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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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nicht ganz ungefährlich, und das hat mich auf die Idee zu meinem Geschenk gebracht.«
    Artjom klappte den Deckel der Schatulle auf und auf dem schwarzen Samt funkelte ein großer blauer Kristall. Auf dem Weg zur Eidechse war der Söldner bei Burchans Schatztruhe vorbeigefahren und hatte das Artefakt aufladen lassen.
    »Ein Basiliskenauge ?! Ich glaub es nicht!« Gerührt strich Jana mit dem Finger über die glatte Oberfläche des Kristalls. »Vielen Dank, Artjom.«
    Cortes entkorkte den Champagner.
    »Auf die schönste Frau der Welt!«
    »Auf die besten Freunde der Welt!«
    Jana stellte ihr Glas ab, wartete, bis der Kellner das Essen serviert hatte, und wandte sich dann an die Söldner.
    »Ich würde vorschlagen, dass wir zur Sache kommen, es gibt einiges zu besprechen.«
    »Hast du etwas Interessantes herausgefunden?«, erkundigte sich Cortes, während er genüsslich den aromatischen Duft seines Grillsteaks einsog.
    »Das kann man wohl sagen«, bestätigte Jana und stocherte zerstreut in ihrem Teller. Im Unterschied zu ihren Freunden hatte sie am Morgen gefrühstückt und sich nur einen Fruchtsalat bestellt. »Wie ihr wisst, sind Morjanen Wandelwesen.«
    »Bis jetzt habe ich sie nur als Monster getroffen«, warf Artjom ein.
    »Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher«, entgegnete Jana. »Morjanen haben zwei Gesichter, und im einen Fall sehen sie aus wie gewöhnliche Frauen, in der Regel sehr attraktiv, schlank und sportlich.«
    »Wie heimtückisch.« Artjom hatte sich noch nie ernsthaft Gedanken darüber gemacht, dass sich im Prinzip hinter jeder hübschen Frau ein blutrünstiges Monster verbergen konnte.
    »Richtig, zumindest für Männer nicht ganz unproblematisch, darauf komme ich noch«, bestätigte Jana augenzwinkernd. »Wenn die Morjanen ihre Kampfmontur anlegen, verwandeln sie sich in mordgierige Bestien – hier sind einige Fotos. Männliche Morjanen gibt es nicht. Zur Fortpflanzung verbinden sich die Morjanen mit Männern anderer Völker und die daraus resultierenden Nachkommen sind stets Wandelwesen.«
    »Das ist interessant, aber nicht neu«, gab Cortes, der bereits die Hälfte seines Steaks verdrückt hatte, seinen Senf dazu. »Hast du auch etwas Konkreteres?«
    »Nur mit der Ruhe …« Jana bedachte Cortes mit einem strafenden Blick und setzte unbeirrt fort. »Die Morjanen wurden künstlich gezüchtet. Die ältesten Quellen, in denen sie erwähnt werden, sind etwa sechshundert Jahre alt und nehmen immer wieder Bezug auf eine gewisse Fate Mara – hier ein Porträt von ihr. Sie galt als eine der mächtigsten Zauberinnen des Grünen Hofs und hat sich intensiv mit genetischen Experimenten befasst. Zu jener Zeit führten die Luden wieder einmal Krieg gegen den Orden, steckten eine Niederlage nach der anderen ein und suchten händeringend nach möglichst aggressiven, furchtlosen Kämpfern. Die Lage schien aussichtslos, die Drushina-Kämpfer der Barone waren demoralisiert und die Luden nahe daran, den Dunklen Hof zu Hilfe zu rufen. Doch dann fand die Fate Mara einen rettenden Ausweg. Unter ihrer Anleitung gelang es, die Morjanen zu züchten, Wesen mit instabiler DNA, die eine zum Teil brachiale, zum Teil eher subtile Kampfkraft entwickelten.« An dieser Stelle öffneten sich Janas Lippen zu einem pfiffigen Grinsen. »Man erzählt sich zum Beispiel, dass eine Eliteeinheit des Ordens das Kampfgeschehen kurzfristig in ein Bordell verlegte und sich dort nächtlich einrichtete. Über den Lustgewinn in jener Nacht ist nichts überliefert, doch den nächsten Morgen erlebte kein einziger der tapferen Ritter.«
    Die Söldner sahen sich betroffen an.
    »Käufliche Liebe – das ist nicht mein Stil«, kommentierte Artjom naserümpfend. »Das Wichtigste dabei sind doch die Gefühle.«
    »Ganz meine Meinung«, pflichtete Cortes beflissen bei. »Was mich interessieren würde: Wie ist es der Fate Mara überhaupt gelungen, die Wandelwesen zu züchten? «
    »Das weiß niemand, nicht einmal die Nawen. Die Fate hatte eine einmalige Methode entwickelt. Alle Versuche, sie zu kopieren, schlugen fehl. Gerüchten zufolge soll sie in irgendeinem Götzentempel Energie angereichert haben, aber wirklich belastbare Informationen gibt es dazu nicht.«
    »Verstehe.« Cortes’ Steak war inzwischen spurlos verschwunden, und der Söldner schlürfte einen Kaffee. »Wie ging es weiter?«
    »Zunächst erschienen die sogenannten Weißen Morjanen in der Verborgenen Stadt«, setzte Jana fort. »Weiße Morjanen in Kampfmontur haben sich

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