Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
aufmerksamer vor. Gut, dass er jede Beleidigung mit Humor nimmt.
Logan schaut in den Himmel: "Die Sterne kommen mir heute sogar noch schöner vor als sonst. Von hier aus hat man wirklich das Gefühl, als könnte man den gesamten Himmel überblicken." Ich werfe einen Blick nach oben. Ja, Logan hat recht. Die Sterne leuchten noch heller und sind wunderschön...ich richte mich auf.
Jake schaut zu mir: "Wo willst du hin, Jess?"
Ich zucke mit den Schultern: "Ach, nichts weiter. Ich möchte mir nur die Beine etwas vertreten. Dauert nicht lange." Mit diesen Worten entferne ich mich ein Stück von der Gruppe. Den Blick auf den Boden gerichtet streife ich durch das feuchte Gras. Ich muss wohl etwas nachdenken. Schwer zu glauben, dass wir tatsächlich hier sind. Das Ganze zu realisieren ist momentan noch etwas schwierig. Trotz allem sind wir noch nicht bei Kyrion. Morgen geht es dann weiter...
"An was denkst du?" Hätte mich auch gewundert, wenn mir Jake nicht gefolgt wäre. Er hat mir natürlich angemerkt, dass mich etwas bedrückt. Ich drehe mich zu ihm und schaue ihm in die bernsteinfarbenen Augen, die im Sternenlicht leuchten. Er erwidert meinen Blick und sieht mich besorgt an.
Nun weiche ich etwas aus und schüttle den Kopf: "Ist nicht so wichtig. Ich kann es wohl noch nicht fassen, dass wir wirklich hier sind."
Jake lächelt mich an: "Ja, mir geht es genauso...schon komisch." Er wirft einen kurzen Blick zurück zu den anderen. Dann schaut er mich wieder an. "Gehen wir ein Stück?" Ich nicke bloß und wir entfernen uns noch etwas von der Gruppe. Es ist so still hier. Nur manchmal hört man eine Grille zirpen, oder den Wind über das Gras wehen.
Ich unterbreche die Stille: "Jake? Darf ich dich etwas fragen?"
Mit dem Blick in den Sternen antwortet er mir: "Natürlich. Alles, was du willst."
"Gut." Ich fixiere wieder das Gras. "Was erwartest du dir davon, Kyrion zu treffen? Ich meine, was ist, wenn er unsere Erwartungen gar nicht erfüllt? Wenn er gar keine Antworten auf unsere Fragen weiß? Dann war das alles hier umsonst..."
Nun ist auch Jake ernster geworden und starrt ebenfalls auf den Boden: "Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich habe all die Jahre, in denen ich herumgereist bin, viel über Kyrion in Erfahrung gebracht. Von Anfang an war ich davon überzeugt, dass es ihn gibt und dass er mir sagen kann, was ich auf dieser Welt tun muss. Seit wir hier angekommen sind, zweifle ich das erste Mal."
Ich nicke: "Du fürchtest also auch, dass wir uns zu große Hoffnungen gemacht haben. Und wenn diese nicht erfüllt werden, sind wir bitter enttäuscht." Tja, sogar Jake zweifelt nun an Kyrion. Obwohl er die ganze Reise fest von dessen Existenz und dessen Können überzeugt war, ist er sich jetzt nicht mehr sicher.
Auf einmal bleibt Jake stehen und legt seinen Arm auf meine rechte Schulter: "Aber nur, weil ich mir nun nicht mehr so sicher bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht mehr daran glaube. Und selbst, wenn Kyrion unsere Fragen nicht beantworten kann, dann hat sich die Reise trotzdem für uns gelohnt. Wir haben viel dazugelernt, neue Freunde gefunden und sind nach und nach zu einem Rudel geworden. Die Erfahrungen, die ich auf dieser Reise gemacht habe, sowohl gute, als auch schlechte, würde ich um keinen Preis der Welt wieder hergeben." Sein gütiges Lächeln gibt nun auch mir wieder Mut. Ja, Jake hat vollkommen recht. Falls Kyrion keine Antworten für uns hat, ist eben der Weg das Ziel gewesen. Wir können eigentlich gar nicht mehr verlieren.
Ich erwidere nun Jakes Lächeln und umarme ihn. Jake hat wohl nicht damit gerechnet und ist etwas überrascht, aber dann legt auch er seine Arme um mich und hält mich fest. Ich drücke ihn zu mir: "Danke...für alles." Jakes Herz pocht heftig, als ich das zu ihm sage. Er hat wohl verstanden, dass ich damit nicht nur den heutigen Abend meine. Ich könnte ihm für alles danken, für all das, was er für mich getan hat. Jake hat mein Leben mehrmals gerettet...das erste Mal, als er mich mit auf die Reise genommen hat.
Langsam löse ich die Umarmung etwas, aber meine Hände bleiben auf Jakes Schultern. Auch er hat seine Hände immer noch auf meine Hüfte gelegt und lächelt mich an. Ich spüre, wie nun mein Herz immer mehr zu pochen beginnt, als er sich nähert. Sanft zieht er mich an der Hüfte zu sich und ich lasse es zu. Unsere Gesichter sind nun schon ganz nahe und ich kann Jakes Atem auf meiner Haut fühlen. Ohne darüber nachzudenken schließe ich die
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