Das Musical
über die Stirn und hinunter bis zur Nasenspitze.
Hier wurde sie vom Licht Ruperts erfaßt und glänzte wie ein seltener Smaragd. Was zur Hölle konnte da bloß schiefgegangen sein?
Elvis Aaron Presley, Mann und Legende, blickte auf sein Werk und befand es für gut. Der King of Rock’n’Roll fuhr sich mit den manikürten Fingern durch den pomadeglänzenden Haarschnitt und justierte seine Tolle. Einfach so.
»Hmmm«, sagte er und zwinkerte dem Rasierspiegel aus Bergkristall anzüglich zu. »Mächtig gut.«
Es war kurz nach neun Uhr abends, und es war der Abend des dreiundzwanzigsten März im Jahre 1958. Gerade zwölf Stunden, bevor Elvis sich bei der Army melden, seine Glaubwürdigkeit verlieren und den ersten Schritt auf das schreckliche Ende zumachen würde. Doch im Augenblick war er nur jung, besaß geschmeidige, schlangengleiche Hüften, großes Talent und jede Menge Geld. Elvis grinste schief, auf die gleiche Art und Weise, die einer ganzen Generation US-amerikanischer Weiblichkeit die Knie hatte weich werden lassen. Nicht ein trockener Sitz im gesamten Saal, wie ein Witzbold es höchst geschmackvoll ausgedrückt hatte. Elvis schürzte die Lippen und bestätigte sich selbst noch einmal, daß alles ›mächtig gut‹ war.
Doch dann geschah es. Das Unmögliche, das Undenkbare… die edle Stirn legte sich in wütende Falten, die hübschen Gesichtszüge umwölkten sich, der sinnliche Mund öffnete sich weit vor Entsetzen. Das konnte nicht… konnte nicht… die Augen des King fokussierten, blinzelten, fokussierten erneut. Er beugte sich vor und starrte voll unbeschreiblicher Furcht auf den schrecklichen Anblick, der vor ihm im Spiegel Fleisch geworden war.
Da war ein Pickel auf seinem Kinn!
Elvis wich vor dem Spiegel zurück und sank schluchzend in eine golddurchwirkte gitarrenförmige Couch. Zwölf Stunden, bis er vor die Kameras der Weltpresse treten mußte, und dann das! Er würde alles absagen müssen. Er konnte seinem Publikum unmöglich mit einem schlimmen Eiterpickel am berühmten Kinn gegenübertreten. Er griff nach dem Haustelephon; noch war genug Zeit für einen chirurgischen Eingriff. Sein persönlicher Hautspezialist wohnte eine Etage tiefer in der medizinischen Abteilung.
Plötzlich war da ein Knall. Er war nicht besonders laut, aber ziemlich heftig. Elvis wurde aus seinem Gitarrensofa gerissen, und seine monogrammbestickten Slipper segelten auf unterschiedlichen Flugbahnen davon. Schrecklich grelle Möbel und Einrichtungsgegenstände, die an dieser Stelle unbeschrieben bleiben sollen, um den Leser zu schonen, fielen durcheinander und polterten umher, und nicht wenige zerbrachen gnädigerweise jenseits aller Hoffnung auf Reparatur. Mehrere ungeöffnete Säcke Fanpost platzten auf und füllten den Raum mit einem papierenen Schneesturm. Man legt sich eben nicht mit der US-Mail an, mein Freund.
Jovil Jspht erhob sich hustend und spuckend auf die Beine.
»Hallo, Sie«, sagte er. »Mister Paisley, ich überbringe Ihnen Grüße von einem fernen Stern. Mister Paisley, können Sie mich hören? Sind Sie da? Mister Paisley?«
Das Vorstandstreffen der Erdlinge Inc. ging schließlich mit dem üblichen Tumult aus gegenseitigen Anschuldigungen, Gegenbeschuldigungen, Bissigkeiten und allgemeiner Roheiten zu Ende. Die Vorstände hatten den einen oder anderen Vorschlag unterbreitet, doch Mungo Madoc war alles andere als beeindruckt. Er hatte ihnen einen einzigen weiteren Tag eingeräumt, um mit etwas Brauchbarem aufzuwarten… oder sich bewaffnet mit schweren Gummistiefeln und einer Mistgabel ein anderweitiges Betätigungsfeld zusuchen.
Fergus Shaman schob sich durch den Korridor davon und schlug den Weg zum Archiv ein. Er mußte in Erfahrung bringen, was geschehen war. Falls überhaupt irgend etwas geschehen war. Durchaus möglich, daß der Zeitkohl es nicht bis ins Jahr 1958 geschafft hatte. Durchaus möglich, daß alles nur eine große Täuschung war. Durchaus möglich, daß er allmählich den Verstand verlor.
Fergus legte die Handfläche auf das Sicherheitspaneel. Die Tür glitt beiseite und verschmolz mit der lebenden Wand. Fergus betrat das Wunderland, welches das schlagende Herz der Erdlinge Inc. und in der Tat des gesamten Planeten konstituierte. Der Komplex war gigantisch. Obgleich die phnaargische Hortikultur alles unternahm, um Datenspeicher kleiner und kleiner zu machen, war die Aufgabe, Millionen und Abermillionen vorhergehender Folgen in neue Samen zu verbringen zu kostspielig und zu
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