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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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beide nichts. Zu hohe Wellen bei der Umsetzung sehen für beide wie Unfähigkeit aus. Wenn nun ein unternehmerischer Typ die Umsetzung hemdsärmelig in die Hand nähme, dann würden die Forscher und auch die Manager »das wilde Kind« zu zähmen versuchen. Die einen wollen die Idee hochhalten, die anderen wollen methodisch vorgehen. Wie reagiert der natürliche Entrepreneur darauf? Er hat keine Lust mehr. Er will für das Neue arbeiten, nicht gegen das Alte. Er sieht das nicht ein und schmeißt es wütend hin.
    So bleibt es bei den ewigen Lamenti:
    Management
: »Wir haben die besten Ideen und die kreativsten Köpfe, wir haben eine Strategie und einen Plan, alle Ressourcen stehen bereit, die Zeitpläne stehen, die Meilensteine sind gesetzt. Nun müssen wir die Energie noch auf die Straße bringen. Es ist rätselhaft, warum wir das nicht können.
We are lacking in execution, again and again.
Wir tun einfach nicht, was wir wollen.«
    Wissenschaftler und Erfinder
: »Wir haben die besten Ideen, die das Management auch gut gefunden hat. Wir haben sogar Auszeichnungen dafür bekommen, als wir auf der Hausmesse die Prototypen zeigten. Dann passierte aber nichts. Nicht einmal Geld gibt es, damit wir anfangen können.«
    Entrepreneure
: »Sie wollen Innovation, also habe ich angepackt. Sofort kommen sie mit Businessplänen und Reviews. Ich soll endlos begründen, warum ich es will. Ich habe es ihnen präsentiert, sie nickten. Von diesem Augenblick aber, denke ich, ist es unser gemeinsamer Wille, und sie sollen mir den Rücken freihalten. Das habe ich ihnen klar gesagt, sie fassen es als Frechheit auf, dass ich ohne ihren immer neu beantragten Segen normal arbeite. Die Wissenschaftler sollen mal einen Zahn zulegen, aber sie sagen, sie müssen zuerst das Tagesgeschäft der Weiterentwicklung erledigen. Ich bin verwundert. Da meckern sie, dass nie etwas aus ihren Ideen wird, nun komme ich und will anpacken. Da zucken sie zurück und fürchten Unruhe und Überstunden. Was denn nun? Das habe ich ihnen klar gesagt, aber sie finden, sie haben die Hoheit über ihre Ideen. Alle blockieren! Hat hier jemand wirklich Lust auf Innovation? Bin ich der Sklave oder soll ich wirklich Antreiber sein? Wieso nennen sie mich jetzt Quertreiber, Querulant und Mr. Ungeduld? Wenn das mit diesen Trantüten so weitergeht, werf ’ ich das Handtuch. Da mache ich mich lieber selbstständig …«
    Wissenschaft und Betriebswirtschaft leben ohne Willenskraft nicht.
    Allein sind sie wie Frankensteins Monster. Alles wurde richtig angefangen und konstruiert, aber der Atem fehlt.
Zusammenfassung der Großproblemlage
    Jetzt endet dieser lange Abschnitt der Hürden, Hindernisse, Antagonisten und Gegner, die im Grunde ja die Innovation wirklich selbst
wollen
, aber nicht zustande bringen.
    Ich selbst habe in der Überschrift dieses letzten Hürdenabschnittsdas Denkbabylon als Hauptbarriere hingestellt. Es ist in der Tat meine feste Überzeugung, dass die Vorstellungswelt der »richtigen Menschen« das große Problem darstellt. Sie wollen alles planen, regeln, koordinieren und normieren. Die richtigen Menschen benutzen sehr oft das Wort »man«. Man macht das so, man hat das immer so gemacht, alle sehen es so, man kann es nicht anders tun. Man geht zur Schule, man lernt, man benimmt sich, man ist fleißig und ordentlich. Immer geht es um ein geregeltes Dasein in den üblichen Bahnen. Wer abweicht, ist unnormal. Wer abweichende medizinische Werte aufweist, ist krank, bis die Werte wieder im normalen Intervall liegen. Wer sich sozial abweichend verhält, muss zum Psychologen, bis er wieder normal ist. Das Normale ist gut, das Unnormale ist unerwünscht. Es gilt als krank, verrückt, faul, dumm – wenn es nach unten abweicht. In der anderen Richtung »hält sich jemand für etwas Besseres«, ist ein Streber, ein arroganter Elitemensch oder einer, der zu viel verlangt.
    Die richtigen Menschen haben diese eine echte Leidenschaft: Sie vergleichen mit der Norm. Sie vergleichen sich untereinander, vergleichen die Gesetze verschiedener Länder, betreiben vergleichende Literaturwissenschaft. Sie vergleichen die Leistungen der Mitarbeiter, Studenten und Schüler. Ist etwas innerhalb der Norm, darüber oder darunter? Das sind die wesentlichen Bewertungen. Richtige Menschen bewerten nicht absolut – fragen also nicht, ob etwas »gut« ist. »Gut« ist für sie über dem Durchschnitt. Mit »gut« an sich können sie nicht wirklich etwas anfangen, sie schielen immer auf die

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