Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
Vom Netzwerk:
Schwarzhaarigen ging Artjom allmählich auf die Nerven. Doch er hatte keine Lust, sich mit ihr zu streiten, und verkniff es sich zurückzugiften.
    »Nein, nicht nötig. Ich räume selbst auf – einmal im Jahr. Aber wenn eine von euch vielleicht Kaffee machen könnte …?«
    »Klar, mach ich«, meldete sich Olga bemüht launig, um die Situation zu entspannen.
    »Die Küche steht zu deiner Verfügung.«
    »Frauen an den Herd – das hätte ich mir denken können«, stichelte Galja bissig und folgte ihrer Freundin in die Küche.
    Artjom setzte sich an seinen Wohnzimmertisch und schaltete den Computer ein.
    Seltsam, wieso hatte dieser schwarzhaarige Drachen sich überhaupt an sie drangehängt? In der Jablotschkow-Straße – gut, da hatte sie die Schießerei mitbekommen und war entsprechend verängstigt. Sie dort zurückzulassen wäre nicht anständig gewesen, schließlich hätte sie ja auch der Morjane in die Arme laufen können. Deshalb hatte Artjom sie umstandslos in den Jeep verfrachtet und mitgenommen. Doch unterwegs fing sie sich überraschend schnell wieder, und als Artjom ihr nahelegte, an der nächsten Metro-Station auszusteigen, lehnte sie dies kategorisch ab und verkündete, dass sie ihre Freundin in einer solchen Situation niemals allein lassen würde. Eine normale Reaktion? In einem Frauenroman vielleicht – ja. Aber in einem fremden Jeep, in dem ein kurzgeschorener Typ mit einer Pistole am Gürtel am Steuer sitzt und dir befiehlt auszusteigen? Artjom konnte sich lebhaft vorstellen, dass Cortes an seiner Stelle die freche Göre einfach aus dem fahrenden Wagen geworfen hätte, er dagegen … Als er sah, wie sehr sich Olga über Galjas Beistand freute, hatte er sich breitschlagen lassen und erntete nun die Früchte seiner Nachgiebigkeit. Die Schwarzhaarige offenbarte – vorsichtig ausgedrückt – ein ziemlich streitbares Temperament.
    »Und so was nennen Sie Kaffee?« Galja stand in der Tür und wedelte angewidert mit einer angebrochenen Packung Instantkaffee. »Oder habe ich den falschen erwischt?«
    Abgesehen von ihrem Charakter war diese junge Frau eine ausgesprochen attraktive Erscheinung. Das schwarze Minikleid, das sich hauteng um die kleinen, wohlgeformten Brüste spannte, brachte ihre langen, gertenschlanken Beine äußerst vorteilhaft zur Geltung. Sofort aufgefallen waren Artjom auch ihre feurigen, tiefschwarzen Augen, mit denen er sich unter anderen Umständen möglicherweise eingehender befasst hätte …
    »Es ist also kein anderer Kaffee da, Herr Wachtmeister? «
    »Nein.«
    »Und Sahne?«
    »Tut mir leid.«
    Galja rollte genervt mit den Augen und machte auf dem Absatz kehrt, dabei schwang ihr langes, bis zur Taille reichendes Haar anmutig durch die Luft.
    »Aber Milch müsste ich noch im Kühlschrank haben«, rief ihr Artjom hinterher.
    Kurz darauf erschien Olga in der Tür.
    »Trinkst du deinen Kaffee schwarz?«
    »Ja.«
    »Mit Zucker?«
    »Ja.«
    Olga kam zögerlich zum Schreibtisch und beugte sich zu Artjom.
    »Denk dir nichts wegen Galja. Sie ist ein bisschen schwierig, aber im Grunde ein herzensguter Mensch. Außerdem hilft es mir, dass sie hier ist.«
    »Schon gut«, seufzte der Söldner. »Kennst du sie schon lange?«
    »Vier Jahre.«
    »Trägt sie die Nase immer so hoch?«
    »Fast immer. Galja stammt aus einer reichen Familie. «
    »Na, dann wundert mich das nicht.«
    Olga wollte noch etwas hinzufügen, doch dann überlegte sie es sich anders und ging in die Küche zurück.
    »Komm dann rüber zum Kaffee.«
    Artjom wandte sich wieder dem Bildschirm zu und tippte eine Webadresse in die Tastatur: www.t-grad.com .
    Es öffnete sich die Startseite des größten russischen Telekommunikationskonzerns T-Grad Communication. Kaum jemand wusste, dass sich auf dieser Website das Portal zu einer verborgenen Welt befand. Über den VIP-Bereich gelangte Artjom zum »Login für registrierte Benutzer«. Er klickte die Schaltfläche an, und auf dem Bildschirm erschien die Eingabemaske für das Passwort. Der Söldner tippte die PIN seiner T-Grad-Com-Universalkarte ein und presste den Daumen der rechten Hand auf ein spezielles weißes Quadrat am Monitor.
    »Identifikation erfolgreich. Nutzer: Artjom Golowin. Zugang freigeschaltet.«
    Artjom wechselte in den Bereich des Telekommunikations-Verbundes TKV, in dem sämtliche Telefon-, Internet-, Rundfunk- und Fernsehdienstleistungen der Verborgenen Stadt zusammengefasst waren.
    »Dringende Mitteilung!«
    Im rechten oberen Eck blinkte eine rote Schaltfläche.

Weitere Kostenlose Bücher