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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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ordentlichen Portion der guten alten Selbstverachtung.
    Ich kenne die Argumente … Gott im Himmel, wer denn nicht? Begehren, höre ich, sei eine Form des Besitzstrebens. Auf eine Frau scharf zu sein heiße, sie auf die Ebene von Tieren, von Freiwild zu reduzieren. Selbst Anbetung wird mit einer so ausgepichten Argumentation, daß ich ihr nicht mehr folgen kann, als eine Art Verachtung interpretiert. All das ist, wie ich Ihnen kaum zu sagen brauche, allererste Kacke.
    Einige meiner besten Freunde sind, wie man es bei einem ehemaligen Lyriker nicht anders erwartet, vom anderen Ufer. Desgleichen, wie man es bei einem ehemaligenTheaterkritiker ebenfalls nicht anders erwartet, einige meiner erbittertsten Feinde. Einen besser kontrollierten Feldversuch als die Welt der Schwuchtel kann man sich doch gar nicht vorstellen, um dieses Gefecht der Geschlechter aus der Welt zu schaffen, oder? Homos, Schoßomiten, Bücklinge, egal wie Sie sie nennen, führen trotz Problemen wie Schwulenklatschen, Presse, Virus, Polizei und Gesellschaft ein ziemlich fabelhaftes Leben. Klappen, Parks, Hampstead Heath, Strände, Supermärkte, Friedhöfe, Pubs, Clubs und Bars vibrieren zur Musik ihrer simplen erotischen Befriedigungen. Ein Mann, andersrum, sieht einen anderen Mann, andersrum. Ihre Blicke begegnen sich und … bums, zur Sache, Schätzchen. Sie brauchen den Namen ihres Partners nicht zu kennen, sie brauchen nicht mit ihm zu reden, sie brauchen in den Hinterzimmern der dunklen Nachtclubs unserer Großstädte nicht einmal sein verdammtes Gesicht zu sehen. Es ist eine Männerwelt, auf genaue, männliche Art und Weise geeicht, ausgerichtet an den Werkzeugen und Wünschen männlicher Sexualität. Halten diese großen, haarigen Ledermachos, die mit Riemen um die Schwänze und Gummiröhren in den dunklen Gassen in Magazinen posieren, sich etwa für unterdrückt? Jammern schwule Männer, die sich für eine Nacht im Club aufdonnern, vielleicht über den widerwärtigen Sexismus, der auf ihrer Attraktivität besteht, damit sie wie Schlachtvieh angeglotzt werden? Nicht die Spur.
    In meinen Träumen stelle ich mir manchmal eine Welt vor, in der Frauen Spaß am Sex haben: eine Welt Heterosexueller, die durch Parks und über Promenaden tigern, heterosexuelle Bars, heterosexuelle Dark Rooms, heterosexuelle Kinos, heterosexuelle Stadtviertel, wo Frauen auf der Suche nach erotischen Zufallsbekanntschaften umherstreifen. Ein solches Bild ist nur in den Fantasien des eigenenSchlafzimmers vorstellbar, ins Leben gepreßt von einer wütenden Faust und ein paar grunzenden Zuckungen. Wenn Frauen Sex so nötig hätten wie Männer, dann – duck dich, Ted, und renn um dein Leben – liefen nicht so viele Vergewaltiger in der Gegend herum.
    Wir leben aber nun einmal in dieser Welt, und Anthropologen und Zoologen können uns zweifellos versichern, daß es eine biologische Notwendigkeit ist, daß das eine Geschlecht immerzu auf der Suche ist und das andere sich meistens langweilt. Männer haben schließlich Möglichkeiten der Ersatzbefriedigung für die Qualen ihrer ewig unerfüllten Wünsche. Im großen und ganzen regieren wir die Welt, kontrollieren die Wirtschaft und protzen mit lächerlichem Zurschaustellen unserer Selbstüberschätzung. Das meine ich nicht als Gemecker. Ich möchte nur, daß diese einfache Wahrheit verstanden und offen gesagt wird: Männer stehen auf Sex und Frauen nicht. Das muß man akzeptieren, und damit muß man leben.
    Daß Frauen diese so offensichtliche Tatsache permanent leugnen, hilft absolut nicht weiter. Sobald ich sie meinen weiblichen Bekannten zu erklären versuche, streiten sie sie ab; sie behaupten, regelmäßig zu masturbieren; sie behaupten, daß die Vorstellung eines guten, anonymen Ficks sie total anmache; sie behaupten, daß sie vor wenigen Tagen erst einen Mann gesehen haben, dessen Hintern sie ein wenig an Mel Gibson erinnert hat, und daß sie sich deswegen richtiggehend naß gemacht haben.
Vor wenigen Tagen?
Was ist mit
voriger Minute?
Was ist mit jeder einzelnen verfluchten, verdammt und zugenähten Minute jedes einzelnen verdammt und zugenähten verfluchten Tages? Schnallen die einfach nicht, daß Frauen die Champagnerkorken knallen lassen und die Tatsache begießen sollten, daß sie keine geifernden Tölen sind wie die Männer, daß sie in dembiologischen Glück schwelgen sollten, welches ihnen erlaubt, rationale Kreaturen zu sein, die über die Vorzüge der Partnerschaft mit einem Mann nachdenken können, über

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