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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Bouchard aufgereihten Namen der lateinischen Autoren und Gelehrten waren wie Wassertropfen auf einem Spinnengewebe: Sie verrieten denselben Ursprung, doch warum sie in dieser Weise angeordnet waren, blieb unerklärlich.
    |633| Nur einige Verbindungen waren klar. In der Torre Vecchia hatten wir das Fragment einer wahrscheinlich von Poggio stammenden Handschrift gefunden, einen kurzen Ausschnitt aus Petronius
Satyricon
. Poggio hatte auch das historische Werk des Tacitus entdeckt, wo von Petronius’ Leben und Tod berichtet wird, außerdem die
Astronomica
von Manilius, die dann von Scaliger zum ersten Mal in einer kritisch durchgesehenen Ausgabe veröffentlicht wurden (was Naudé bei unserem letzten Fund von Bouchards Tagebuch entschlüpft war). Manilius hatte Scaligers Interesse an der Chronologie geweckt, und in Paris hatte er durch seinen Freund Casaubon die einzige Handschrift von Synkellos gefunden. Der Ausdruck »Tempus der Zeit« war unverständlich, hatte aber wenigstens etwas mit Synkellos und Scaliger gemeinsam, nämlich die Zeit. Doch dann wieder jene Wendung »Chiffre der Namen«. Was mochte sie in diesem Kontext bedeuten? Außerdem hatte er eine »Liste mit Anweisungen« an einen »sicheren Ort« gebracht.
    Schließlich erschienen wieder die
impia cohors
, die »gottlose Bande«, die
Deniaisez
(wir wussten jetzt, wer sie waren) und die letzte beunruhigende Prophezeiung: »Die Wirklichkeit pervertieren«. War dies vielleicht der Schlüssel? Hat die Perversion die Macht, die Welt zu verdrehen?

    Doch meine Aufmerksamkeit wurde schon von dem nächsten Dokument geweckt: einem Briefwechsel.

    Über alles geliebter Freund, teuerster Jean-Jacques,

    gemeinsame Freunde haben mir von dem schrecklichen Unfall berichtet, der dir zugestoßen ist. Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie es mir das Herz zerriss, als ich die Nachricht erhielt.
    Ich bitte dich, nenne mir einen Tag und eine Stunde, in der ich dich besuchen kann, um dir meine Freundschaft und mein Bedauern über diesen tragischen Vorfall zu bekunden. Bis dahin kann ich meine Empörung über das, was dem liebsten meiner Freunde so feige zugefügt wurde, nicht beruhigen.

    Dein dir ewig treu ergebener Diener
    Gabriel Naudé

    |634| Lieber Gabriel,

    Ich beantworte dein letztes Schreiben, mit dem du dich erneut zu meinen Freunden zählst.
    Die Ausführenden des Überfalls haben die Information über die nächtliche Stunde, zu der ich von der Arbeit heimkehre, gut genutzt. Ich habe jedoch begründete Hoffnung, dass die Justiz alle Verantwortlichen dieses gemeinen Verrats ermitteln wird.
    Vorerst erlaubt mir mein Gesundheitszustand nicht, dich zu empfangen.

    Dein ergebener Diener
    Jean-Jacques Bouchard

    Wenn man Naudés Brief und Bouchards knappe Antwort las, ahnte man nur zu gut, was geschehen war: Als Bouchard auf dem Petersplatz überfallen wurde, wussten seine Angreifer genau, um welche Uhrzeit er herauskommen würde. Wie wir soeben von Naudé gehört hatten, wusste Bouchard, dass es kein Zufall sein konnte, weil Naudé ihn vor wenigen Tagen genau danach gefragt hatte.
    Welch eine deutliche Sprache sprachen diese beiden kurzen Briefe! Naudé nannte Bouchard den »über alles geliebten« und »teuersten« Freund, Bouchard antwortete mit einem schwachen »Lieber« und vermerkte kühl Naudés Versuch, sich erneut zu seinen Freunden »zu zählen«, ohne zu sagen, ob er ihn akzeptierte oder nicht. Auf die Sorgen Naudés antwortete das Opfer nur mit dem Hinweis, dass die Angreifer die Uhrzeit kannten, da er von der Arbeit heimkehren würde, und nannte das Geschehen einen »gemeinen Verrat«.

DISKURS XCIV
    Darin das Duett mit Naudé auf die einzig mögliche Weise endet. Sodann wird über Verschwörer und ihre Eigenschaften gesprochen.
    Wenige Sekunden nach der Lektüre dieser dramatischen Zeilen war ich schon draußen, tief in den Schatten geduckt, um das triste Schauspiel zu beobachten, das Mazarins Bibliothekar dir bot.
    |635| »Monsire Naudé, ich bitte Euch, lasst uns zu den anderen zurückkehren, Ihr habt zu viel getrunken …«, batest du und zogst ihn am Arm, um ihn zu unserem Unterschlupf zu geleiten.
    Nichts zu machen, kaum hattest du ihn zu einem Schritt in die gewünschte Richtung bewogen, nahm er sein irrendes Torkeln ins Nichts wieder auf.
    Naudé stürzte, stand auf, fiel wieder hin. Er kroch auf allen vieren weiter und brach wieder zusammen. Der verzweifelte Päderast war am Ende: auf die Ellenbogen gestützt, begann er zu kriechen, ein

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