Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
Beatrice zusammen?“
„Natürlich, sie ist gesegneten Leibes, s-tellt euch vor, im
Sommer werde ich Vater. Natürlich soll ich euch auch von ihr grüßen – ach ja –
und auch von Martin und Bella, sie sind jetzt verheiratet.“
„Das freut mich“, sagte Conrad, „besonders, dass du Vater
wirst.“
„Oh ja, das ist toll, nicht wahr? Ich habe viele Jahre nicht
mehr daran geglaubt, so etwas noch einmal erleben zu dürfen.“
Dann grinste er verschmitzt. „Ich habe noch eine kleine
Überras-hung für euch“, sagte er geheimnisvoll. Dann bat er Antonia, die sich
inzwischen umgezogen hatte und sich als Lines Zofe in deren Nähe aufhielt,
einen gewissen Herrn Alfonso de Virna hereinzubitten.
Ein gut gekleideter Herr mit einem spitzen Bart und
buschigen Augenbrauen betrat würdevoll den Saal und verbeugte sich tief vor dem
Hausherrn und seiner frischgebackenen Ehefrau, während er seinen Federhut so
stürmisch schwenkte, dass er das ausgestreute Stroh aufwirbelte. „Es ist mir
eine außerordentliche Ehre, meine bescheidene Kunst Euren geneigten Ohren zu
Gehör zu bringen“, sagte er gestelzt mit starkem italienischem Akzent. Zu aller
Überraschung und Freude holte er daraufhin mit großer Geste eine Laute unter
seinem weiten Umhang hervor.
„Ein Spielmann“, freute sich Line.
„Kein S-pielmann“, gab Sven zurück, „ein echter Troubadour
aus Italien. Und zwar der Beste, den ich bekommen konnte. Er s-tammt aus
Venedig, wo selbst die Gondelfahrer s-höner singen als unsere einheimis-hen
S-pielleute. Er war mir noch einen Gefallen s-huldig.“
Der Minnesang kam an den großen Fürstenhöfen immer mehr in
Mode, aber auf einem kleinen Rittergut am Rande des deutschen Reiches war der
Auftritt eines Minnesängers, wie die Troubadoure hierzulande genannt wurden,
eine echte Sensation.
Die Hochzeitsgesellschaft war verstummt und wartete
gespannt, bis der italienische Troubadour umständlich seine Laute gestimmt
hatte. Dann erklang die erste Weise. Beinahe andächtig lauschten alle der
angenehmen, klaren Stimme des Fremden.
Er sang ein italienisches Liebeslied. Dabei legte er so viel
Gefühl in seine Stimme, dass alle spürten, wovon es handelte, obwohl den Text
außer Conrad und Sven nur wenige im Saal verstanden.
Als das Lied endete, hatten einige der Gäste Tränen der
Rührung in den Augen.
Wie es die Minne verlangte, ging der Troubadour jetzt dazu
über, die Hausherrin zu besingen. Er tat das in deutscher Sprache und Line
errötete leicht, als er ihren Liebreiz mit wohlgesetzten Worten pries, obwohl
dies nicht seine Muttersprache war. Er besang ihr wunderschönes Kleid und ihren
Schmuck, behauptete aber gleichzeitig, selbst im Büßerhemd würde ihr
natürlicher Liebreiz alles überstrahlen. Dabei verstärkte sein starker Akzent
noch die Wirkung.
Conrad musste dem Italiener recht geben und dachte im
Stillen, ihre natürliche Schönheit käme erst recht zur Geltung, wenn sie weder
das schöne Kleid noch ein Büßerhemd trüge.
Als Alfonso de Virna sein Lobeslied beendet hatte und sich
verbeugte, dankte die Braut ihm mit einem bezaubernden Lächeln. „Ihr beschämt
mich, mein Herr“, sagte sie und lächelte huldvoll. „Eure Schmeicheleien
erscheinen mir doch arg übertrieben.“
„Schmeicheleien? Es waren simple Feststellungen. Ich machte
Euch gern Komplimente, werte Dame, aber mein Wortschatz reicht dafür bei weitem
nicht aus.“, erwiderte Alfonso galant. „Wie könnte ich übertreiben, wenn ich
Euch lobpreise? Keine Formulierung könnte Eurer Anmut gerecht werden.“
Der Mann war wirklich Meister seines Fachs. Er spielte noch
einige Lieder, wobei sich muntere Weisen mit melancholischen Tönen
abwechselten. Der Troubadour sang so schön und gefühlvoll, dass man sich dem
Zauber seiner Stimme nicht entziehen konnte. Die Ritter waren gerührt und die
Damen hingen schmachtend an seinen Lippen.
„Ich bin sehr erfreut, dass Ihr uns auf unserem kleinen
Rittergut mit Eurer Anwesenheit beehrt“, bemerkte Constance, die genauso
fasziniert von dem Minnesänger war wie die anderen Damen, „Ihr seid sicher
größere Höfe gewöhnt.“
„Die schönsten Blumen wachsen manchmal in den kleinsten
Gärten“, gab Alfonso höflich zurück. Sein nächstes Lied widmete er ihr.
Conrad bemerkte leicht amüsiert den finsteren Blick seines
Freundes Hannes, dem die Lobpreisung Constances durch den galanten Italiener
und vor allem seine schmachtenden Blicke, die er ihr zuwarf, gar nicht zu
gefallen
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