Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
Person! Meine Gedanken waren wie immer nur darauf ausgerichtet, der Firma nach Leibeskräften zu dienen.«
    »Schnickschnack und alter kalter Fisch«, sagte Fergus Shaman.
    »Treten Sie hervor und sagen Sie das noch einmal!«
    »Meine Herren, meine Herren!« unterbrach Mungo Madoc. »Nun beruhigen Sie sich erst einmal. Das alles erscheint mir doch recht unziemlich. In einer solch hitzigen Debatte ist die Wahrheit noch selten siegreich gewesen.«
    »Hitzig ist ein Wort, das an dieser Stelle höchst treffend erscheint«, stimmte Fergus seinem Vorsitzenden zu. »Selbst in diesem Augenblick noch schwelt eine Ihrer persönlichen Zigarren in Garstangs Tasche, wo er sie bei Ihrem Eintritt hastig verborgen hat.«
    Garstang hätte am liebsten laut »Lügner!« geschrien, doch mit der blauen Rauchwolke, die sich über ihm kräuselte, entschied er sich klugerweise zu: »Brandstifter! Er weiß, daß er verloren hat, und jetzt versucht er tatsächlich, mich lebendigen Leibes zu verbrennen! Pyromane! Feuerteufel!« Er tanzte umher und klopfte wild auf seine Taschen.
    »Total durchgeknallt«, erklärte Fergus. »Warten Sie, ich mache diesem Irrsinn augenblicklich ein Ende.« Und mit diesen Worten nahm er den Wasserkrug vom Vorstandstisch und leerte seinen Inhalt über dem rauchenden Gryphus Garstang aus.
    Das darauf folgende Schweigen hielt nur kurz. Es dauerte ungefähr einen Augenblick, maximal anderthalb. Doch es war ein sehr bedeutungsvoller Augenblick. Gryphus Garstang blickte an seiner einst stolzen Erscheinung herab. Absorbierte – wortwörtlich – seinen ruinierten Zustand. Und er ahnte, welche Schande auf ihn zuzukommen drohte.
    Verachtung, Verlust des Gesichts, Beleidigungen, Erniedrigung und dergleichen mehr. Alles kam auf ihn zu. Und noch eine ganze Menge mehr. Und alles trug das gleiche Gesicht.
    Das Gesicht von Fergus Shaman.
    Wieviel der konditionierte Reflex des professionellen Soldaten Anteil an der Sache hatte, wird niemals bekannt werden. Genausowenig, wieviel aus der Hitze des Augenblicks geboren wurde. Und wieviel kaltblütige Berechnung? Man kann es höchstens erahnen. Was auch immer, jedenfalls zog Gryphus Garstang plötzlich aus einer verborgenen Tasche eine Waffe. Eine kleine moderne Handfeuerwaffe, deren Mündung er auf Fergus Shaman richtete. Ihre Blicke trafen sich über den Lauf hinweg, just in dem Moment, als ein einzelner Puls aus roter Energie die Mündung verließ.
     
    Es gab einen lauten Knall. Rex stellte sein Auf und Ab ein und legte lauschend das Ohr an seine Wohnungstür. Ein Stockwerk tiefer schien es einen Tumult zu geben. Wahrscheinlich sind die Rastas wieder mit einer Party zugange, dachte Rex. Je früher ich meine Koffer packen und aus dieser Ecke verschwinden kann, desto besser. Sein Magen rumpelte. Er war am Verhungern, doch er konnte sich nicht überwinden, eine weitere Dose mit Synthafood aufzumachen. Statt dessen starrte er weiter flehentlich auf den Fernsehschirm.
    Dans Gesicht war wieder auf dem Bildschirm aufgetaucht; es war die morgendliche Wiederholung der Show des vergangenen Abends. Der Alles-andere-als-Heilige sandte weitere Unglückliche einem ungewissen Schicksal im Jenseits entgegen. Und alles zur Befriedigung der Zuschauerscharen. Rex schüttelte den Kopf. Was für eine verkommene dreckige Welt. Er schlurfte zum Fernsehterminal hinüber und machte sich an der Tastatur zu schaffen. Dans Gesicht wich dem Logo des Datenkanals. Er schaltete eine Verbindung zu MUTTER, und seine Finger tanzten geübt über die Tastatur. MUTTER berichtete ihm, daß die Suche noch immer in vollem Gange war, doch diesmal fügte sie freundlich mahnend hinzu, daß die Zeit in exakt siebzehn Minuten und zwölf Sekunden abgelaufen sei.
    UND NOCH EINEN WEITEREN TAG, MISTER MUNDI, fügte der Muttercomputer zum Abschluß hinzu. Sicherheitshalber. Und dann war Dans irres Grinsen wieder auf dem Schirm. Rex ließ sich in seinen Sessel fallen, ein Bild der schieren Verzweiflung. Es schien einfach nicht gerecht, daß ein derart inspirierter Plan mit solch absolutem Versagen belohnt werden sollte. Und dabei hatte er bereits angefangen zu glauben, daß sein Schicksal ihn für höhere Dinge auserwählt hatte.
    »Nun komm schon!« brüllte Rex. »Gib mir ein Zeichen. Irgendwas!«
    Glückliches Timing, Zufall, ein Hinweis oder ein abgedroschener Kunstgriff des Schreibers Weit Hergeholter Literatur – wer kann das schon sagen? Doch wie als Antwort auf Rex’ verzweifeltes Flehen wurde seine Wohnungstür

Weitere Kostenlose Bücher