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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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malen. Lescha hatte beim Verhör behauptet, Gezolian habe Paskewitsch erschossen, weil der gedroht habe, die finnischen Behörden über die Isotope zu informieren. Er selbst sei in Panik geraten, als Gezolian mit der Waffe herumfuchtelte, habe David freigelassen und auf der Flucht versehentlich Gezolian überfahren. Lescha bestritt, etwas über die Herkunft des Isotops zu wissen, sie würde also ein Rätsel bleiben. Man lag vermutlich nicht ganz falsch, wenn man auf ein Atomkraftwerk aus sowjetischer Zeit tippte.
    Ich hatte erwartet, dass sich die Polizei auch mit mir in Verbindung setzen würde, da ich in Kopparnäs in Davids Gesellschaft gesehen worden war, doch sie ließ nichts von sich hören. David war tagelang vernommen worden und hatte Juri, dem er sein Leben verdankte, einen Gegendienst erwiesen, indem er beteuerte, dieser habe nichts von den Verbindungen zwischen Paskewitsch und Gezolian gewusst, und auch Syrjänen habe keine Ahnung gehabt, was Gezolian in Kopparnäs geplant hatte. Syrjänen, den die polizeilichen Vernehmungen völlig aus der Fassung gebracht hatten, nahm den Ausweg, den David ihm bot, bereitwillig an.
    Julia Syrjänen war am Boden zerstört gewesen, als sie vom Tod ihres Vaters erfuhr. Sie hatte mir wirklich leidgetan, als sie tagelang teilnahmslos in ihrem Zimmer saß, ohne zu essen, zu schlafen oder sich zu waschen. Schließlich hatten Syrjänen und ich sie gegen ihren Willen zum Arzt gebracht, und nach einem einwöchigen Aufenthalt in einer Privatklinik hatte Syrjänen mit ihr eine zweimonatige Reise durch die Karibik angetreten. Seine Geschäftstätigkeit stand wieder am Ausgangspunkt, denn sein Hauptgeschäftspartner war tot, und in der neuen finnischen Regierung saßen zu viele Politiker, die er nicht kannte und deren Entscheidungen er nicht beeinflussen konnte. Syrjänen hatte meinen Arbeitsvertrag in aller Stille aufgelöst und mir drei Monatsgehälter als Abfindung angeboten. Dieses Geld hatte ich angenommen. Dagegen überprüfte ich gar nicht erst, ob Gezolian tatsächlich eine halbe Million auf das Schweizer Konto überwiesen hatte, das er auf meinen Namen eröffnet hatte. Blutgeld wollte ich nicht.
    Wir haben wohl gewonnen, dachte ich, als ich mich auf den Bauch drehte und zum Ufer schwamm. Die Isotope sind in den Händen der Polizei und somit vor Missbrauch geschützt, Gezolian wird David nie mehr hetzen, und Davids guter Ruf ist wiederhergestellt. Doch dieser Sieg schmeckte eigenartig bitter. Selbst Juri war nicht fähig gewesen, über Paskewitschs Tod zu jubeln.
    Juri behauptete, er sei mir nur gefolgt, weil er sich an David rächen und gleichzeitig seinem Vater eins auswischen wollte. Gezolian, der durch Rytkönen über den Vorfall in Bromarv informiert war, hatte Paskewitsch versprochen, er könne sich bei mir revanchieren. Juri behauptete, nur aus einem plötzlichen Impuls heraus gehandelt zu haben, das Wichtigste für ihn sei gewesen, nicht auf derselben Seite zu stehen wie Paskewitsch, und deshalb habe er David aus dem Lieferwagen geholt und seinen Vater dort eingesperrt.
    «Ich wollte bloß, dass sich Stahl entschuldigt. Das konnte ich doch nur erreichen, indem ich ihn mit der Waffe bedrohte», hatte er erklärt, als ich ihn fragte, ob er wirklich die Absicht gehabt hatte, David zu töten. David wiederum sagte, er wisse, dass es Situationen gab, in denen es das Beste war, seinen Stolz zu vergessen. David, Jaan und ich hatten die Ereignisse mehrmals durchgesprochen und festgestellt, dass wir Juri viel zu verdanken hatten. Genau das hatte David zu Juri gesagt und ihm die Hand zur Versöhnung gereicht. Juri hatte eher der Form halber gezögert, bevor er einschlug. Dennoch überraschte es mich, dass die beiden gleichzeitig in Hevonpersii Platz fanden. Ich nahm nicht an, dass sie jemals Freunde werden würden, aber vorläufig herrschte eine Art Waffenstillstand zwischen ihnen.
    Ich schwamm zu Saara und fragte, ob Vanamo oft über unseren vorigen Aufenthalt in Hevonpersii sprach. Ab und zu, antwortete sie und berichtete, Vanamo habe ihr Abendgebet um die Bitte erweitert, dass Keijo eines Tages nett werden möge. Dieser Kinderglaube ließ mich verstummen.
    «Wirst du ihn besuchen?», fragte Saara, als wir uns vor der Hütte abtrockneten.
    «Wen? Keijo?»
    «Ja, deinen Vater. Hat die Ärztin nicht gesagt, das könnte ihm helfen?»
    Im ersten Moment hasste ich Saaras Gutmenschentum. So etwas konnte sie nicht von mir verlangen. Dann antwortete ich, vorläufig sei ich dazu noch

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