.«
    Manekato beobachtete sie mit einem nachdenklichen Blick.
    »Und wie haben sie das angestellt, Nemoto?«, fragte Emma vorsichtig.
    »Die Verzweigung der Universen tief in der Hyper-Vergangenheit«, murmelte Manekato.
    Emma schüttelte irritiert den Kopf. »Was hat das denn zu bedeuten?«
    »Universen werden geboren und sterben«, sagte Nemoto. »Wir kennen zwei Möglichkeiten der Geburt von Universen. Selbst der primitivste Kosmos vermag durch einen Big Crunch einen neuen zu gebären, das Spiegelbild eines Urknalls, den ein Universum am Ende seiner Zeit erleidet. Alternativ kann ein Universum aus der Singularität im Herzen eines Schwarzen Lochs entstehen. Schwarze Löcher sind der Schlüssel, müssen Sie wissen, Emma. Ein Universum, das keine Schwarzen Löcher zu erzeugen vermag, hat allen-falls eine Tochter, die durch einen Big Crunch entsteht. Aber ein so komplexes Universum wie unsres, das Schwarze Löcher hervorzubringen vermag, hat möglicherweise viele Töchter – Baby-Universen, die über Raumzeit-Nabelschnüre durch die Singularitäten mit der Mutter verbunden sind.«
    »Und als die Alten diesen Mechanismus manipulierten …«
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    »Wir wissen nicht, wie sie das gemacht haben. Aber sie haben die Regeln geändert«, sagte Nemoto.
    »Sie haben also einen Weg gefunden, weitaus mehr Universen zu erschaffen«, sagte Emma zögernd.
    »Wir glauben, dass die Alten nicht nur eine Multiplizität von Tochter-Universen erschaffen haben«, sagte Manekato, »sondern eine infinite Anzahl.« Der massige Daimon schaute Emma ins Gesicht und suchte nach einem Anzeichen von Verständnis.
    »Unendlichkeit ist das entscheidende Kriterium, müssen Sie wissen«, sagte Nemoto hastig. »Es gibt nämlich einen … hmm … qua-litativen Unterschied zwischen einer bloßen großen Anzahl – egal wie groß – und der Unendlichkeit. Im unendlichen Multiversum, in diesem infiniten Raum, müssen alle logisch möglichen Universen existieren. Und deshalb müssen alle logisch möglichen Schicksale sich entfalten. Alles, was möglich ist, wird irgendwo da drau-
    ßen geschehen. Sie haben eine große Bühne aufgebaut, Emma: Ei-ne Bühne für die endlosen Möglichkeiten des Lebens und Bewusstseins.«
    »Und wieso haben sie das getan?«
    »Weil sie einsam waren. Die Alten waren die erste empfindungsfähige Spezies in ihrem Universum. Sie haben die Krisen der Unreife überstanden. Und dann haben sie sich ausgebreitet, sind auf den Planeten gewandelt und haben die Sterne berührt. Aber wohin sie auch kamen, sie fanden kein Anzeichen von Bewusstsein außer sich selbst –

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