Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
Vom Netzwerk:
Feuer und Wasser.
    Es war offensichtlich, dass das liebreizende Geschöpf, von Heimweh und Reue ergriffen, sein kleines Gesellschaftswesen über die Maßen idealisierte. Wir warteten darauf, dass sie uns erklärte, welches Gesetz sie übertreten hatte, um aus der Stadt verbannt worden zu sein.
    |206| »Warum um alles in der Welt steht das Tor dieser Festung offen? Wer kommt hierher, um nach den Hühnern zu sehen?«, drängte Guyetus, der es müde war, sich diese weiblichen Phantastereien anzuhören.
    »In unseren Familien kommandiert der Vater, wie es gut und recht ist«, fuhr die Frau mit erhobenem Zeigefinger fort, als hätte sie die Frage nicht gehört. »Doch ohne die Erlaubnis seiner Gemahlin kann er nicht draußen auf den Feldern spazieren gehen. Auch ich wäre eine brave Ehefrau gewesen, wenn …«
    Sie ließ den Satz unvollendet und tat einen Seufzer, wahrscheinlich im Gedanken an ihr trauriges Exil und ihre Familie oder einen Bräutigam, den sie in der Stadt hatte zurücklassen müssen. »Nur der Großherzog der Toskana steht für uns über allen anderen Autoritäten. Apropos, früher oder später sollte unser guter Großherzog seinen braven Untertanen auf Nusquama einmal einen Besuch abstatten und sich anschauen, welch rechtschaffenes, tugendhaftes Leben wir hier führen, und wie sehr wir seinen Namen und den seines adeligen Geschlechts ehren«, bemerkte das artige junge Fräulein.
    In Nusquama, fuhr sie fort, während Guyetus und Schoppe lebhafte Zeichen wachsender Ungeduld zeigten, leidet nicht nur keiner Hunger, es gibt auch keine großen Reichtümer in Händen weniger Menschen, und die Arbeit ist so gut geregelt, dass alle höchstens sechs Stunden am Tag arbeiten müssen. So gibt es immer genug Zeit, um sich seinen Lieblingsbeschäftigungen zu widmen und ein erfülltes Leben zu führen. Die meisten nutzen die Mußestunden, um ihre Arbeitswerkzeuge zu reparieren, oder sie stellen mit eigenen Händen rustikale Möbel oder andere nützliche Dinge für ihr Haus und ihre Familie her.
    »Doch alles immer ohne Luxus!«, betonte die Frau. »Die Häuser sind alle gleich, die Straßen sind in regelmäßige Wohnblocks von gleicher Größe unterteilt. Jeder besitzt nur ein sehr einfaches Gewand aus rauem, kratzigem Stoff, das alle zwei Jahre ersetzt und im Haus seines Trägers gewebt werden muss.«
    »Himmelherrgott, liebes Mädchen, willst du uns nicht endlich sagen, ob jemals einer in diese Festung kommt?« Schoppe riss nun endgültig der Geduldsfaden, er wollte mit einem menschlichen Wesen sprechen, das weniger schwärmerisch war als unsere Gesprächspartnerin.
    Außerdem, fuhr sie fort, als hätte Schoppe nichts gesagt, herrscht Frieden auf der Insel Nusquama. Es gibt keine Garnison, die diesen |207| Namen verdient hätte, und zu den Waffen greift man nur, wenn der Großherzog der Toskana es befiehlt oder ein Feind die Sicherheit und Freiheit der Insel bedroht. In diesem Fall, aber er sei sehr selten, betonte sie, wird jeder gesunde Bürger eingezogen, der für das Wohl seiner Insel zu sterben bereit ist.
    »Keiner darf sich dem Müßiggang ergeben, Faulheit wird streng bestraft«, sagte das liebenswürdige Fräulein. »Es ist verboten, Luxuswaren herzustellen, jeder überflüssige oder nutzlose Gegenstand wird beschlagnahmt und zerstört. Es gibt nur wenige, einfache Gesetze, außer denen natürlich, die im Großherzogtum herrschen, und es hat keinen Sinn, sich an Gerichte zu wenden, denn Anwälte gibt es fast keine.«
    »Aber Ihr habt eine Regel gebrochen, wie Ihr anfangs sagtet«, wandte ich wieder ein, »und man hat Euch verbannt.«
    »O ja, das stimmt. Es handelt sich um folgendes: Wenn die Bürger von Nusquama einen Freund außerhalb der Stadt besuchen wollen, müssen sie um eine schriftliche Erlaubnis ersuchen. Das ist die Besuchsordnung, so nennen sie alle. Ich war aus dem Haus gegangen, ohne sie bei mir zu tragen, und bei einer Kontrolle hat man mich erwischt. Statt mir eine Rechtfertigung zu gestatten, hat dieses Ungeheuer von einem Traniborus mir die Strafe der achtmonatigen Verbannung auferlegt.«
    Wir alle blickten die gesprächige Mamsell ein wenig verwundert an, die uns mit der größten Selbstverständlichkeit erklärte, dass wir uns nicht auf Gorgona befanden, sondern auf einer ganz anderen Insel im Meer der Toskana, und wer weiß welcher. Gewiss, wir hatten das Blatt Papier aus dem Manuskript des Petronius gefunden, aber das war keine ausreichende Bestätigung dafür, dass wir auf Gorgona

Weitere Kostenlose Bücher