Das Netz Der Grossen Fische
gefragt. Sie bittet um Rückruf.«
»Ist Alfio schon zurück von der Parlamentssitzung?«
»Er hat angerufen, er muss jeden Augenblick hier sein.«
»Sag Marcello, er soll zu mir kommen. Aber warte noch, bis ich mit Signora Pignato telefoniert habe.«
Mariella Pignato und seine Frau waren Freundinnen seit undenklichen Zeiten. Nachdem Giulia ihn verlassen hatte, lud Mariella ihn auch weiterhin zu sich ein, richtete es aber so ein, dass er nicht mit seiner Exfrau und ihrem neuen Partner zusammentraf. Auch dieses Mal ging es um eine Einladung zum Abendessen, und sie verabredeten sich für den kommenden Montag. Dann kam Marcello Scandaliato.
»Hast du den Beitrag über die Pressekonferenz schon geschnitten?«
»Ja.«
»Wie denn?«
»Wenn du ihn sehen willst …«
»Nein. Es genügt mir, wenn du’s mir sagst.«
»Ich habe die Erklärungen von Troina ein wenig zusammengefasst und nur eine einzige Frage eingebaut, mit der entsprechenden Antwort.«
»Welche Frage?«
»Die, die Moncada ihm gestellt hat.«
»Schneide Moncadas Frage und die Antwort raus, lass nur die Zusammenfassung.«
»Aber Direttore, das ist doch das Wichtigste, das …«
»Darüber bin ich mir völlig im Klaren. Aber das könnte als Bevorzugung verstanden werden.«
»Von wem? Von der Staatsanwaltschaft?«
»Nein. In den Augen der anderen Journalisten. Wieso Moncada und nicht die Campisi oder Panna? Stell dir das doch mal vor! Wer hört denn ihren Beiträgen hinterher noch zu? Marcè, diese Geschichte ist so schon kompliziert genug. Lass uns wenigstens dafür sorgen, dass es bei einem großen Schlamassel ohne Nebenkriegsschauplätze bleibt.«
»Wie du willst.«
»Gibt es sonst was Neues?«
»Ja. Die Familie der jungen Frau will als Nebenkläger auftreten. Das hat Avvocato Seminerio angekündigt.«
»Aber war nicht Vallino der Rechtsanwalt der Familie?«
»Sie haben den Anwalt gewechselt.«
Das war ja wie bei einem Schachspiel. Sobald sich eine Figur bewegte, kam der Gegenzug der anderen Partei. Allerdings ging es hier nicht um ein Spiel mit den Bauern, sondern darum, Türme, Läufer und Springer ins Feld zu führen. Doch irgendetwas stimmte da nicht mit der Ernennung Seminerios.
Denn Adolfo Seminerio war ein sehr enger Freund des Abgeordneten Caputo.
Warum hatte er sich jetzt plötzlich gegen ihn gestellt? Oder hatte vielleicht …
»Hat Seminerio Manlios Namen genannt?«
»Das war überhaupt nicht möglich, denn Manlio hat ja lediglich eine Ermittlungsbenachrichtigung bekommen. Er hat nur ganz allgemein gesagt, dass die Familie als Nebenkläger gegen den Mörder auftreten wird.«
Nachdem Caruso Scandaliato wieder entlassen hatte, kam Alfio herein.
»Wie ist die Sitzung gelaufen?«
»Das war eine interessante Debatte. Neunzig Prozent sindden eigenen Worten nach dagegen, aber ich habe den Eindruck, dass es im Augenblick der Stimmenabgabe zu einer parteiübergreifenden allgemeinen Zustimmung kommen wird.«
»Ist der Beitrag fertig?«
»Ja. Willst du ihn sehen?«
»Ich vertraue dir voll und ganz. Und denk daran, dass wir uns noch mal zum Abendessen treffen wollten.«
»Heute Abend, wenn du willst …«
»Nein, heute Abend kann ich nicht, und du bist morgen, am Sonntag, nicht da, oder?«
»Nein, ich komme erst sehr spät wieder aus Catania zurück.«
»Montag habe ich eine Einladung, dann sagen wir doch Dienstag.«
Alfio ging. Gerade hatte er bestätigt, dass ein Treffen mit Giuditta möglich war.
»Cate, ruf zuerst Lo Bue für mich an und danach Lamantia.«
Fünf Minuten später teilte Cate ihm mit, in der Telefonzentrale des Polizeipräsidiums habe man ihr gesagt, Dottor Lo Bue sei nicht im Dienst, und sie habe Lamantia in der Leitung.
»Gabriè, sehen wir uns zum Essen, so wie gestern Abend?«
»Klar.«
»Dann bis später.«
Sobald das Nachrichtenjournal anfing, rief er Giuditta auf dem Handy an, doch er erreichte sie nicht. Dieses Mal aber wurde er nicht nervös, denn wegen des Treffens am folgenden Tag würde es keine Probleme geben. Dennoch wollte er Giuditta sagen, sie solle auf seinen Anruf um halb neun warten. Es konnte immer irgendetwas dazwischenkommen.
»Direttore, Dottor Lo Bue ist in der Leitung.«
»Michè, im Präsidium sagte man mir, du hättest mich angerufen.«
»Ja, Giugiù, ich muss dich sprechen.«
»Das wird schwierig, Michè. Ich fliege heute Abend für drei Tage nach Rom. Ist es dringend?«
»Ja.«
»Folgender Vorschlag: Wir haben jetzt fünf nach halb neun. Kannst du um spätestens
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