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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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vorstellen, wie man eine so rindige Haut anziehen konnte. Wahrscheinlich war sie bei unserem Schiffbruch nass geworden, obwohl das gewachste Leinen des Sacks wasserdicht war. Die fest geschlossenen Fensterläden verwehrten dem Mondlicht, mich bei der Untersuchung zu unterstützen. Mir blieb keine Zeit mehr, enttäuscht schnürte ich den Sack zu und kehrte zu den Liebenden in der Küche zurück.
    Tatsächlich waren dies die letzten Momente: Beide lagen am Boden, Barbara, bereits befriedigt, verschloss ihrem Gefährten mit den Lippen den Mund, damit seine lautstarke Lust nicht alle weckte. Alle Achtung! Nur die Frauen, von der Natur berufen, den Fortbestand der Menschheit zu sichern, können in den schwierigsten Momenten wachsam bleiben: der Geburt und dem verbotenen Vergnügen, das ihr vorausgeht.
    Doch dieser Gedanke war mir nur gekommen, um einen anderen aus meinem Geist zu verbannen, an dem mein Hirn sich verbrennen würde wie die Hände des Kindes, das eine heiße Kartoffel ergreift. Mein anfänglicher Verdacht bestätigte sich: die Stimme des galanten Begleiters gehörte nicht Kemal, sondern Marcantonio Pasqualini, genannt Malagigi.

|471| DISKURS LXXII
    Darin jemand beschließt, in aller Heimlichkeit eine mutige Expedition zu wagen.
    Zurück in meiner Schlafkammer hörte ich im Hintergrund das mächtige Schnarchen Kemals. Der Korsar war schließlich kein junger Mann mehr, kein Wunder, dass ein Liebesdienst am Tag ihm vollauf genügte.
    Ich schlüpfte wieder unter die schmutzige Decke, die besser zu einem Hund gepasst hätte als zu einem Menschen, und verfluchte den Anblick, den ich mir soeben heimlich verschafft hatte, und der mir beim Einschlafen gewiss nicht behilflich sein würde.
    Ein paar Minuten später hörte ich die leichten Füße von Barbara Strozzi über den Gang schleichen, alsbald gefolgt von den weniger luftigen Schritten Pasqualinis.
    Und wieder gestörter Schlaf, wieder Geräusche eines Kommens und Gehens auf dem Gang. Das reichte jetzt! Wenn die Strozzi sich noch einen Liebhaber in die Küche holt, schwor ich, würde ich Atto wecken und ihn auf sie hetzen.
    Ich ging hinaus in den Flur: niemand. Plötzlich griff mich jemand feige von hinten an.
    Ich drehte mich um: »Wer ist da?«
    Wieder wurde ich von Licht geblendet: eine Kerze. Keiner von uns besaß eine, es konnte also nur ein Fremder sein! Instinktiv hob ich eine Faust, um mich zu verteidigen.
    »Signor Secretarius, was tut Ihr? Ich bin es!«
    »Signor Hardouin? Warum lauft Ihr um diese Zeit herum? Ich habe nicht bemerkt, dass Ihr aufgestanden wart. Und woher kommt diese Kerze?«
    »Alles, ich habe alles gefunden!«, rief der bretonische Buchhändler begeistert aus. »Kerzen, Feuerstein, Zünder und vor allem das kostbarste Gut, das der Herrgott für uns bereithalten konnte!«

    Wenige Minuten später hatten wir den Statthalter Ali Ferrareses schon geweckt. Hardouin riss den Korsar fast mit Gewalt von seinem Lager und führte uns in die Küche, wo wir ungestört sprechen konnten.
    »Und wo sollen Pech, Hanf, Seile und alles andere sein?«, fragte der Barbareske misstrauisch, sich die Augen reibend.
    |472| »Habt Ihr mir nicht zugehört? Im Keller hinter dem Holzstapel. Eben darum ist das Material so schön trocken geblieben, dass wir es sofort benutzen können. Auch ich verwahre diese Dinge in meinem Holzkeller. Als mir das einfiel, bin ich aufgestanden und habe nachgesehen. Wir können sofort anfangen, würde ich sagen.«
    »Sofort? Nicht mal im Traum«, protestierte Kemal. »Es ist Nacht, ich bin keine Eule und auch kein Dieb, ich lebe und schufte nur unter der Sonne. So eine Arbeit macht man nicht nachts.«
    »Ich bitte Euch, lasst diese Gelegenheit nicht ungenutzt, sie könnte nicht wiederkommen!«, bat Hardouin.
    Jetzt begriff ich, dass der Buchhändler die Strozzi gebeten haben musste, ihr Lager zu tauschen: er wollte mich bei seinem gewagten Unternehmen dabei haben.
    Hardouin erklärte es uns: Mit dem Pech, dem Feuer und dem Hanf konnten wir den Rumpf unseres Rettungsbootes kalfatern und ihn wieder wasserdicht machen. Dennoch wäre es keine gute Idee gewesen, wenn wir alle zusammen die Überfahrt nach Livorno versucht hätten. Erster Grund: Bei widrigem Wetter kenterte ein volles Boot leichter. Zweiter: Wenn unsere ganze streitlustige Truppe das Boot bestieg, würden die ständigen Zwistigkeiten an Bord gefährliche Folgen haben. Zu dritt dagegen (Hardouin verschwieg weise, dass auch Kemal und ich ein nicht geringes Zerwürfnis gehabt

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