Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
gleich ziemlich zufrieden sein.
    »Lieber guter Gott«, betete Rex Mundi. »Bitte hilf mir hier raus.«
     
    Mungo Madoc hatte es für unabdingbar gehalten, daß Jovil Jsphts Abreise in die 1950er Jahre von entsprechendem Brimborium und Rumtata begleitet wurde. Oder zumindest soviel, wie ohne größere finanzielle Aufwendungen in den wenigen kurzen Stunden aufgebracht werden konnte, die es dauerte, bis die Archivaufzeichnungen von Elvis’ traurigen letzten Jahren kopiert und in einen tragbaren Monitor gespeichert worden waren. Also schusterte der Vorstand rasch ein paar neue Orden und Ehrenmedaillen zusammen aus allem, was so zur Hand war, und präsentierte das Material dem Möchtegern-Zeitreisenden mit dem gebührenden feierlichen Ernst und einer Menge herzlichem Beifall.
    Die eigentliche Abreise fand in aller Stille statt; Jovils Angebot, das gesamte Ereignis live über ganz Phnaargos auszustrahlen, wurde höflich, aber entschieden abgelehnt. Unter donnerndem Applaus stieg er auf den Vorstandstisch, den Zeitkohl in der einen, das kleine schwarze Kästlein in der anderen Hand und den tragbaren Monitor zusammen mit einem Lunchpaket in einem eleganten Rucksack auf dem Rücken.
    »Damit dieser bedeutende Augenblick lange in unserer Erinnerung bleibt«, begann der junge Trottel, »habe ich eine kurze Ansprache vorbereitet.« Der gesamte Vorstand lächelte höflich und knirschte insgeheim mit den Zähnen. »Ich reise furchtlos in die Vergangenheit, denn der Zweck ist heilig.« Jovil Jspht gestikulierte mit der Hand, die das schwarze Kästlein hielt, und die Vorstandsmitglieder erlitten um ein Haar eine multiple Herzattacke. »Bloße Worte können meine Dankbarkeit gar nicht gebührend zum Ausdruck bringen, daß Sie mich für diese Mission auserwählt haben. Deswegen werde ich meine Taten für sich selbst sprechen lassen.«
    Die bewußte und gefährliche Zweideutigkeit dieser Worte entging dem Vorstand, der erfolgreich bemüht war, den Rest von Jovils Ansprache in weiterem donnerndem Beifall zu ersticken.
    »Dann geh’ ich jetzt.« Jovil hob den Zeitkohl über den Kopf und nahm eine edle Pose ein.
    »Das tun Sie, Boß, das tun Sie in der Tat«, sagte der Zeitkohl. Und in der Tat ging er.
    »Meine Herren«, sagte Mungo Madoc und hämmerte mit seiner Pflanzkelle auf die Tischplatte. »Meine Herren, wir stecken in einem mächtigen Schtuck.«
    Vorstandsköpfe nickten gebührend zu diesen Worten. Am anderen Ende des Tisches sagte Diego ›Dermot‹ Darbo: »Ja, das stecken wir. In der Tat.«
    »Die Zuschauerzahlen sind inzwischen bis zu einem Punkt abgesunken, an dem selbst ein fengorianischer…« Fergus Shaman blätterte die erste Seite seiner Notizen um und überflog mit großem Interesse die Worte, die er erst Minuten zuvor niedergeschrieben hatte. Sie kamen ihm vor wie eine Erleuchtung.
    Es war seine tiefste Überzeugung und durch das zwischenzeitlich Geschehene mehr als bewiesen, daß im Augenblick der Abreise des Zeitkohls sämtliche Erinnerungen daran in der Gegenwart ausgelöscht würden. Schließlich, wenn der Zeitkohl tatsächlich in das Jahr 1950 zurückgereist war, dann existierte das Jahr 2050 noch gar nicht. Oder so. Es war alles unheimlich kompliziert, und Fergus versuchte erst gar nicht, das alles zu verstehen. Schließlich war das hier lediglich das allererste Experiment, und das volle Potential der Möglichkeiten mußte erst noch erforscht werden. Doch bis hierher schien er richtig zu liegen. Er überflog seine Notizen und nickte voll heimlicher Befriedigung.
    Mungo für seinen Teil hingegen fuhr mit der Ansprache fort, die er bereits, ohne es zu ahnen, ein paar Stunden zuvor gehalten hatte. Fergus lauschte ihr voller Interesse – doch je weiter Mungo kam, desto mehr begann ein unbehaglicher Gedanke an Fergus’ Selbstzufriedenheit zu nagen. Und je mehr er nagte, desto mehr bemühte sich Fergus, seine Zweifel zu bekämpfen. Und je mehr er dagegen ankämpfte, desto lauter und deutlicher wurde das Nagen.
    »Wäre die Mission in das Jahr 1958 ein Erfolg gewesen«, nagte der Gedanke, »und die Serie erfolgreich wiederbelebt worden, dann dürfte dieses Treffen eigentlich gar nicht stattfinden, und Mungo sollte nicht die Dinge sagen, die er da gerade sagt. Also kann die Mission kein Erfolg gewesen sein. Irgend etwas muß ganz katastrophal schiefgegangen sein.«
    »O mein Gott«, dachte Fergus Shaman. »O mein Gott, o mein Gott, o mein Gott.«
    Eine kalte limonengrüne Schweißperle kroch von seinem Haaransatz

Weitere Kostenlose Bücher