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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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verschwenderische Inszenierung am National Theatre bekam … am
Royal
National Theatre, ich erbitte seine winselnde, arschkriecherische Vergebung. Die kleinen Flammen gesunder Wut und ordentlicher Leidenschaft, die in seinem Frühwerk hochgezüngelt waren, hatten eine unerträglich pompöse »Wohin treibt die Nation«-Feierlichkeit und völlige Gleichgültigkeit gegenüber dem Publikum oder dem Sinn für das Theater längst ausgepißt. Als Angehöriger einer Generation, die den bestimmten Artikel verachtet, hätte er natürlich von »völliger Gleichgültigkeit gegenüber Publikum oder Theatersinn« gesprochen, als wäre
Publikum
ein formloser Begriff und kein lebendes Gewirr sich räuspernder, hin und her rutschenderMenschen und
Theater
ein intellektuelles Konzept bar jeder Verbindung mit Schauspielern, Bühnenbild, Scheinwerfern und Holzbrettern. Ihm doch egal, daß
Theater
seine humorlosen Texte, so gut es konnte, in gerade noch erträgliche Abende verwandelte und daß
Publikum
seine Wassermühle in Suffolk und seine fahle Bratby-Sammlung finanzierte … Dank war dafür nicht von ihm zu erwarten. Im Gegenteil, die allgemeine Ansicht war, daß wir ihm dankbar sein müßten. Dreckiger kleiner Arschwisch.
    »Noch mal dasselbe«, sagte ich zum Barkeeper.
    »Der geht auf mich …«, eine Stimme, weiblich, an meinem Ellenbogen.
    »Einer der schönsten Sätze unserer Sprache«, sagte ich, ohne mich umzudrehen. Ich konnte im Spiegel sehen, daß es die Kreatur mit dem knochigen Hintern war, die sich wieder auf ihren Hocker hebelte. Ich
liebe
einfach kleine Frauen, mein Schwanz wirkt dann so viel größer.
    »Und für mich einen Maker’s Mark«, sagte sie und deutete auf eine Flasche oben im Regal.
    Eine wahre Trinkerin, dachte ich beifällig. Die erfahrene Schluckschwalbe weiß, daß Barkeeper sich bei den von dir genannten Markennamen am Anfang grundsätzlich verhören. »Nicht Glenlivet,
Glenfiddich
! Nein, Sie Spatzenhirn, keinen poppigen Shandy, einen
doppelten
Brandy …« Immer erst die Flasche finden und beim Bestellen auf sie zeigen. Spart Zeit.
    Ein Hauch von was Floris-Ähnlichem oder vielleicht noch Penhaligony wehte vorbei, als sie sich setzte. Angemessener Vorbau und ein schlanker weißer Hals. Etwas neurotisch im Auftreten, bei weiblichen Schnapsnasen merkt man das schnell. Normalerweise stehen die kurz vor jener Hysterie, die dann Gläser zerschmeißt oder unschuldig Herumstehenden eine langt.
    Roddy goß eine ordentliche Portion in ein Highball-Glas, und sie sah aufmerksam zu. Noch ein gutes Zeichen. Ich war eine Zeit lang ein guter Kumpel von Gordon Fell, dem Maler, bevor er den Ritterschlag empfing und sich zu gut für schlechte Gesellschaft vorkam; in den Sechzigern haben wir uns mit einer gewissen Regelmäßigkeit die Birne zugelötet. Gordon trank immer Old Fashioneds, das hatte er seit dreißig Jahren so gehalten. Ließ die Augen keine Sekunde vom Barkeeper, während die zubereitet wurden, wie ein Spieler beim Blackjack, der beim Geben aufpaßt wie ein Luchs. Eines Nachmittags war Mim Gunter krank, die alte Hexe, die im Dominion Club in der Frith Street, unserer Lieblingskaschemme, den Skorpionenhonig anrührte, und ihr Sohn Col mußte die Stellung hinter der Bar halten. Na ja, Col war erst sechzehn, der arme Kerl hatte nicht den blassesten Schimmer, was ein Old Fashioned war, und ob Sie’s glauben oder nicht, auch Gordon hatte keine Ahnung. Ich hab dann mal auszurechnen versucht, wie viele Stunden seines Lebens Gordon damit verbracht haben muß zuzusehen, wie sie vor seinen niemals blinzelnden Augen gemixt wurden, aber mir gingen die Servietten aus, auf denen ich die Additionen durchführte. Ich wußte, daß Angostura irgendwo zum Rezept gehört, aber das war schon alles. Schließlich mußten wir Mim im Krankenhaus anrufen, wo sie schon zurechtgemacht war, um auf die Bühne gerollt zu werden und sich den Krebs aus dem Kehlkopf schnippeln zu lassen. Unser SOS ging ihr, klaro, runter wie Öl. Drei Meter vom Telefon weg, am anderen Ende des Tresens, konnten wir immer noch hören, wie sie dem unseligen Col an der Strippe die übelsten Beschimpfungen an den Kopf warf und den Ärzten sagte, sie sollten sich verpissen, »hier geht’s ums Geschäft«. Zwei Stunden später starb sie unterm Messer, und Gordon Fells ferngemixterOld Fashioned ging in die Geschichte ein als der letzte Drink, den sie je mixte.
    Es ist folgendermaßen, wir sehen den Barkeeper, aber wir beobachten ihn nicht. Es sind die

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