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Das Obama-Syndrom - leere Versprechungen, Krisen und Kriege

Das Obama-Syndrom - leere Versprechungen, Krisen und Kriege

Titel: Das Obama-Syndrom - leere Versprechungen, Krisen und Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tariq Ali
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Kolonialmächte definiert, die in der Region massiver intervenierten als sonst irgendwo auf dem Globus. Briten und Franzosen zerteilten zwischen 1830 und 1945 die Überreste des Osmanischen Reiches in fast zwei Dutzend Staaten und Mini-Staaten. Die örtliche Wirtschaft wurde dabei an die Bedürfnisse der Kolonisten oder der Großstädte angepasst. Es folgte die Schaffung des Siedler-/Kolonialstaats Israel und die Hegemonie der USA unter den Rahmenbedingungen des Kalten Krieges. Gleichzeitig sicherten sich die Amerikaner den Zugriff auf das Öl der Golfstaaten, im Namen nationaler Sicherheitsinteressen. Doch die Kontrolle erstreckte sich nicht über die ganze Region. Dank der rivalisierenden Sowjetunion ergaben sich auch Freiräume für eine echte Unabhängigkeit, wie etwa für Ägypten unter Nasser. Nach dem Zusammenbruch der Ud SSR und dem Ende des Kalten Krieges änderte sich die Lage erneut. In Südasien intervenierten die USA mehrfach militärisch; hier starben seit 1990 mehr als eine Million Zivilisten. Gleichzeitig machte sich die Europäische Union, mit Unterstützung durch die USA , an die Umgestaltung der Maghrebstaaten.
    In der ersten Phase der Kolonisierung durch Briten und Franzosen konzentrierte Großbritannien seine Aufmerksamkeit auf Ägypten, die Arabische Halbinsel und den Per sischen Golf – kurz: die Route nach Indien. Die ägyptische Monarchie durfte bleiben, hoch verschuldet, während das Land von London aus regiert wurde. Im Golf zwang man die örtlichen Herrscherfamilien, ihre Rechte weitgehend abzutreten und sich unter ein Protektorat zu flüchten. Die al-Chalifas in Bahrain, al-Thanis in Katar, as-Sabahs in Ku wait, Sultan Qabus im Oman – sie alle verdanken ihren Thron der Royal Navy. Frankreich konzentrierte sich auf den westlichen Maghreb: Es schickte Siedler nach Algerien, wo die örtliche Bevölkerung um die Hälfte dezimiert wurde, und ließ die örtlichen Herrscher Marokkos und Tunesiens als Marionetten im Amt. (Tunesien hatte sich unter dem Bey mit seinem Modernisierungsprogramm finanziell überhoben und von französischen Banken abhängig gemacht – genau wie Ägypten völlig in die Hände englischer Banken geriet.) Nach 1918 zogen London und Paris die Grenzen der Staaten im Nahen Osten und nutzten das selbst verliehene Mandat, diese »auf die Unabhängigkeit vorzubereiten«, als Vorwand zur Installation eines Billig-Kolonialismus. Großbritannien verpflanzte Marionettenmonarchen aus Mekka nach Transjordanien und in den Irak, begrüßte die Eroberung Arabiens durch die Saudis, trennte das Mikro-Königreich Kuwait ab, förderte die Einwanderung von Zionisten nach Palästina und schlug die arabische Revolte von 1936 bis 1939 nieder. Die libyschen Provinzen wurden von Italien unterjocht, durch Badoglio und Mussolini. Nördlich der Sykes-Picot-Linie betrieb Frankreich eine Politik des Teilens und Herrschens mit Völkern verschiedenen Glaubens: Es zog einen Zaun um den christlich dominierten Libanon und sorgte dafür, dass eine ethnische Minderheit den Sicherheitsapparat Syriens leitete. Die Truppen wurden klein gehalten, Frankreich verringerte die Stärke der syrischen Truppen von 7000 auf 2000 Mann. 1948 hatten sie den gut gerüsteten Truppen der zionistischen Paramilitärs daher nichts entgegenzusetzen.
    Bei Erlangung der Unabhängigkeit sah das Erbe der arabischen Staaten typischerweise so aus: Ein schwacher, dem Westen gewogener Monarch (Beispiele: Ägypten, Tunesien, Irak, Jordanien, Libyen) saß an der Spitze eines politischen Systems, das von konservativen Würdenträgern dominiert wurde. Traditionelle religiöse und administrative Strukturen bröckelten zwar, waren aber noch weitgehend intakt. Dynamischere soziale Kräfte – nationale Bourgeoisien, die eine Modernisierung anstrebten, aufsteigende Mittelschichten, entstehende Arbeiterbewegungen – mussten diese Relikte hinwegfegen. Jüngere Offiziere hatten sowohl die Mittel als auch den Willen dazu. Putschisten übernahmen die Macht: Nasser in Ägypten, Qasim im Irak, asch-Schischakli in Syrien, Gaddafi in Libyen, anfangs mit großer Zustimmung durch das Volk. In Algerien waren Unabhängigkeitskämpfer und Franzosen nach acht Jahren Krieg erschöpft, doch Boumediennes Armee blieb intakt und installierte 1962 Ben Bella. Konservative Monarchien hielten sich nur in Ma rokko, wo die Franzosen den Sultan zum Nationalhelden gemacht hatten, indem sie ihn ins Exil zwangen, und auf der Arabischen Halbinsel, die – von der britischen

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