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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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hatte. Er musste sterben, denn der Schutz und die Verehrung des göttlichen Lichts stand über allem. Ekuos atmete tief und eine sanfte Müdigkeit überkam ihn.
    Seit er mit der Herde unterwegs war, wartete er auf ein Zeichen der Götter. Aber es geschah nicht, also würde er in den Bergen bleiben müssen. Um seinen Geist für die Mitteilung aus der anderen Welt zu öffnen, aß er seit Tagen nichts. In seinem Rücken gab es eine Quelle, mehr als Wasser brauchte er nicht.
    Das hatte ihn sein weiser Lehrer gelehrt. Sie waren fünfzehn Monde lang durch das Land gereist. Immer wenn ein voller Mond den Himmel geschmückt hatte, nahm sich Ekuos einen kleinen Stein vom Boden und steckte ihn ein. So wusste er bei seiner Rückkehr, wie lange die Reise gedauert hatte. Aber natürlich war es nicht darum gegangen. Der weise Mann wollte ihm den Weg vom Hirten zum Seher bahnen. Ekuos musste sich den Göttern zeigen und sie entschieden, ob er ein Seher sein konnte. Nun waren bereits weitere dreizehn Monde vergangen, aber er blieb ohne Nachricht der Götter.
    Hunger war ein Weg sich zu ändern. Nichts in seinem Körper sollte ihn zu unreinen Gedanken führen können. Wer am Himmel der Götter etwas sehen will, der muss rein sein. Die einfachen Menschen lebten in der Gefangenschaft ihrer Begierden. Dazu hatten sie die Götter aber nicht erschaffen. Die innere Welt und das Erkennen des Lebens erreichte niemand, der sich mit Essen, Kleidung und Geschmeide zufriedengab. Aber so waren sie, die Menschen, hatte ihn der weise Mann gelehrt.
    »Sagt mir, was ich tun soll.« Ekuos hob seinen Blick zum Himmel.
      Ein kleiner Vogel schwebte vorüber und wartete über den wogenden Ästen einer Baumgruppe, um sich dann vollständig aufzulösen. Nur eine Feder fiel zu Boden. Die Luft blieb so unsichtbar wie die Gedanken. Ekuos sah und er sah auch das Unsichtbare. So wollten es die Götter. Aber wenn er sah, dann erkannte er das Gesehene nicht immer. Die Mysterien des Himmels blieben ihm ein Rätsel. ›Habe Geduld‹, hatte ihn sein Lehrer einst beruhigt. Doch das gelang ihm nicht immer. Ekuos lief hinüber und hob die niedergegangene Feder vom Boden auf. Die Götter schickten ihre Nachrichten durch Vögel vom Himmel auf die Erde. Er nahm die Feder zwischen seine Finger und sie zog ihn zu Boden, wo er ein großes Feuer in die Erde malte. Das war nicht er, der da tätig gewesen war. Eine andere Kraft zwang ihn dazu und er hatte keinerlei Erklärung für das, was er da am Boden sah. Erschreckt warf er die Feder weit von sich. Die Große Mutter Erde und die von ihr erschaffene Natur zeigen den Sinn der Götter für die Schönheit. Die Götter im Himmel ließen für sich die Erde in den großen Gewässern spiegeln und so konnten sie sehen, ob sie der Schönheit entsprach, die sie hinter den sieben Himmeln ihrer Welt bereits gebaut hatten.
    Ekuos dachte an sich und die Menschen, wie sie immer wieder hoch hinaufschauten und sich danach sehnten, auch einmal in der Anderswelt sein zu dürfen. Aber, so hatte ihn der weise Mann gelehrt, diese Reise musste enden, denn die Götter duldeten Menschen nicht für ewig bei sich, daher gab es die Wiedergeburt, der niemand entging.
    Matu der Treiber ging nicht zu Ekuos hinüber. Sie kannten sich zwar von Geburt an, aber er war Matu und Ekuos der Hirte. Matu hatte zu dienen, während Ekuos die Wolken fing. Mehr wusste er nicht. Matu wollte die Geheimnisse um Ekuos auch gar nicht wissen. Es machte ihm Angst, wenn das Licht vom Himmel durch Ekuos hindurchschien. Die Sippe hatte ihn an die Seite der Herde von Ekuos gestellt, mehr hatte er nie gewollt.
    Ekuos trat auf eine Wiese und sah unterhalb der Höhle am Fuß des Berges die Herde weiden.
    Was war das? Er hatte keine Erklärung. Erst als er die Sonne durch die Wolken scheinen sah, fiel er auf die Knie und keuchte. Kaum hatte sich die Sonne gezeigt, wurde sie bereits wieder von den Wolken verdrängt. Obwohl es fast schon gegen Mittag ging, blieb der Himmel geheimnisvoll dunkel. Kalter Schweiß perlte auf Ekuos’ Stirn, lief über sein Gesicht zum Kinn, er wischte ihn mit dem Handrücken ab. Er sprang hoch und begann zu rennen, nahm die ausgedehnte Ebene zwischen dem Tal und dieser Wiese am Hügel in Angriff, als wollte er ein Wettrennen gewinnen. Bei den Büschen am kleinen Bach beugte er sich vorsichtig hinab und griff nach einem Lamm, das sich dort versteckt hatte. Den ganzen langen Weg zurück trug er es in seinen Armen. Nun schaute es zitternd zu ihm auf und

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