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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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du herumläufst wie ein kleines Ferkel
im Schweinekoben?“
    Der Junge drehte sich zu Sven um, der ihm verschwörerisch
zuzwinkerte. Er grinste frech zurück. Dann hüpfte er an der Hand seiner Mutter
in Richtung Küchengebäude.
    Sven sah der jungen Frau nach, die sich mit wiegenden Hüften
entfernte. Kurz bevor sie im Gebäude verschwand, drehte sie sich noch einmal zu
ihm um und warf ihm einen Blick zu, der ihn bis ins Innerste aufwühlte. Er
wunderte sich über sich selbst. Diese junge Frau und ihr Sohn hatten längst
verschollen geglaubte Gefühle in ihm geweckt.
    Versonnen sah er auf die Tür, hinter der die beiden
verschwunden waren.
    Plötzlich bemerkte Sven aus den Augenwinkeln eine leichte
Bewegung. Er sah zur Seite. Dort stand Antonia an die Mauer des Bergfrieds
gelehnt und lächelte vor sich hin.
    Sven brauchte eine Weile, das eben Erlebte zu verarbeiten.
Er war es gewöhnt, dass Kinder wegen seines Aussehens eher vor ihm wegrannten
als ihn anzusprechen.
    „Warum hatte er keine Angst vor mir?“, fragte er sich. Ihm
war gar nicht bewusst, dass er die Frage laut ausgesprochen hatte.
    „Weil er nicht in Euer Gesicht, sondern in Euer Herz
geschaut hat“, entgegnete Antonia völlig ernst.
    Misstrauisch schaute Sven hoch. Aber er sah kein Anzeichen
von Spott in ihrer Mine.
    „Der Kleine hat Euch ins Herz geschlossen, Herr.“ Nach einer
Weile setzte sie hinzu: „Genauso wie Beatrice, seine Mutter.“
    Erstaunt sah Sven auf. Was hatte das Mädchen eben gesagt?
„Wie kommst du denn darauf?“, brummte er ruppiger als gewollt.
    „Ich habe ihre Aura gesehen, Herr.“
    „Was faselst du da? Was hast du gesehen?“
    „Das kann ich nicht genau erklären, Herr. Aber ich kann
manchmal Gefühle spüren, so wie man Farben sieht oder Töne hört. Diese Frau ist
Euch sehr zugeneigt, da bin ich ganz sicher, Herr.“
    „Soso.“ Sven zog die Augenbrauen zusammen.  
    „Ich habe auch etwas anderes gesehen, ihre Augenaufschläge
zum Beispiel, von dem aufreizenden Hüftschwung ganz zu schweigen“, ergänzte
Antonia.
    Verblüfft musste Sven zugeben, dass Antonia Recht hatte,
obwohl ihm selbst erst jetzt bewusst wurde, wie auffällig die junge Magd sich
benommen hatte.
    „Du scheinst dich ja recht gut mit Verführungskünsten
auszukennen“, stellte er spöttelnd fest, um seine eigene Unsicherheit zu
überspielen.
    Antonia ging darauf nicht ein. „Beatrice stammt aus
Italien“, sprach sie unaufgefordert weiter. „Sie ist vor fast zwei Jahren Witwe
geworden. Ihr Mann war der Bruder von Gernot, dem Burghauptmann. Sie hatte
einige Bewerber, die sie bisher aber alle abgewiesen hat.“
    „Warum erzählst du mir das?“
    „Weil Ihr es wissen solltet, Herr.“
    „So, sollte ich das? Und woher weißt du das alles?“, fragte
Sven erstaunt.
    „Wie Ihr wisst, pflege ich nicht in der Halle zu speisen, wo
die Probleme des Reiches diskutiert werden, sondern zusammen mit dem Gesinde in
der Küche, wo man alles über die Bewohner der Burg erfährt.“
    Das stimmte zweifellos, dachte Sven. Es gab nichts, was dem
Gesinde verborgen blieb und über alles, was in der Burg geschah, wurde sich
rege ausgetauscht.
    Sven hielt es nicht mehr auf der Bank. Er stand auf und
murmelte, er wolle mal nach den Pferden sehen. Dann entfernte er sich in
Richtung des Tores, das zum äußeren Hof führte.
    Das Stalltor stand offen, es roch nach frischem Heu und
Pferden. Sven liebte diesen Geruch. Er ging zu seinem Braunen, nahm eine an der
Wand hängende Bürste und begann, ihn zu striegeln. Dabei versuchte er, seine
aufgewühlten Gefühle zu ordnen. Er war allein im Stall, weder der Stallbursche
noch einer der Knechte waren zu sehen. Einen Moment erwog er, Conrad
nachzureiten, der von seiner Suche nach Line noch immer nicht zurückgekehrt
war, aber er verwarf den Gedanken wieder. Sein Freund wird schon zurückkommen.
Er wusste ja nicht einmal, wo er nach ihm hätte suchen sollen.
    „Beatrice“, murmelte er halblaut vor sich hin. So war also
ihr Name. Im Geiste sah er sie vor sich, wie sie mit schwingenden Hüften auf
ihn zukam und ihm einen kecken Augenaufschlag zuwarf. Hatte sie das wirklich
getan? Es war ihm gar nicht bewusst gewesen, aber nachdem Antonia ihn darauf
aufmerksam gemacht hatte, war er sich plötzlich ganz sicher.
    „Was meinst du, Brauner“, sprach er das Tier an, das sofort
die Ohren spitzte. „Was kann sie denn schon an mir finden?“
    Der Braune schnaubte vieldeutig.
    „Siehst du, dir fällt auch nichts ein.“
    Eine

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