Das Nibelungenlied
Fiedelspieler · »Das mach' ich gern euch bekannt.
»Besser wohl gehabten · sich Menschen noch nie,
Als sie sich gehabten beide · vernehmet das allhie,
Und ihre Degen alle · Freund und Untertan.
Sie freuten sich der Reise · da wir schieden hindann.«
»Nun Dank ihm für die Dienste · die er mir entbeut,
Ihm und meiner Schwester · gern erfahr' ich heut',
Daß sie in Freuden leben · der König und sein Lehn;
Meine Frage war nach ihnen · in großen Sorgen geschehn.«
Die beiden jungen Könige · waren auch gekommen,
Die hatten diese Märe · eben erst vernommen.
Geiselher der junge · die Boten gerne sah
Aus Liebe zu der Schwester · gar minniglich sprach er da:
»Ihr Boten sollt uns beide · hochwillkommen sein;
Kämet ihr nur öfter · geritten an den Rhein,
Ihr fändet hier der Freunde · die ihr gerne möchtet sehn.
Euch soll hierzulande · wenig Leides geschehn.«
»Wir versehn uns alles Guten · zu euch,« sprach Schwemmelein;
»Ich könnt' euch nicht bedeuten · mit den Worten mein,
Wie minnigliche Grüße · euch Etzel hat gesandt
Und eure edle Schwester · die da in hohen Ehren stand.
»An eure Lieb' und Treue · mahnt euch die Königin
Und daß ihr stets gewogen · war euer Herz und Sinn.
Zuvörderst euch, Herr König · sind wir hieher gesandt,
Daß ihr geruht zu reiten · in des König Etzels Land.
»Daß wir euch darum bäten · dringend er uns gebot:
Etzel der reiche · euch allen das entbot,
Wenn ihr nicht kommen wolltet · eure Schwester sehn,
So möcht' er doch wohl wissen · was euch von ihm war' geschehn,
»Daß ihr ihn also meidet · und auch sein Reich und Land.
Wär' euch auch die Königin · fremd und unbekannt,
So möcht' er selbst verdienen · ihr kämet ihn zu sehn:
Wenn ihr das leisten wolltet · so war' ihm Liebes geschehn.«
Da sprach der König Gunther · »Nach der siebten Nacht
Will ich euch bescheiden · wes ich mich bedacht
Hab' im Rat der Freunde · geht derweilen hin
Zu eurer Herberge · und findet gute Ruh' darin.«
Da sprach wieder Werbel · »Könnt' es nicht geschehn,
Daß wir unsre Fraue · die reiche Ute, sehn,
Eh' wir müden Degen · fragten nach der Ruh?«
Da sprach wohlgezogen · der edle Geiselher dazu:
»Das soll euch niemand wehren · wollt ihr vor sie gehn,
So ist auch meiner Mutter · Will' und Wunsch geschehn,
Denn sie sieht euch gerne · um die Schwester mein,
Um Frau Kriemhilde · ihr sollt ihr willkommen sein.«
Geiselher sie brachte · hin, wo er Uten fand.
Die sah die Boten gerne · aus der Heunen Land
Und empfing sie freundlich · mit wohlgezognem Mut.
Da sagten ihr die Märe · die Boten höfisch und gut.
»Meine Frau läßt euch entbieten« · sprach da Schwemmelein,
»Dienst und stete Treue · Wenn es möchte sein,
Daß sie euch öfter sähe · so glaubet sicherlich,
Wohl keine andre Freude · auf Erden wünschte sie sich.«
Da sprach die Königin Ute · »Das kann nun nicht sein.
So gern ich öfter sähe · die liebe Tochter mein,
So wohnt zu fern uns leider · die edle Königin.
Nun geh' ihr immer selig · die Zeit mit Etzeln dahin!
»Ihr sollt mich wissen lassen · eh' ihr von hinnen müßt,
Wann ihr reiten wolltet · ich sah in langer Frist
Boten nicht so gerne · als ich euch gesehn.«
Da gelobten ihr die Knappen · ihr Wille solle geschehn.
Zu den Herbergen gingen · die von Heunenland.
Der reiche König hatte · die Freunde nun besandt.
Gunther der edle · fragte Mann für Mann,
Was sie darüber dächten · Wohl manche hüben da an,
Er möge wohl reiten · in König Etzels Land.
Das rieten ihm die Besten · die er darunter fand.
Hagen nur alleine · dem war es grimmig leid.
Zum König sprach er heimlich · »Mit euch selbst seid ihr im Streit.
»Ihr habt doch nicht vergessen · was ihr von uns geschehn:
Vor Kriemhilden müssen · wir stets in Sorge stehn.
Ich schlug ihr zu Tode · den Mann mit meiner Hand:
Wie dürften wir wohl reiten · hin in König Etzels Land?«
Da sprach der reiche König · »Meiner Schwester Zürnen schwand.
Mit minniglichem Kusse · eh' sie verließ dies Land,
Hat sie uns verziehen · was wir an ihr getan,
Es wäre denn, sie stände · bei euch, Herr Hagen, noch an.«
»Nun laßt euch nicht betrügen« · sprach Hagen, »was auch sagen
Diese Heunenboten · wollt ihr's mit Kriemhild wagen,
Da verliert ihr zu der Ehre · Leben leicht und Leib:
Sie weiß wohl nachzutragen · dem König Etzel sein Weib!«
Da sprach zu dem Degen · der junge Geiselher:
»Ihr mögt aus guten Gründen · fürchten dort den
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