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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Cappuccino ist, Herr Wachtmeister?«
    »Galja!«, rügte Olga die Freundin.
    »Lass nur«, beschwichtigte sie Artjom. »Leider kann ich kein Italienisch und kenne die genaue Bedeutung des Wortes Cappuccino nicht. Dafür weiß ich, Galja, dass Sie für Ihren teuren Lancôme-Lippenstift viel zu viel Geld bezahlt haben. Es ist nämlich eine Fälschung. Ihrem hochnäsigen Benehmen nach zu schließen, wäre es unter Ihrer Würde, auf einem Billigmarkt einzukaufen. Also haben Sie den Lippenstift in einem Kosmetikgeschäft gekauft, doch um Geld zu sparen, offenbar in dem relativ günstigen am Grusinski Wal, und dort haben Sie dieselbe Fälschung gekauft, die sie auf dem Markt für die Hälfte bekommen hätten.«
    Galja wurde rot.
    »Tja – einem Polizisten sollte man eben besser nicht auf den Schlips treten«, konstatierte Olga.
    Kochend vor Wut räumte die Schwarzhaarige ihren Lippenstift weg und würdigte Artjom keines Blickes.
    »Könnte uns der Herr Wachtmeister verraten, wie lange wir in diesem Loch sitzen müssen?«, fragte sie.
    »Nur so lange, bis wir den Irren liquidiert haben, der hinter Olga her ist.« Galja zuckte zusammen. »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte Artjom.
    »Doch, doch, alles in Ordnung.«
    Galja sagte nichts mehr, und Artjom bemerkte, dass sie auf ein Haar starrte, das ihm ausgefallen war.
    Artjom grinste. »Es heißt, wenn man mit dem Fingernagel über ein ausgefallenes Haar fährt, kann man feststellen, ob jemand böse ist oder nicht.«
    »Und wie?«
    »Wenn es sich kräuselt wie ein Geschenkband, ist der Mensch böse, und wenn es glatt bleibt, ist er gut.«
    »Interessant.«
    »Finde ich auch.«
    Artjom nahm das Haar und fuhr mit dem Fingernagel darüber. Es kräuselte sich.
    »Ich bin böse.«
    Er nahm sein Feuerzeug und verbrannte das Haar.
    »Also auf die Idee, dass du böse bist, wäre ich nicht gekommen«, kommentierte Olga. »Jedenfalls machst du nicht den Eindruck.«
    »Ich mache eben einen trügerischen Eindruck.«
    »Das wäre schade.«
    Der Söldner blickte zur Uhr.
    »In einer halben Stunde muss ich weg, um etwas zu erledigen. Versprecht ihr mir, dass ihr die Wohnung nicht verlasst, bis ich zurück bin?«
    Zu Artjoms Überraschung antwortete Galja. Sie trank einen kleinen Schluck Kaffee und nickte.
    »Ich werde nicht zulassen, dass Olga ein Risiko eingeht. Das können Sie mir glauben, Herr Wachtmeister.«

KAPITEL ACHT
    Club Eidechse
Moskau, Ismailow-Park
Samstag, 16. September, 12:00 Uhr
     
     
    Cortes hatte den Treffpunkt mit Bedacht gewählt. Der Club Eidechse befand sich in einem abgelegenen Winkel des Ismailow-Parks am Ufer eines malerischen Teichs und war das angesagteste Lokal der Verborgenen Stadt. Das riesige, luxuriös und exzentrisch eingerichtete Etablissement wurde nicht nur als erstklassige Diskothek und Tummelplatz bezaubernder junger Damen geschätzt, sondern vor allem als Bühne mitreißender Shows.
    In den Abendstunden ging es in der Eidechse stets zu wie im Taubenschlag, doch als Artjom in den Parkplatz des Clubs einbog, stand dort nur ein einziger Wagen – Janas knallroter Audi TT. Um zwölf Uhr mittags war selbst in diesem beliebten Szenetreff noch nichts los. Der Söldner zeigte dem Türsteher seine Clubkarte und betrat das Lokal.
    Das Reich des umtriebigen Clubmanagers Wambo bestand aus einem Gewirr von Räumen und Ebenen, die auf raffinierte Weise voneinander abgetrennt waren und doch ein einheitliches Ganzes bildeten. Bei seinem ersten Besuch vor längerer Zeit hätte sich Artjom hier beinahe verirrt. Wenn man das Lokal betrat, tauchte man normalerweise in ein Gewühl von Gästen, wurde von dröhnenden Bässen betäubt und von grellen Scheinwerfern geblendet. Doch um diese Tageszeit herrschte eine fast befremdliche Stille. Putzpersonal wienerte geschäftig die Böden, auf der Bühne absolvierte ein Ballettensemble ein lockeres Gymnastikprogramm und im Restaurantbereich auf der zweiten Ebene war nur ein einziger Tisch eingedeckt – dort saßen Jana und Cortes.
    »Ich bin doch hoffentlich nicht zu spät dran?«
    »Nur ein bisschen«, flötete Jana lächelnd.
    »Dafür habe ich ein Geschenk dabei.«
    Artjom überreichte der jungen Frau einen riesigen Strauß roter Rosen und legte eine schwarze Schatulle auf den Tisch.
    »Du wirst es nicht glauben, Jana, aber ich habe das Geschenk schon lange vor den jüngsten Wirrnissen ausgesucht. Wie ich bemerkt habe, flanierst du in letzter Zeit oft und gern durch Moskauer Parks. Solche Spaziergänge sind neuerdings

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