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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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hast schwer daran gearbeitet.«
    »Schwer gearbeitet? Ich bin dafür fast umgelegt worden.« Lindsay schüttelte ungläubig den Kopf. »Diese Geschichte ist Dynamit«, entrüstete sie sich. »Es geht um Mord, Spionage, Vergehen gegen die Sicherheit, schwere Körperverletzung und Entführung, und das alles mit der ausdrücklichen Genehmigung jener Leute, die in unserem Staat für Gesetz und Ordnung zuständig sind. Und da erzählt ihr mir, daß ihr nicht den Mut habt, ein derartiges Material zu verwenden, weil euch diese Fieslinge dann das Leben ein kleines bißchen unangenehmer machen? Ist es euch denn völlig egal, was die mir angetan haben, mir, einer von euch?«
    »Nicht, daß es uns egal wäre. Aber, rechtlich gesehen, können wir da gar nichts machen«, antwortete der Herausgeber. »Schau, Lindsay, vergiß das Ganze. Nimm dir die nächste Woche frei, ein wenig Zeit wird die Dinge wieder ins rechte Lot rücken.«
    Lindsay stand auf. »Nein«, sagte sie. »Ausgeschlossen. Das kann ich unmöglich akzeptieren. Nie hätte ich gedacht, daß ich mich eines Tages für diese Zeitung schämen würde. Aber jetzt tu’ ich’s. Und mit dem Gefühl kann ich hier nicht weiterarbeiten. Es tut mir leid, Duncan, aber ich gehe. Ich kündige. Ab sofort arbeite ich nicht mehr für dich.« Plötzlich hörte sie auf zu reden. Sie spürte, wie ihr übel wurde und die Tränen ihr die Kehle zuschnürten. Sie griff nach dem Stoß Papier auf dem Schreibtisch, wo Duncan ihn abgelegt hatte, machte kehrt und verließ das Büro. Niemand versuchte, sie aufzuhalten.
    Der nächste Weg führte sie direkt zur Damentoilette, wo sie sich erst einmal gründlich übergab. Dann ließ sie sich das kaltes Wasser über das Gesicht laufen und atmete ein paarmal tief ein und aus, bevor sie zur Redaktion des Socialism Today aufbrach.
    Hier gab es keine Sicherheitsleute an der Tür, über die sie sich hätte aufregen müssen, auch keine neugierigen Sekretärinnen. Sie marschierte direkt hinauf in den großen Raum im zweiten Stock, wo die Journalistinnen arbeiteten. Dick kauerte gerade mit dem Rücken zu ihr und dem Telefon ans Ohr geklemmt in der Ecke seines Schreibtisches. »Jaja, in Ordnung…«, seufzte er gerade resigniert. »Natürlich. Bis morgen dann.« Er schmiß den Hörer hin. »Verdammte Trotzkisten. Braucht eh keiner«, brummelte er und schnellte herum, die Hand nach seinem Kaffeebecher ausstreckend. Als er Lindsay erblickte, wurde er tatsächlich leichenblaß. »Jessesmaria! Was machst denn du da?«
    »Ich hab’ eine Story für dich«, beantwortete Lindsay seine Frage, machte ihre Tasche auf und entnahm ihr eine Kopie ihres Manuskripts.
    »Hat es etwas mit diesem Computerausdruck zu tun?« erkundigte er sich.
    »Auch. Unter anderem. Dann wären da noch: Mord, Kidnapping, schwere Körperverletzung und Spionage. Interessiert?«
    Widerstrebend schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid, Lindsay. Kann nicht. Hör zu, gestern nacht hatte ich die Stapo zu Besuch – deinetwegen. Und darum heißt es jetzt: nein, nein, nein, meine Liebe. Vielleicht ist es die beste Story des Jahrzehnts, aber ich rühr’ sie nicht an.«
    Spott und Verachtung umspielten Lindsays Mundwinkel. »Von den feinen Herren im Clarion hab’ ich ja nichts anderes erwartet, als daß sie sich beim Gedanken an Repressalien in die Hose machen. Aber dich hätte ich doch etwas anders eingeschätzt. Ich dachte, das wär’ was für dich, den furchtlosen Verfechter des Rechtes aller auf umfassende Information?«
    Dick machte ein beschämtes Gesicht und seufzte tief. »Sie haben mir nicht mit Repressalien gedroht, Lindsay. Diese Leute halten sich nicht an die Spielregeln. Das sind keine Faserschmeichler. Das sind Typen, die wissen, wie sie dich dort treffen, wo’s weh tut. Plaudern über Unfälle. Und wissen alles über Marianne und die Kleine. Was mich angeht, kann ich die Gefahr verkraften, aber das gilt nicht für meine Frau und mein Kind. Mit so was kann ich mein Gewissen nicht belasten. Denk an Cordelia – da würdest du doch auch nichts riskieren, oder?«
    Lindsay schüttelte den Kopf. Plötzlich erfaßte sie eine gewaltige Welle der Müdigkeit. »Wahrscheinlich nicht, Dick. Also dann, bis irgendwann.«
    Der Nachhauseweg dauerte diesmal länger als eine Stunde. In der leeren Wohnung ergriff sie ein tiefsitzendes Gefühl von Traurigkeit und Enttäuschung, das sie so bald nicht los werden würde. Zu oft war in der vergangenen Woche ihr Vertrauen mißbraucht worden. Sie warf einen Blick

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