Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
gab es kein Halten mehr. Lauter Beifall und bewundernde
Rufe waren zu hören, Fäuste trommelten auf die Tische und Becher wurden
gehoben.
Antonia, jetzt ganz Mädchen, vollführte einen vollendeten
Knicks, der jeder feinen Dame zur Ehre gereicht hätte, dann warf sie übermütig
und völlig undamenhaft Kusshände in die Runde, was weitere Beifallsstürme
auslöste.
Auch Geronimo erntete Beifall sowie anerkennendes
Schulterklopfen und strahlte über das ganze lausbübische Gesicht.
Niemand von den Gauklern, die sich jetzt dienernd
zurückzogen, hatte so viel Beifall bekommen wie die beiden Geschwister, die
sich wie echte Gaukler verbeugten und dem Publikum huldigten. Wahrscheinlich
hätte sich Niemand gewundert, wenn sie mit einer Mütze herumgegangen wären, um
ihren Lohn einzusammeln.
Kaum hatten die Gäste sich beruhigt, als die nächste
Überraschung folgte. Krachend flog die schwere Hallentür auf und ein riesiger
Mann trat ein, bei dessen Anblick manch einer der Gäste zusammenzuckte. Einige
Ritter waren sogar aufgesprungen, die Hand am Schwertgriff.
„He!“, brüllte der Hüne, „wollt ihr das s-höne Fest etwa
ohne mich feiern?“
„Sven!“, riefen Conrad und Line wie aus einem Mund.
Der narbengesichtige Normanne grinste breit und schritt auf
das Brautpaar zu. „Deine Beerdigung habe ich verpasst“, sagte er zu Conrad,
„aber auf deiner Hochzeit wollte ich auf keinen Fall fehlen.“
Sven umarmte zuerst Conrad, wobei er ihn fast erdrückte und
wandte sich dann Line zu.
„Mens-henskind, Line“, entwich es ihm, „wären da nicht diese
großen, s-hwarzen Augen, ich hätte dich kaum erkannt in diesem pompösen – äh,
wollte sagen – Ihr seht bezaubernd aus, Caroline von der Lühe.“
Er versuchte sich an einem höfischen Diener, der aber eher
unbeholfen aussah.
„Das ist mein Kampfgefährte, Ritter Sven Erikson von
Skaane“, stellte Conrad den Hünen vor, „wir haben zusammen im Heiligen Land und
in Sizilien gekämpft.“
Dann nannte er reihum die Namen der anwesenden
mecklenburgischen Ritter und Edelleute mit ihren Damen, Söhnen und Töchtern.
„Ich glaube, ich muss mich erst einmal hoffähig machen“,
sagte Sven etwas verlegen angesichts der fein gekleideten Festgesellschaft sehr
zutreffend. Er trug seinen schlichten, mit Metallplatten besetzten Gambeson und
der knielange Überwurf war von der Reise mit Staub bedeckt.
„Tine, Dietlind“, rief Constance und am unteren Ende des
Tisches sprangen die angesprochenen Mägde dienstbeflissen auf. „Ja, Herrin?“
„Bereitet Ritter Sven ein Bad.“
„Und lasst ihn erst wieder raus, wenn er wie ein Veilchen
duftet“, ergänzte Conrad zur Belustigung seiner Gäste.
Die Mägde knicksten, Tine errötete leicht. Dann verschwanden
sie mit dem Ritter, neben dem die runde Dietlind viel kleiner aussah, als sie
war und die schlanke Tine fast wie ein Kind wirkte.
Die kleine Gruppe Musiker stimmte eine lustige Weise an. Es
waren musizierende Bauern, die auch bei Dorffesten für Stimmung sorgten und
froh waren, sich ein paar Münzen verdienen zu können. Sie gaben sich die größte
Mühe.
Das Brautpaar trat in die Mitte der hufeisenförmig
angeordneten Tische und eröffnete den Reigen. Die Tänzer formierten sich zu
Reihen, wobei sich die Herren und Damen gegenüber standen, dann tanzten sie
paarweise, wobei die Partner ständig wechselten.
Erst als Line mehrmals mit allen anwesenden Herren getanzt
hatte, konnte sie sich ein wenig Ruhe gönnen.
Sie ließ sich von Conrad zum Tisch führen und beobachtete
von dort aus das lustige Treiben.
Sven, jetzt sauber und festlich gekleidet, gesellte sich
nach einer Weile zu ihnen. Selbst sein Barthaar war ordentlich gestutzt. Die
Mägde hatten ganze Arbeit geleistet.
„Willst du nicht tanzen?“, fragte Conrad ihn.
„Lieber nicht, sonst braucht ihr morgen einen neuen
Dielenboden“, gab Sven grinsend zurück. „Bevor ich es vergesse. Ich soll Euch
die besten Wüns-he von Conrad und Agnes von Breuberg ausrichten und Euch alles
Gute wüns-hen. Sie bedauern, nicht anwesend sein zu können. Agnes ist nicht
mehr die Jüngste und etwas kränkelnd, für sie ist die weite Reise zu
ans-trengend.“
Conrad und Caroline bedankten sich höflich.
„Conrad von Breuberg hat es mir geschrieben“, sagte Conrad. „Und
wie geht es dir, alter Haudegen?“
„Ich bin jetzt Hauptmann der Burgmanns-haft, Gernot fühlte
sich langsam zu alt für diesen Posten.“
„Gratuliere. Bist du noch mit
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