Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
Jake so ansehe, muss ich an die Situation von vorhin denken. Wer weiß, was passiert wäre, wenn uns das Glühwürmchen nicht unterbrochen hätte...irgendwie schon komisch. Jake verhält sich aber ganz normal. Er tut so, als wäre nichts passiert. Finde ich auch irgendwie gut. Ich muss mich etwas zurückhalten, was mein Verhalten gegenüber ihm betrifft. Immerhin sind wir jetzt in einem Rudel und er ist zusätzlich noch der Anführer. Eine unvorhergesehene Romanze wäre da eher von Nachteil. Außerdem bin ich mir immer noch nicht über meine Gefühle für ihn im Klaren. Vielleicht verwechsle ich diese starken Gefühle zu Jake mit einer einfachen Freundschaft. Wo wir gleich beim nächsten Thema wären: Freundschaft. Die wäre auf jeden Fall dahin, wenn wir uns ineinander verlieben würden...ach was, von Liebe kann man da ja gar nicht sprechen! Ich mache mir da viel zu viele Gedanken. Momentan sollte ich mich lieber um andere Dinge kümmern. Immerhin erreichen wir bald Kyrion...hoffentlich.
"Hey, unser kleiner Freund bleibt stehen!" Rachel deutet auf das Glühwürmchen, das nun bewegungslos vor uns in der Luft schwebt. "Vielleicht braucht er eine Pause..." Das denke ich nicht...hey, was ist das? Bilde ich mir das nur ein, oder wird das Licht immer heller. Nein, ich bin mir sicher. Es blendet schon richtig.
Ich kneife die Augen zusammen: "Was passiert da?" Das Licht tut richtig weh in den Augen und ich muss meinen Blick abwenden. Auch die anderen schauen auf den Boden, der hell erleuchtet ist. Doch plötzlich wird es wieder dunkel.
Logan ist der erste, der den Kopf hebt und verwirrt nachfragt: "Ähm...Leute? Habt ihr das kleine Vieh irgendwo gesehen?" Nun schauen auch wir anderen wieder auf und ich lasse meinen Blick durch den Wald schweifen. Logans Frage ist durchaus berechtigt. Wo ist der kleine Kerl? Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.
Jake schüttelt den Kopf: "Wie es aussieht ist unser einziger Anhaltspunkt gerade verschwunden."
Logan verschränkt die Arme hinter dem Kopf: "Na klasse...das hat uns gerade noch gefehlt. Wir sind irgendwo im Wald, haben keinerlei Anhaltspunkte und wissen somit nicht weiter. Ich habe ja gleich gesagt, dass das eine schwachsinnige Idee ist!" Das hätte er jetzt ehrlich gesagt nicht mehr extra betonen müssen...
"Ach Logan, du scheinst wohl immer so pessimistisch zu sein, hm?" Was war das? Wo kam diese Stimme plötzlich her? Ich scheine nicht die Einzige zu sein, die sie gehört hat. Alle drehen sich ein paarmal um die eigene Achse und schauen in alle Richtungen. "Ihr seid ja gar nicht irgendwo im Wald, meine Freunde. Ihr seid genau richtig." Diese Stimme kommt mir nicht bekannt vor. Ich habe sie noch nie gehört. Sie scheint einem alten Mann zu gehören. Irgendwie hat sie etwas mysteriöses, das ein merkwürdiges Gefühl bei mir auslöst. Ich habe da schon so eine Vermutung...
Und auch Jake hat wohl eine Vorahnung: "K-Kyrion? B-bist du das?"
Die Stimme beginnt ruhig und freundlich zu lachen: "Du musst Jake sein. Wohl ein ganz schlauer Kerl, wie es scheint. Ja, du hast recht. Ich bin Kyrion." Ach du meine Güte, es stimmt! Es ist wirklich wahr!
Chris fragt ungeduldig nach: "Wo bist du? Zeig dich bitte! Wir wollen dich unbedingt kennenlernen!" Hektisch schaut er nach oben und unten.
Wieder folgt eine Antwort der Stimme: "Nicht so ungeduldig, mein junger Christopher. Ihr werdet mich gleich kennenlernen. Aber hier ist wirklich nicht der richtige Ort für ein Gespräch. Geht noch ein paar hundert Meter weiter und ihr werdet ein Haus finden, mein Haus. Die Tür müsste eigentlich offen sein." Nun verstummt die Stimme wieder. Verdutzt schauen wir uns nacheinander an.
Dann unterbricht Rachel die Stille: "Na worauf warten wir denn noch? Los, Leute! Auf zu Kyrion!" Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Sofort laufen wir los. Über Stock und Stein rennen wir geradeaus weiter, bis wir schließlich an eine Lichtung kommen...und da steht es. Wie die Stimme es gesagt hat. Mitten auf der Lichtung, hell erleuchtet von den Sternen und dem Mondlicht steht ein riesiges Haus. Die grauen Steinmauern und das hölzerne Dach lassen es zwar einfach und rustikal, aber auch irgendwie gemütlich und einladend wirken.
Jake starrt auf das Gebäude: "Das muss es sein. Kommt Leute, wir werden wohl bereits erwartet." Also gehen wir fünf auf die große hölzerne Eingangstür zu und Jake drückt die goldene Türklinke nach unten. Dann treten wir ein.
Was meine Augen im Inneren des Hauses
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