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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Informationen flossen. Schaltkreise klickten und klackten. Sekunden später erschienen die Worte NICHT KLASSIFIZIERT. RETINAMUSTER NICHT IN DATENBANK VORHANDEN auf dem Schirm. Rex grinste. Nicht mehr und nicht weniger hatte er erwartet. Er tippte eine weitere Reihe von Fragen ein, diesmal unter einem Sicherheitskode, den er selbst erfunden hatte. Dann lehnte er sich zurück. Schließlich schrieb der Schirm die Worte GEGENWAERTIGER AUFENTHALTSORT UNBEKANNT, gefolgt von SUCHE BEGONNEN.
    Rex griff unter seinen Stuhl und zog eine warme Dose Buddhabier hervor. Er öffnete sie am Ringverschluß und trank die schmutzige Flüssigkeit. Früher oder später würde der geheimnisvolle Fremde in eine Glotze starren, selbst wenn es nur ein flüchtiger Blick war. Und wenn es soweit war, würde MUTTER es registrieren und Rex unverzüglich den Aufenthaltsort melden. Es war ein absolut genialer Plan. Und Rex würde sofort den Dalai Lama anrufen, damit er ein paar von seinen Schlägern losschicken und den Fremden in Arrest nehmen konnte.
    Rex würde dazu nicht einmal seinen Sessel verlassen müssen. »Ein genialer Plan«, sagte er zu sich. »Rex Mundi, du schlauer Hund. Ich weiß nicht, wie du das immer wieder machst.«
     
    Elvis hatte seit nahezu drei Stunden ferngesehen. Er war, ohne Übertreibung, fasziniert von dem, was er sah. Der Boden rings um das Terminal war übersät mit Coca-Cola-Dosen, leeren Bourbonflaschen, Kentucky-Fried-Chicken-Schachteln und mehreren asiatischen Frauen in verschiedenen Stadien der Nacktheit. Für diejenigen, die Klarheit der Implikation vorziehen: Elvis befand sich in der Penthouse-Suite des Hong Kong Hilton. Es war ein sommerlich warmer Tag im Juli. Das Jahr war 1994.
    »Hier, kleiner grüner Freund«, rief der King. »Los, spring herbei, jetzt zeigen sie noch einen von meinen Filmen.«
    Der Zeitkohl lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett. Er wirkte ein wenig verausgabt. »Tut mir leid, Chef«, ächzte er. »Ich bin ein wenig verausgabt.«
    »Nur kein Streß.« Elvis fummelte an der Fernbedienung, und der Ton kehrte zurück. »Leg dich nicht mit diesem Burschen an«, ertönte die Stimme eines Schauspielers. »Er kann nämlich Karate.«
    »Na und? Das kann er sich hinter die Ohren stecken«, antwortete der Presley auf dem Bildschirm.
    Elvis fiel in seinen Sessel zurück. »Hast du das gehört? Kann er sich hinter die Ohren stecken! Gottverdammt, Süße, schieb deinen Hintern zur Seite, ich kann überhaupt nichts sehen von dem Film!«
    »Chef«, krächzte der kleine Kohl. »Chef, ich glaube, wir haben da ein Problem.«
    »Sieh dir nur diese Jacke an! War ich vielleicht cool, oder war ich cool?«
    »Chef, ich glaube, ich bin auf dem Weg zu dem großen Komposthaufen im Himmel.«
    »Du bist was?« Elvis schwang in seinem Sessel herum und stieß dabei Bier und Miezen aus dem Weg. Er stand auf und stolperte zu dem kränklichen Kohl. »Was sagst du da, alter Freund?«
    »Das ganze Leben ist ein Kommen und Gehen. Ich glaube, ich bin erledigt.«
    »Scheiße, Mann. Ich hab’ gedacht, du wärst eine höhere Lebensform?«
    »Bin ich auch.«
    »Dann warte, bis ich dir ein Glas Wasser geholt hab’ oder was auch immer. Hey, oder möchtest du vielleicht ein Bier?«
    »Das hilft nicht. Ich brauche eine bio-enzoische Auffrischung.«
    »Dann warte, ich rufe den Zimmerservice. Hör mal, wir sind doch Freunde, oder vielleicht nicht? Du hast mir aus allem möglichen Schlamassel geholfen.«
    »Stimmt.«
    »Und du hast mir versprochen, daß ich Abraham Lincoln kennenlerne.«
    »Ich sterbe, Chef.«
    »Ich klingele augenblicklich für deinen Biotrank.«
    »Das wird nicht funktionieren… ich muß zurück nach Phnaargos. Zurück in das Germinierungsbett und neu aufgeladen werden.«
    »Ich ruf uns ein Taxi.«
    »Falsch, Boß. Ganz falsch.«
    »Verlaß mich nicht. Zur Hölle, ich brauche dich, mein Freund.«
    Elvis nahm den kleinen Kohl hoch und drückte ihn liebkosend an seine Wange. Es gab keinen Zweifel, das Gemüse hatte angefangen zu stinken.
    »Wenn ich noch länger hierbleibe, fange ich an zu verfaulen. Ich hab’ gerade noch genügend Energie übrig, um uns nach Phnaargos zu bringen. Einverstanden? Ich erzähl’ dir alles weitere unterwegs.«
    »Also schön. Nur kein Streß. In Ordnung, laß uns nach Phnaargos gehen.«
    Und sie verschwanden.
     
    Elvis Presleys Abreise aus dem Hong Kong Hilton war mindestens genauso opportun wie all seine früheren plötzlichen Abreisen gewesen waren. Bei dieser Abreise entging

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