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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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er?«
    Der Wärter lächelte, als die Nebentür aufging und Michael O’Connell in Handschellen, blauem Denim-Arbeitshemd und dunklen Jeans hereingeführt wurde. »Sagen sie alle«, meinte der Wärter, während er dem Gefangenen die Handschellen aufschloss.
    Wir schüttelten uns die Hand und setzten uns einander gegenüber an den Tisch. Er hatte sich einen struppigen Bart stehen und das Haar zu einem Crewcut stutzen lassen. Er hatte ein paar Falten um die Augen, die vor ein paar Jahren wohl noch nicht da gewesen waren. Ich legte einen Notizblock vor mir auf den Tisch und spielte mit einem Bleistift, während er sich eine Zigarette anzündete.
    »Schlechte Gewohnheit«, sagte er. »Hab ich erst hier drinnen angefangen.«
    »Kann Sie umbringen.«
    Er zuckte die Achseln. »Hier drinnen ist das meine geringste Sorge. Gibt ’ne Menge Möglichkeiten, umzukommen. Verflucht, Sie sehen einem schielenden Trottel in die Augen, und der geht Ihnen an die Gurgel. Und jetzt erzählen Sie mir, weshalb Sie kommen.«
    »Ich befasse mich mit dem Verbrechen, dem Sie das hier verdanken«, begann ich vorsichtig.
    Seine Augenbrauen gingen ein wenig in die Höhe. »Tatsächlich? Wer schickt Sie?«
    »Niemand. Ich interessiere mich einfach dafür.«
    »Und wie sind Sie drauf gekommen?«
    Ich wusste nicht recht, was ich antworten sollte. Ich wusste, dass die Frage kommen musste, hatte mir aber keine Antwort zurechtgelegt.
    Ich lehnte mich ein wenig zurück und erklärte: »Ich hab ausgerechnet auf einer Cocktailparty etwas aufgeschnappt, und das hat meine Neugier geweckt. Hab mich dann ein bisschen umgesehen und gedacht, ich rede mal mit Ihnen.«
    »Ich war’s nicht, wissen Sie, ich bin unschuldig.«
    Ich nickte nur und hoffte, er würde weiterreden. Er wartete auf meine Reaktion, während er einen langen Zug von seiner Zigarette nahm und den Rauch in meine Richtung blies.
    »Schicken die Sie her?«
    »Wen meinen Sie?«
    »Scott. Sally. Vor allem Ashley. Haben die Sie hergeschickt, um sich zu vergewissern, dass ich noch hier bin, hinter Gittern?«
    »Nein. Mich schickt niemand. Ich komme aus eigenem Antrieb. Ich habe diese Leute nicht einmal kennengelernt.«
    »Sicher.« Er schnaubte verächtlich. »Klar doch. Wie viel zahlen die Ihnen dafür?«
    »Niemand bezahlt mich.«
    »Aber klar. Sie machen das kostenlos. Die verdammten Mistkerle. Man sollte meinen, dass sie mich wenigstens jetzt in Ruhe lassen.«
    »Sie können glauben, was Sie wollen.«
    Er schien einen Moment angestrengt nachzudenken, dann beugte er sich vor.
    »Sagen Sie«, fragte er langsam, »was hat Ashley gesagt, als Sie sich mit ihnen getroffen haben?«
    »Ich habe mich mit niemandem getroffen.« Das war gelogen, und ich wusste, dass er es wusste.
    »Beschreiben Sie sie mir.« Wieder beugte er sich vor, als trieben ihn seine eigenen Fragen halb über den Tisch, und auf jedes Wort legte er eine eindringliche Betonung. »Was hatte sie an? Hat sie ihr Haar abgeschnitten? Erzählen Sie mir von ihren Händen. Sie hat schlanke, zarte Finger. Und ihre Beine? Immer noch lang und sexy? Aber vor allem möchte ich wissen, was sie mit ihrem Haar gemacht hat. Sie hat es doch nicht etwa abgeschnitten? Oder gefärbt? Ich hoffe nicht.«
    Sein Atem beschleunigte sich, und einen Moment lang dachte ich, er sei sexuell erregt.
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen«, erwiderte ich. »Ich hab sie noch nie gesehen. Ich hab keine Ahnung, von wem Sie reden.«
    Er atmete langsam aus. »Wieso verschwenden Sie meine Zeit mit Lügen?« Dann ignorierte er seine eigene Frage und sagte: »Na ja, wenn Sie sie sehen, dann verstehen Sie, was ich meine. Ganz bestimmt.«
    »Verstehe ich was?«
    »Wieso ich sie niemals vergessen werde.«
    »Selbst hier drinnen über die Jahre?«
    Er lächelte. »Selbst hier drinnen. Über die Jahre. Ich hab sie immer noch aus der Zeit, wo wir zusammen waren, genau vor Augen. Es ist, als wäre sie immer bei mir. Ich spüre sogar noch ihre Berührung.«
    Ich nickte. »Und die anderen Namen, die Sie erwähnten?«
    Wieder lächelte er, aber ganz anders. Es war das gerissene Grinsen eines Jägers. »Die werde ich auch nicht vergessen.« Er verzog den Mund. »
Die
waren das, wissen Sie. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben, nur,
dass
sie es waren. Denen verdanke ich den Knast, da können Sie Gift drauf nehmen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke. Keine Stunde. Keine Minute. Ich werde nie vergessen, was die mit mir gemacht haben.«
    »Aber Sie haben sich doch schuldig

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