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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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besondere Gebete zum Aufstöbern der Teufel zu sprechen, welche er in den Seelen des Großherzogs Ferdinando und seines Bruders Mattias verborgen sah. Und tatsächlich wurden beide Fürsten augenblicklich von einem Unwohlsein ergriffen und erbrachen vor der entsetzten Versammlung gewaltige Mengen übelriechender Säfte, ja sogar den Kopf einer Kröte. Der Priester wurde dennoch mit Gewalt gehindert, fortzufahren, und die einzige dauerhafte Folge des versuchten Exorzismus war, dass der Geistliche wenige Tage später von unbekannter Hand gemeuchelt aufgefunden wurde.

    In seinen Jugendjahren hatte der Großherzog sich vor allem mit dem blutjungen Fürsten von Venosa vergnügt. Sie waren kreuz und quer durch Europa gereist, wo sie Verwandte und Bekannte der Familie |33| besucht hatten: Ferdinandos Onkel, den Kaiser; einen anderen Onkel in Österreich, der Erzherzog war; und sogar den Papst in Rom. Nach der Rückkehr von dieser ergötzlichen Lustreise hatte der junge Ferdinando die Regierung des Großherzogtums der Toskana übernommen, und er regierte, wie es ihm passte. Eines Abends war seine Mutter, die Erzherzogin, unerwartet in sein Zimmer getreten, als er sich gerade vor dem Kamin wärmte. In heller Aufregung berichtete die Frau, ihr seien Fälle heimlicher, widernatürlicher Unzucht in der Stadt Florenz gemeldet worden. Sie zog eine Liste mit den Namen der beteiligten Personen hervor, sämtlich mächtige Männer in hohen Ämtern, und forderte ihren Sohn in scharfem Ton auf, sie zu bestrafen.
    Der Großherzog las die Liste, ohne mit der Wimper zu zucken, und entgegnete seiner Mutter, sie sei nicht gut informiert: Auf der Liste fehlten die Namen weiterer Personen, die derselben Verirrung erlegen waren. Er stand auf, nahm eine Feder vom Tisch, tunkte sie in das Tintenfass und schrieb in aller Ruhe seinen eigenen Namen mit großen Buchstaben an oberster Stelle auf die Liste. Sodann gab er das Papier seiner Mutter zurück.
    Die Erzherzogin rief aus: »Das tut Ihr nur, um jene anderen zu schützen!« Der Großherzog: »Welche Strafe wünscht Ihr für diese Leute?« Und sie: »Sie sollen bei lebendigem Leib verbrennen!«
    Da nahm Ferdinando die Liste wieder an sich, knüllte sie zu einem Ball zusammen und schleuderte ihn in die Flammen im Kamin. Darauf sagte er: »Bitte, Euer Wille ist geschehen. Fürderhin befasst Ihr Euch nicht mehr mit den Angelegenheiten des Hofes und legt mir keine solchen Fälle mehr vor, die nur dazu taugen, Unruhe in meinen Staaten hervorzurufen.«
    Die Erzherzogin nahm diesen Vorfall sehr übel auf. Sie raffte all ihre Juwelen, ihr Gold und Silber zusammen und verließ Florenz in Richtung Deutschland. Doch in den Bergen bei Trient angekommen, erkrankte sie in einem Gasthaus und starb kurze Zeit darauf.
    Acht Jahre später heiratete Ferdinando die schwerreiche Herzogin Vittoria della Rovere. Sie gebar ihm den kleinen Cosimo, der Ferdinando eines Tages auf dem Thron nachfolgen wird. Doch das hat nicht viel an den Neigungen des Vaters geändert, und man sagt, zwischen den Eheleuten habe es bereits ein endgültiges Zerwürfnis gegeben, sodass zumindest vorerst keine weiteren Kinder zu erwarten sind.
    |34| Die Großherzogin hat ihren Gatten im Schlafzimmer mehrmals mit jungen Pagen entdeckt, an denen er sich auf die unterschiedlichsten Weisen ergötzte. Er aber tut so, als bemerke er den Zorn seiner Frau nicht, und fährt mit seinem Laster fort. So vergnügt er sich damit, die Nächte der Florentiner zu stören, indem er seine gierigsten Liebhaber (das sind jene, die ihn besonders reizen) anstachelt, in die Häuser der Bürger einzusteigen, um die eine oder andere Magd zu verführen, während er hinter der Tür lüstern das Schauspiel genießt und, nur um seine Begierden zu befriedigen, ein ums andere Mal das Leben riskiert.
    Denn als Ferdinando eines Nachts aus einem Alkoven einen seiner Günstlinge bei der körperlichen Vereinigung mit einem Mägdelein beobachtete, zu der er den jungen Mann angestachelt hatte, fingen die Vorhänge des Bettes an einer Kerze Feuer und ein Brand brach aus, bei dem der Großherzog fast umgekommen wäre. Ein anderes Mal hatten seine Gefährten ihn einen Augenblick lang auf der Straße allein gelassen, als zwei Räuber mit Messern über ihn herfielen, und hätte er kein Korsett unter dem Wams getragen, wäre er sicherlich nicht mit dem Leben davongekommen.
    Woher nahm er diese Dreistigkeit? Wie konnte ein Adliger von solchem Ruhm seinen Hintern auf der Straße

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