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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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auf dem Tisch aus Goldenwood. Ein Standbild des »Specials« der vergangenen Nacht füllte den Schirm. Fergus machte sich in seinem Kistenheckensessel ganz klein. »Und Sie sind ganz sicher, daß Sie nicht verstehen, was all die Aufregung mit einem Mal soll?«
    »Nun ja. Sieht so aus, als wäre dieser Presley der für ihn vorgesehenen Rolle entschlüpft, wie?«
    »Er sollte jedenfalls nicht dort sein. Nein, das sollte er ganz bestimmt nicht.«
    Fergus schüttelte zweifelnd den Kopf. »Aber das ist er doch auch gar nicht mehr. Er ist verschwunden, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach für immer.«
    »Sind sie da sicher, Fergus? Ich meine, sind Sie ganz sicher?«
    »Selbstverständlich«, log Fergus Shaman. »Mir fällt gerade wieder ein, wie Zeitreisen funktionieren, rein mechanisch betrachtet. Wir werden ihn nicht mehr wiedersehen.«
    »Die Zuschauerzahlen sind in die Höhe geschossen!« meldete irgend jemand.
    Garstang blickte sich wütend nach dem Sprecher um. Köpfe nickten, einige nachdenklich, andere ernst, obwohl kaum mit einem flüchtigen Blick festzustellen war, wer wie ruckte.
    »In die Höhe?« fragte Garstang und setzte sich in Mungo Madocs Sitz.
    »Genau. In die Höhe.« Lavinius Wisten deutete himmelwärts.
    »Lassen Sie mich diese Zahlen sehen!«
    Diogenes ›Dermot‹ Darbo öffnete seine Aktentasche und fummelte mit einem kleinen technischen Dingsbums herum. Über der Tischplatte formte sich ein holographisches Bild. »All die Aufregung«, begann er zu erklären. »Dieser Rex Mundi hat mit seinen spannenden Eskapaden die Phantasie der Zuschauer gefesselt. Zuerst entkommt er lebend aus einem abgestürzten Flugwagen, dann wird eine Atombombe über dem Hotel California abgeworfen, und schließlich taucht auch noch Elvis Presley in der Nemesis-Show auf. Das ist alles richtig spannender, guter Stoff.« Graphiken und Säulendiagramme rotierten vor den Betrachtern. »Alles ist auf dem Weg nach oben.«
    »So so, nach oben.« Gryphus Garstang kniff sich in die Nase.
    »Ein klassischer Fall von ›Gebt den Zuschauern, was sie sehen wollen‹. Reichlich Sex, jede Menge Gewalt und Intrigen. Die Zuschauer kehren zurück. Ich rede hier von Megamillionen Zuschauern.«
    »Sehen Sie?« sagte Fergus.
    Garstang schnitt eine verschwörerische Miene. »Und wieviel davon geht auf unsere Kappe?« erkundigte er sich.
    »Ah«, machte Diogenes. »Sie meinen, was davon durch unsere Feldagenten eingefädelt wurde? Durch die Drehbuchberater und dergleichen?«
    »Die Sorte von Aktionen, die nicht aus diesem Zimmer hinausgeht.« Garstang starrte ostentativ zu Jason Morgawr hinüber.
    Dieser lächelte sein gewinnendstes Lächeln. »Meine Lippen sind selbstverständlich versiegelt«, sagte er. »Wir stehen doch alle auf der gleichen Seite, oder vielleicht nicht?«
    »Ganz recht, das tun wir. Also, Diogenes?«
    Diogenes tippte auf seinem Controller, und zwei holographische Köpfe schwebten in der Luft. Sie rotierten langsam um eine gemeinsame Achse.
    »Gottes Nase!« kreischte Fergus. »Das sind welche von uns?«
    Diogenes nickte, dann kicherte er albern. »Und das schönste an der ganzen Sache ist, daß keiner etwas vom anderen weiß.«
    »Oh! Sehr schlau, wirklich.« Garstang lachte. »Wirklich äußerst gerissen. Ist das nicht unglaublich clever, Fergus?«
    Fergus Shaman nickte. Es war ohne Zweifel sehr schlau, doch mit all den ungelösten Problemen war es auch potentiell höchst gefährlich.
     
    Rex Mundi lag auf dem breiten Bett, zupfte sich ein orangefarbenes Haar aus den Zähnen und seufzte tief. Die beiden Schönheiten waren längst gegangen, und er war allein mit seinen Gedanken. Gedanken, die – ganz besonders im Licht der zurückliegenden Ereignisse – nicht nur ein wenig konfus waren.
    Er wußte, daß er bis über beide Ohren gelogen hatte, als er dem Dalai Dan von seiner Wanderung unter der Erde erzählt hatte. Doch bei seinem Leben – er konnte sich nicht an einen einzigen Augenblick dieser Wanderung erinnern. Sein Gedächtnis war wie ausradiert. Rex starrte zu der verspiegelten Decke hinauf. Er benötigte ganz dringend ein weiteres Bad.
    Die Konsole auf dem Nachttisch summte. »Rex«, erklang die widerlich süße Stimme des Dalai Dan, »es tut mir leid, wenn ich Sie stören muß, aber ich würde mich zu gerne weiter mit Ihnen unterhalten.«
    Jede Wette, daß du das möchtest, du fliegendreckverschmierter Haufen Rattenscheiße, dachte Rex. Doch er hatte inzwischen gelernt, seine Gedanken so gut abzuschirmen, daß

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