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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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„Ihr seid nicht
aus der Stadt. Ich kann auch die Stadtbüttel rufen, und Ihr könnt es morgen dem
Richter erklären, warum Ihr Euch hier mitten in der Nacht herumtreibt.“
    Conrad fiel ein, dass es spät geworden war und die Stadttore
sicher schon geschlossen waren.
    „Tu das“, gab er teilnahmslos zurück, „ich habe gerade Lust
auf eine kleine Rauferei.“
    Der Stadtwächter lachte rau und entblößte dabei sein fast
zahnloses Gebiss. „Du gefällst mir, Junge“, sagte er kumpelhaft und setzte sich
auf die Steinbank neben dem Brunnen. „Entschuldige, aber in diesen Zeiten kann
man nicht vorsichtig genug sein“, erklärte er. „Aber Ihr seid ganz sicher kein
Spion.“
    Conrad nahm dem Alten den Wechsel in der Anrede nicht übel.
„Und wie kommst du darauf?“, fragte er zurück.
    „Aus zweierlei Gründen“, gab der alte Wächter zurück. „Zum
ersten würde sich kein Spion so auffällig benehmen wie Ihr und zum Zweiten
kenne ich dich – Euch, Conrad von der Lühe.“
    Wieder entblößte er seine letzten braunen Zähne. „Ich kannte
dich schon, als du noch ein kleiner Junge warst. Ein richtiger Draufgänger
warst du damals, aber immer aufrichtig, niemals hinterhältig.“
    „Das ist lange her“, sagte Conrad vorsichtig und musterte
den Alten eingehend.
    „So lange liegt Eure Knappenzeit nun auch wieder nicht
zurück. Inzwischen wart Ihr sogar im Heiligen Land gewesen, wie man hört“, der
Alte lächelte verschmitzt. „Kennst du den alten Wiprecht nicht mehr?“
    Wiprecht, der alte Waffenmeister auf Burg Breuberg.
Natürlich erinnerte sich Conrad an ihn. Er hatte sich verändert. Zwar war er
ihm schon immer alt vorgekommen, aber jetzt waren seine Züge eingefallen, er
war abgemagert und hielt sich nicht mehr so aufrecht wie früher. Seine ehemals
grauen Harre waren jetzt schlohweiß.
    „Warum bist du nicht mehr auf der Burg?“, fragte er den
Alten.
    „Ich bin in Ungnade gefallen.“ Wiprecht entkorkte eine
tönerne Flasche und nahm einen Zug daraus. Dann reichte er sie dem jungen
Ritter.
    Vorsichtig roch dieser daran, es war Branntwein. Nun gut,
ein Schluck konnte nicht schaden, zumal es langsam kalt wurde.
    „Es war meine Schuld“, redete Wiprecht weiter. Ich habe mich
provozieren lassen und zwei vorlaute Jüngelchen verprügelt. Dummerweise waren
die beiden Ritter Gäste des Herrn Conrad, der das natürlich nicht durchgehen
lassen konnte.“
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Mir war es auf
meine alten Tage sowieso ein wenig zu zugig geworden dort oben.“ Er wies mit
dem Kopf in Richtung Burgberg. „Jetzt wohne ich bei meiner Schwester und
verdiene mir ein paar Pfennige, indem ich nachts durch die Gassen schleiche und
manchmal ein paar Diebe erschrecke.“
    „Oder ehemalige Knappen“, ergänzte Conrad.
    Wiprecht setzte noch einmal die Flasche an. Dann blickte er
auf. „Und was treibt Euch nachts in unsere kleine, beschauliche Stadt? Lasst
mich raten – eine Frau?“
    „Gut geraten“, sagte Conrad niedergeschlagen.
    „Ich hoffe nur, du wolltest nicht etwa einem braven Bürger
Hörner aufsetzen?“ Wiprecht war wieder zu dem vertraulichen Du übergegangen und drohte ihm mit dem Finger, während er ihm gleichzeitig
zuzwinkerte.
    „Keine Sorge, gestrenger Hüter des Gesetzes.“
    Der Alte war sympathisch, fand Conrad, obwohl er ihn kaum
kannte. Er hatte ihn nur als wortkargen, beinahe verschlossen wirkenden alten
Mann im Gedächtnis. Aber vielleicht konnte er ihm helfen, Line am nächsten Morgen
zu finden. „Das Mädchen, das ich suche, ist nicht von hier“, sagte er.
    „Wenn sie sich in der Stadt aufhält, werden wir dein Mädchen
schon finden“, sagte der alte Wiprecht voller Überzeugung. „Die Stadttore sind
geschlossen, heute Nacht kommt niemand mehr heraus.“
    Dann warf er einen Seitenblick auf den jungen Mann. „Ihr
seht nicht aus, als hättet Ihr es nötig, den Frauen hinterherzulaufen. Sie muss
wohl was ganz Besonderes sein.“
    „Ja, das ist sie.“ Conrad nahm noch einmal die angebotene
Branntweinflasche. Er war froh über die Gesellschaft des Nachtwächters, der
seine Aufgabe nicht allzu ernst zu nehmen schien.
    „Außerdem“, ergänzte er, „bin ich ihr noch etwas schuldig.“
    „Eine offene Rechnung?“
    „So kann man sagen. Ich schulde ihr mein Leben. Aber das ist
eine lange Geschichte.“
    „Wir haben viel Zeit“, erwiderte der Wächter. „Die Nacht ist
lang. Es sind noch einige Stunden bis zum Morgengrauen.“
    Conrad zuckte mit den

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