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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Höchste Zeit, dass ich mir ein Handy mit Internetzugang anschaffe, dachte Artjom und öffnete die Nachricht.
    »Söldner Golowin, gemäß Kodex sind Sie verpflichtet, sich umgehend im Grünen Hof einzufinden und eine Stellungnahme bezüglich der Tötung der Schwarzen Morjane Nimata abzugeben. Die Untersuchungskommission wird von der Fate Krasawa geleitet.«
    Keine höfliche Anrede, keine Schlussformel – gegenüber einem Söldner, noch dazu einem Humo, hatte der Grüne Hof es offenbar nicht nötig, zwei Zeilen für Höflichkeitsfloskeln zu verschwenden. Artjom runzelte die Stirn und öffnete die nächste Nachricht in seinem Postfach.
    »Lieber Artjom! Uns ist zugetragen worden, dass Sie gestern bei der Handelsgilde ein Basiliskenauge erworben haben (Geheimnisse hatte man in der Verborgenen Stadt nur vor den uneingeweihten Humos. Übereinander wussten ihre Bewohner dagegen alles, vor allem, wenn sich Geld damit verdienen ließ.) In diesem Zusammenhang möchten wir Sie auf Burchans Schatztruhe , die renommierteste Artefakthandlung der Verborgenen Stadt, aufmerksam machen. Wir haben Geschäftskontakte zu Magiern aller Herrscherhäuser und führen Artefakte für jeden Zweck und Geschmack. Individualanfertigung ohne Aufpreis!«
    Es stand zu befürchten, dass ihn in nächster Zeit sämtliche Artefakthändler der Verborgenen Stadt mit solchem Werbespam bombardieren würden. Möglicherweise war es doch keine gute Idee, ein internetfähiges Handy zu erwerben.
    »Artjom, der Kaffee ist fertig!«
    Er musste sich beeilen. Die nächste Nachricht enthielt die Rechnung des Suburbs Entsorgungsservice : Entsorgungsmaßnahme im Lustgarten. Objekt: Schwarze Morjane. Auftraggeber: Golowin. Ausführungsdatum, Betrag, elektronische Unterschrift.
    Artjom wechselte auf die Website seiner Bank, überprüfte die Überweisung der Erli (korrekt eingegangen) und bezahlte die Rechnung des Entsorgungsservice. Dann überlegte er einen Moment und tippte eine Nummer in sein Telefon.
    » Suburbs Entsorgungsservice . Was kann ich für Sie tun?«
    »Hier spricht Artjom Golowin, Humo, Söldner. Ich habe soeben die Rechnung für den Auftrag von letzter Nacht bezahlt.«
    »Die Überweisung ist bereits bestätigt.«
    »Ich hätte einen neuen Auftrag. Die Polizei führt derzeit eine Spurensicherung in der Jablotschkow-Straße durch. Es könnte sein, dass sie dabei Blutspuren einer Schwarzen Morjane findet.«
    »Welche Polizeidienststelle führt die Ermittlungen durch?«
    »Das weiß ich leider nicht.«
    »Gut. Geben Sie die genaue Adresse durch, wir tun, was wir können. Sobald der Auftrag erledigt ist, schicken wir Ihnen die Rechnung.«
    Artjom diktierte die Adresse und legte auf. Sicher ist sicher, dachte er sich. Bei den Humos keinen Verdacht zu erregen, war für die Bewohner der Verborgenen Stadt ein Überlebensprinzip – in ihren Hinterköpfen loderten noch immer die Scheiterhaufen der Inquisition.
    Der Söldner schaltete den Computer aus, stand auf und zog seine T-Grad-Com-Karte über eine völlig unauffällige Stelle der Wohnzimmerwand. Die Tresore der Handelsgilde waren feuerfest, für Metalldetektoren unauffindbar und sogar unsichtbar, es sei denn, man benutzte ein Magoskop , ein spezielles Artefakt, das Trugbilder außer Kraft setzte. Darüber hinaus konnte ein solcher Tresor nur von seinem Besitzer geöffnet werden. Dieser hohe Sicherheitsstandard wurde durch einen Zauber bewirkt, der – überflüssig zu erwähnen – ein Vermögen kostete.
    Es ertönte ein leises Summen und mitten in der Wand öffnete sich eine massive Metallklappe. Der kleine Tresor war nagelneu, und Artjom bewahrte lediglich seine Waffen und ein wenig Bargeld darin auf.
    »Artjom, wo bleibst du denn?!«
    Der Söldner nahm zwei Magazine für seine Gjursa aus dem Fach, schloss die Klappe und begab sich in die Küche.
    »Entschuldigt, ich hatte noch zu tun.«
    »Hat sich wohl Instruktionen von der Einsatzleitung besorgt«, spöttelte Galja, deren Verhalten sich während seiner Abwesenheit nicht zum Besseren verändert hatte. Sie saß mit aufreizend übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Hocker am Küchentisch und schminkte sich die Lippen.
    Olga wandte den besorgten Blick vom Fenster und deutete auf Artjoms Tasse. »Jetzt ist dein Kaffee kalt geworden. «
    »Macht nichts, ich mag ihn kalt genauso gern.« Artjom trank einen großen Schluck. »Er ist gut.«
    »Ich trinke lieber Cappuccino«, verkündete Galja mit einem herablassenden Blick. »Wissen Sie überhaupt, was ein

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