Das Nest des Teufels (German Edition)
Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, behauptete Jaan, Gezolian und Lescha würden wohl bald zurückkommen.
Kaum hatte er es ausgesprochen, als ein Mann in einer dicken braunen Lederjacke aus dem Wald trat. Bei seinem Anblick schrak Paskewitsch auf.
«Du hältst also allein Wache. Stahl gehört mir. Jetzt kann ich endlich mit ihm abrechnen.»
«Was sagen sie?», fragte ich Jaan, der natürlich Russisch verstand und für mich dolmetschte.
«Misch dich nicht in Dinge ein, für die du zu klein bist, geh du nur deine Bildchen kritzeln», schnaubte Paskewitsch, doch seine überhebliche Miene verschwand, als Juri Trankow die Pistole zog.
«Schließ den Wagen auf! Diesmal ist die Waffe vollgeladen, da bleibt auch für dich eine Kugel. Hände hoch!»
Paskewitsch lachte dröhnend.
«Das bringst du ja doch nicht fertig. Du hast nicht das Zeug zum Killer.»
«Was du nicht sagst! Ich hab im Winter einen Polizisten erschossen. Dagegen ist das hier ein Kinderspiel. Hände hoch!» Juri trat näher an Paskewitsch heran, und ich sah die gleiche Ausdruckslosigkeit auf seinem Gesicht wie damals, als er Martti Rytkönen erschossen hatte. Auch Paskewitsch begriff nun, dass sein Sohn es ernst meinte.
«Juri, du wirst doch nicht auf mich schießen. Herr im Himmel!» Paskewitsch fiel auf die Knie. «Ich habe doch so viel für dich getan, dich durchgefüttert und deine Ausbildung finanziert. Soll das der Dank dafür sein?»
«Hier hast du meinen Dank dafür, wie du mich behandelt hast», sagte Juri und schlug seinem Vater den Griff der Pistole auf den Mund. «Die Schlüssel zum Lieferwagen! Sofort!»
«Jaan, los jetzt!» Ich wollte den Hügel hinabrennen, aber Rand hielt mich fest. «Warte, Hilja!» Als ich mich losreißen wollte, zischte Jaan erneut: «Warte!»
Sobald Juri die Schlüssel erhalten hatte, trat er Paskewitsch in den Magen und öffnete die Tür des Lieferwagens.
«Raus mit dir, Stahl! Keine faulen Tricks!»
«Was zum Teufel tust du hier, Trankow?» Ich sah, dass David brüllte, unser Empfänger dagegen gab seine Stimme nur gedämpft wieder.
«Was denkst du wohl? Auf diesen Moment warte ich seit Jahren. Du hast mir viel zu viel weggenommen. Auf die Knie, neben Paskewitsch!»
Ich merkte, dass ich mir trotz allem eingebildet hatte, Juri sei auf meiner Seite oder zumindest nicht gegen mich. Wie dumm ich doch gewesen war. David schwankte kraftlos und fiel auf die Erde. Juri drückte seinem Vater den Pistolenlauf in den Nacken.
«Du steigst jetzt brav in den Lieferwagen.» Er nahm die Waffe in die linke Hand, damit er Paskewitsch mit der rechten die Zähne ausschlagen konnte. Was hatte Laitio über ihn gesagt? Scheiße findet zu Scheiße. Juri entdeckte im Wagen Kabelbinder, mit denen er seinen Vater an Armen und Beinen fesselte. Ich sah, dass David schwerfällig versuchte, aufzustehen. Juri schloss die Tür des Lieferwagens ab, ließ den Schlüssel aber stecken. Dann drehte er sich zu David um, der sich kaum auf den Beinen halten konnte.
«Jaan, jetzt greifen wir ein», heulte ich auf, als Juri die Waffe in Davids Nacken ansetzte und ihn in den Wald trieb.
«Notfall, Notfall», hörte ich David auf Schwedisch stammeln und wollte schon lossprinten. Da sah ich den Audi zurückkehren. Juri stieß David hastig in den Wald und machte sich dort ebenfalls unsichtbar. Gezolian sprang aus dem Audi, riss die Tür des Lieferwagens auf und ballerte blindwütig hinein. Lescha stieg langsamer aus, ein verwirrtes Lächeln im Gesicht. Er sah sich suchend nach Paskewitsch um.
«Iwan», sagte er dann. Gezolian richtete sich grinsend auf.
«Was ist los, Lescha? Stahl, das Schwein, ist hinüber, und wir haben die Isotope. Hol die Leiche aus dem Wagen und bring sie in den Wald. Hoffentlich gibt es hier Raben und Wölfe, die sich an ihr den Bauch vollschlagen. Hinten liegt auch eine Schaufel.»
Gezolian warf seine Waffe auf die Vorderbank des Lieferwagens und reckte sich genüsslich. Lescha streifte die Jacke ab und holte ein Päckchen hervor, das einen weißen Schutzanzug aus Papier, eine Haube und Handschuhe enthielt. Er zog die Sachen über. Unter anderen Umständen hätte er komisch ausgesehen, jetzt wirkte er einfach wie ein gut ausgerüsteter Profi. Er kletterte in den Lieferwagen und stieß einen Schrei aus.
«Dieser Stahl ist der reinste Teufel! Hier drin liegt Paskewitsch, total durchsiebt!»
«Jetzt», sagte Jaan und rannte los. Ich folgte ihm, wäre auf halber Strecke beinahe über eine Wurzel gestolpert und fing
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