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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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ich, und ungeachtet deiner Bemühungen schlief sie weiter. Schließlich gabst du auf und kehrtest zu mir zurück. Ich musterte dich, du erwidertest meinen Blick mit einem gezwungenen Lächeln.
    »Seid Ihr bereit, Signorino? Kann ich Euch helfen? Habt Ihr gut geschlafen?«, fragte ich, während ich in Wahrheit mit meinem Gesichtsausdruck fragte, ob es deinem verkleideten Weib, das wir beide vorgaben, nicht zu kennen, gutging.
    »Gehen wir«, antwortetest du knapp, ohne meine Sorge um Barbara zu erraten, und in dem Blick, den du mir zuwarfst, lag der rührende Ernst des jungen Mannes, der schon in der Morgenröte des Lebens versucht, Respekt zu erheischen.
    Mit kaum verhehltem Widerwillen ergriffen wir die Gewehre, die der Bibliothekar uns reichte, schulterten die Hörner mit dem Schießpulver und begaben uns trübsinnig zum Ausgang. Bald erreichten wir den Pfad, der von der Piana dei Morti in den Wald abzweigte. Naudé schritt im Gegensatz zu uns mit munterem Tatendrang voran.
    »Dieses Mal, meine Lieben, müssen wir unseren Gefährten etwas mehr als ein paar Fledermäuse oder Wildkatzen zum Beißen verschaffen, sonst rösten wir noch selbst am Spieß«, scherzte der Bibliothekar nervös. »Doch vorher müssen wir unsere drei Bärtigen wiederfinden, die den geschmacklosen Einfall hatten, uns im Stich zu lassen. Sollte uns dies nicht glücken, müssen wir wenigstens herausfinden, wie man in diese verfluchte Stadt kommt.«
    Die Wanderung im kalten Morgengrauen war äußerst ungemütlich, nur der Gesang der Vögel ließ die feuchte, noch schlafende Natur etwas weniger unwirtlich erscheinen. Ich bemerkte, dass du mich erstaunt beobachtetest. Du warst erfrischt, fast fröhlich aufgestanden, während ich, der ich mich zur selben Stunde schlafen gelegt hatte, wie ein ausgelaugter Putzlappen wirkte. Ich brummte etwas über meine ewige Schlaflosigkeit und die unbequeme Lagerstatt, denn von dieser langen Nacht, von dem Boot und der Geilheit deines falschen Barbello durfte ich dir kein Sterbenswörtchen sagen.
    Das erste Stück Weg führte uns zu nichts, was verlockte, wir sahen |506| nur unbedeutende Vögelchen und auf dem Boden kein Beutetier, das diesen Namen verdiente.
    »Mein Instinkt sagt mir, dass dies keine günstige Gegend ist«, sagte Naudé. »Gehen wir noch ein wenig weiter, um einen erhöhten Standpunkt zu finden, von wo aus wir vielleicht eine Straße erblicken, die in diese verflixte Stadt führt. Danach verteilen wir uns und halten Ausschau nach etwas Gutem, denn mein Magen knurrt schon, und zur Mittagszeit möchte ich ihn zufriedenstellen.«
    Während wir durch den Wald gingen, versuchte ich Naudés Gesellschaft zu nutzen, bevor wir uns auf die Jagd konzentrieren mussten, und regte ihn zu einem Bekenntnis an, das schon zu lange ausstand.
    »Monsire Naudé, ich glaube, Ihr müsst einer Meinung mit mir sein«, sagte ich ohne lange Vorrede.
    »Durchaus möglich, Signor Secretarius, wenn ich wüsste, worum es geht.«
    »Darum, dass hinter E.D. Euer Freund aus der Tetrade Elia Diodati steckt. Tagelang bin ich nicht dahintergekommen, jetzt ist es mir plötzlich aufgegangen.«
    Naudé ließ sich ein fast unmerkliches Lächeln um die Mundwinkel entwischen, er schien die Frage erwartet zu haben. Konnte es anders sein? Alle wussten, dass er zu der berühmten Tetrade gehörte, dem Quartett aus Busenfreunden, das in den gelehrten Pariser Kreisen Furore machte. Seine Antwort erstaunte mich darum sehr:
    »Elia Diodati? Der niederträchtigste, dreckigste, falscheste Mensch, der je gelebt hat.«

BETRACHTUNG
    Darin gezeigt wird, wie die Tetrade starb und dann wiederauferstand.
    »Ihr müsst wissen, Signor Secretarius«, fuhr er fort, »in Paris gibt es Dinge, die man erst versteht, wenn man lange dort lebt. Bleibt man der Stadt eine Weile fern, findet man manchmal schon nach wenigen Wochen bei der Rückkehr alles verändert vor. Genau das ist mir widerfahren, als ich vor vier Jahren nach Paris zurückgekehrt bin, nachdem ich zehn Jahren in Italien war.«
    |507| Er verlangsamte seinen Schritt und fuhr fort, sich umzuschauen, obwohl sein Reden sicher jede Beute, die diesen Namen verdiente, von uns fernhalten würde.
    »Nach dem Tod meines Freundes Bouchard, Gott sei seiner Seele gnädig«, sagte er, ein unbeholfenes Kreuzzeichen schlagend, »trat ich, wie Ihr wisst, zu meiner großen Freude in den Dienst Seiner Eminenz Kardinal Mazarins. Doch zurück in Paris, fand ich vieles verändert vor.«
    Die Atmosphäre, berichtete Naudé,

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