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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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war. So etwas habe ich bei Medfords gelernt. Öffnen Sie die Schublade, und Sie werden darin jede Menge belastendes Material finden, darunter auch Flugpläne vom 11. September 2001, auf denen die Flüge mit besonders großem Treibstoffvorrat an Bord blau markiert sind. Die Flugzeuge, die nach dem Abflug von Boston und Newark entführt wurden, sind rot angestrichen. Victor Warner hat alles bis ins letzte Detail geplant...«
    »Ich sollte Sie töten!«, schrie Warner.
    »Versuchen Sie es. Dann haben Sie sofort eine Kugel im Schädel.«
    Warner, der die Pistole immer noch auf Paula gerichtet hielt, trat ein paar Schritte zurück. Als er die holzvertäfelte Wand erreichte, drückte er mit dem Ellenbogen an eine bestimmte Stelle, woraufhin sich eine Geheimtür öffnete, die in einen dunklen Tunnel führte. Als Warner darin verschwand, gab Eva einen Schuss ab, der aber nur die Vertäfelung traf.
    »Daneben«, sagte Newman trocken.
    Geschmeidig wie ein Panther, der die Verfolgung seiner Beute aufnimmt, eilte Eva zu der Geheimtür und brachte sich am Eingang des Tunnels in Schussposition. Paula wollte zu ihr, wurde aber von Tweed und Newman zurückgehalten. Am Ende des Tunnels war ein Lichtschein zu sehen, vor dem sich Warners Silhouette deutlich abhob. Eva feuerte ein weiteres Mal. Der Schuss hallte von den Tunnelwänden wider, aber Warner rannte weiter.
    Wieder daneben, dachte Newman.
    Eva nahm die Verfolgung auf, schoss ein drittes Mal und verfehlte den Flüchtigen erneut.
    Es war Paula, die als Erste erkannte, was los war. »Eva schießt absichtlich daneben«, sagte sie, während sie zusammen mit Tweed und Newman den beiden hinterherlief. »Sie treibt Warner vor sich her. Irgendetwas hat sie vor.«
    Als Warner den Ausgang des Tunnels erreicht hatte, schoss Eva wieder und traf knapp hinter dem Minister die Tunnelwand. Newman stöhnte leise auf. Jetzt hatte sie nur noch drei Kugeln im Magazin ihrer Beretta. Sowohl er als auch Tweed hatten ihre Waffen gezogen, trauten sich aber nicht zu schießen, um Eva nicht zu treffen.
    Dann hatten sie den Ausgang des Tunnels erreicht und sahen, wie Eva sorgfältig zielte und einen fünften Schuss auf den vor ihr her stolpernden Warner abgab. Die Kugel schlug nur wenige Zentimeter hinter seiner rechten Ferse in den Boden. In panischer Angst rannte Warner den steilen Abhang der Kalkgrube hinunter, wobei er über die Schulter nach hinten zu Eva blickte, die sich breitbeinig hingestellt hatte und - mit beiden Händen am Griff ihrer Waffe - sorgfältig zielte. Noch bevor sie abdrückte, war es für Warner bereits zu spät.
    Er hatte den unteren Rand des Abhangs erreicht und merkte, dass er mit einem Fuß bereits ins Leere trat. Verzweifelt versuchte er, durch Verlagerung seines Körpergewichts nach hinten das drohende Verhängnis noch abzuwenden, aber es war vergeblich. Wild mit den Armen rudernd, verlor er das Gleichgewicht und stürzte, einen grässlichen Schrei ausstoßend, kopfüber in die weiße Brühe. Mit allen Gliedern zappelnd, schaffte es Warner noch einmal, sein kreideweißes Gesicht aus dem brodelnden Kalk zu strecken und einen unartikulierten Schrei auszustoßen, der Paula und den anderen durch Mark und Bein ging. Dann versank er vollends in der blubbernden weißen Masse, deren Oberfläche sich gleich darauf wieder über ihm schloss, als wäre nichts geschehen.

EPILOG
    Drei Wochen später bat Tweed Paula, Beaurain und Newman zu sich ins Büro. Draußen schien eine kräftige Märzsonne aus einem strahlend blauen Himmel. Vor Tweed lagen neben mehreren Berichten auch die Luftbilder von Carpford, deren verzögerte Lieferung Paula bereits zu mehreren sarkastischen Bemerkungen veranlasst hatte.
    »Sehen wir uns zunächst einmal die Autopsiebefunde an, die mir Professor Saafeld geschickt hat«, begann Tweed. »Sie wissen ja, dass Buchanan auf mein Anraten die Kalkgrube untersucht und darin dann auch tatsächlich die Leichen der verschwundenen Personen gefunden hat. Sie aus der ätzenden Brühe zu bergen, war bestimmt eine ausgesprochen unangenehme Aufgabe.«
    »Die Leichen waren bestimmt ziemlich zerfressen vom Kalk«, bemerkte Paula.
    »Saafeld meint, dass von einigen nicht viel mehr als das Skelett übrig war. Trotzdem ist es ihm gelungen, alle eindeutig zu identifizieren, was mich allerdings auch nicht sonderlich überrascht hat. Schließlich ist er nicht umsonst der beste Gerichtsmediziner, den wir in England haben. Bei Warner war das natürlich einfach. Seine Leiche war noch

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