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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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deiner Schwester, und deine Nase in all meine häuslichen Angelegenheiten zu stecken, und dir jeden Tag das Mittag- und Abendessen bei mir zu erschleichen, zusammen mit diesem dreckigen, verschwitzten Säufer Curtisi, wo sagt, er wär Tischler in der Neuen Welt gewesen, dabei riecht man meilenweit gegen den Wind, dass er aus dem Kerker gekommen. Und weil ich dich jedes Mal, wenn du’s verdient hast, in den Arsch getreten hab, also immer, hast du mir am Ende aus Rache Gift in die Kastaniensuppe getan, weil ich weiß genau, dass du es warst, die mich mit irgendeinem Kraut von den Vetteln aus deinem Dorf hast verrecken lassen,
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nemlich in Poppi, und da hast du dir das Kraut geholt und vorher hast du womöglich noch irgend so eine Hexerei mit dem bösen Blick gegen mich gemacht, wie du’s immer bei allen getan hast, die du nicht leiden konntest, oder die dir nur mal ein einziges falsches Wort gesagt haben, aber die Sache ist nach hinten losgegangen für dich, denn als der Medicus mir gesagt hat, dass ich wahrscheinlich vergiftet ward und muss vielleicht sterben, da hab ich alle Juwelen und alles Gold und die Rubine und Edelsteine und das Geld auf der Bank von San Giovanni und die Mühlen in Signa und das gute Maultier, das einen Haufen Geld wert ist, und das große Haus in Florenz, all das hab ich meinen Neffen hinterlassen, die wo Klausurmönche in Sizilien sind, wenn du also wieder mit Advokaten gegen mich vor Gericht ziehn willst, wie du’s schon hundertmal gemacht hast, musst du bis nach Sizilien gehn, und dafür brauchst du mindestens zwei Wochen und hoffentlich krepierst du unterwegs.
    Und weil meine Neffen mir höchlichst dankbar sind, haben sie mir diese Mönchskutte geschickt, die hat eine Nonne von ihrem Orden genäht, und sie sagen, ich bin gewiss sehr fromm und hab eine gute, heilige und reine Seele, und wenn ich sterbe, soll ich dieses Gewand anziehn und den Rosenkranz in Händen halten, dann komm ich nemlich viel schneller und ohne große Umstände ins Paradies.
    Wo du aber eine Schnüfflerin bist, bin ich ganz sicher, dass du einen Richter um Erlaubnis bitten wirst, dies Grab öffnen zu dürfen, dass du wenigstens das Geld und die Juwelen findst, aber da werden nur diese Zeilen sein, die ich dir grad schreibe, und ich hoffe, sie lassen dich platzen vor Wut, aber jetzt nenn ich dich auch noch dreckige Hure, du stinkst aus dem Mund und bist es wert, zu verbrennen wie Holz oder ein Pinienzapfen, und bist eine Kröte und keinen Heller wert, verstanden? Schade, dass du jetzt, wo ich sterbe, nicht vor mir stehst, dann hätt ich dir noch einen schönen Schleimbatzen ins Auge gespuckt, aber vielleicht kann ich dir den auch aus dem Jenseits schicken.
    Geh zur Hölle für immer.
    A.D. 1634
    Dein Schwager
    Ariodante

|465| DISKURS LXIX
    Darin das Geheimnis aufgeklärt wird und man sich einer anderen, noch weniger erfreulichen Jagd widmet.
    Nach beendeter Lektüre senkte sich Stille über uns wie eine bleierne Decke.
    Mazarins Bibliothekar blickte hinab auf das Skelett in dem Sarg, den er mit rasender Wut aufgebrochen hatte.
    Alles war klar: Der Leichnam gehörte einem wohlhabenden Grundbesitzer im Hinterland, den das Schicksal mit dem typischen Exemplar einer schmarotzenden, habgierigen Schwägerin geschlagen hatte. Ihre ganze traurige Geschichte steckte in dem makabren Gedicht und dem folgenden Brief.
    Das Schicksal hatte seinen Spott mit Naudé und uns allen getrieben.
    »Und der Grabstein?«, fragte er verzagt.
    »Im Lichte der Tatsachen, Monsire Naudé, lässt er sich wahrscheinlich so lesen:«

    CARISSIMUS
    FILIUS
    ARIODANS PIZZICONIUS
    HIC GORGONAE
    MORTUUS
    A.D.MDCXXXIV

    Was bedeutete: Der teure Sohn (Gottes) Ariodante Pizziconi ist hier auf Gorgona im Jahr des Herrn 1634 verstorben.
    Der arme Naudé wollte zu seiner Niederlage kein Wort sagen. Nachdem er den Sarg wieder geschlossen hatte, begann er emsig zu schaufeln, um das Loch, das wir so hoffnungsvoll gegraben hatten, wieder mit Erde zu füllen.
    Als das schwierige Werk beendet war – es war eine Menge Erde übriggeblieben, die wir in der Umgebung verteilen mussten, um unsere blasphemische Tat zu verbergen – blieb noch ein letztes Problem.
    »Wo finden wir jetzt Eulen und Käuzchen für das Abendessen, Monsire Naudé? Ihr schient eine Idee zu haben, als wir hinausgingen …«, fragtest du so taktvoll wie möglich.
    |466| »Ach ja. Natürlich habe ich eine Idee, eine ausgezeichnete Idee.«
    Naudé ging auf einige kleine Kapellen in der Nähe

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