Das Orakel von Antara
Königspaar hat.“ Dann setzte er zuerst die Krone auf Sabretes Haupt und sagte: „Als Hochkönig von Antara und Moradon und mit dem mir dadurch verliehenen Recht kröne ich dich, Sabrete, zur Königin von Moradon!“
Dan ach vollzog er das gleiche mit der anderen Krone bei Reven mit den Worten: „Und du, Reven, sollst als König an der Seite deiner Gattin dem Volk ein weiser und gütiger Herrscher sein. - Heil, Königin Sabrete, Heil, König Reven!“
Nun brachen auch die Moradonen in lauten Jubel aus, und es gelang dem Haushofmeister Lagor kaum, die Leute zu beruhigen, nachdem die beiden Königspaare wieder auf ihren Thronen saßen.
Dann begann das Fest, und das Volk feierte eine Woche lang. Und es war erstaunlich, denn es gab nur wenige Streitereien zwischen den Angehörigen der beiden Völker. Es schien, als sei nun der Frieden wirklich in Moradon eingekehrt.
Doch während das Volk noch feierte, bereiteten sich Yorn und alle, die ihm folgen wollten auf den Abschied vor. Drei Tage nach den Hochzeits- und Krönungsfeierlichkeiten versa mmelten sich alle Antaren, die mit ihrem König in die Heimat zurückziehen wollten, im Morgengrauen draußen vor der Stadt.
Wagen standen bereit, schwer beladen mit Gütern, die den Antaren den Aufbau ihrer Heimat e rleichtern sollten. Herden von Rindern, Schafen und Ziegen blökten, muhten und meckerten um die Wette, Hühner, Gänse und Enten flatterten in ihren Käfigen. Die Menschen hasteten lachend und schreien durcheinander, und es dauerte lange, bis die Führer ein wenig Ordnung in den Zug gebracht hatten.
Die Fürsten der Antaren waren schon mit dem größten Teil ihrer Truppen abgezogen, und nur diejenigen von ihnen waren mit dabei, die sich am Aufbau der Hauptstadt Coramsaadh beteiligen wollten.
Als die Sonne aufging, kam ein Reitertrupp durch die Tore der Stadt und näherte sich dem Treck. Und da w aren sie alle: Yorn und Vanea, Nith mit Wynn an seiner Seite, Kandon und Tamin. Reven und Sabrete waren mitgekommen, um Abschied zu nehmen, und an ihrer Seite waren Schorangar, Merian und Lagor. Auch Merian würde zurückbleiben, um die antarischen Sicherheitstruppen in Parisaadh zu befehligen.
Keines ihrer Gesichter war heiter, denn allen fiel der Abschied schwer, da sie wussten, dass man sich lange Zeit nicht sehen würde.
Schon im Palast hatte es Tränen gegeben, als sich Yorn von den Eltern verabschiedete, die auf einem kleinen Anwesen in der Nähe Parisaadhs und ihres Sohnes Reven ihren Leben sabend genießen würden.
Aber für alle, die bleiben würden, war bestens gesorgt, sogar für den Unhold aus dem Turm, der kein Unhold mehr war. Mit Verl öschen des Herzens war auch die Bösartigkeit aus dem armen Geschöpf mit Verheilen der Wunde nach und nach verschwunden, und nun lebte der Schwachsinnige sanft wie ein Lamm auf einem Gut in der Nähe der Stadt. Nun waren Yorn und seine Begleiter beim Tross angekommen und alle stiegen von den Pferden.
Yorn sah Reven an, und dann lagen sich die beiden in den Armen. Auch die anderen umarmten sich stumm. Es war alles gesagt worden, und jedem der Gefährten schnürte der Abschiedsschmerz die Kehle zusammen. Dann wandte Yorn sich abrupt um, und half Vanea wieder in den Sattel. Auch Nith, Kandon und Tamin bestiegen wieder ihre Pferde.
Yorn gab das Zeichen zum Aufbruch und sprengte dann, gefolgt von den anderen, an die Spitze des Zugs. Die Z urückbleibenden schauten ihnen nach, bis die Staubwolke des sich in Bewegung setzenden Trosses sie den Blicken entzog. Dann wandte sich Reven ab und zog Sabrete in seine Arme.
„Ich werde sie vermissen - alle!“ murmelte er. „Nun bin ich das erste Mal in meinem Leben allein.“
„Du bist nicht allein, mein Herz“, lächelte Sabrete und strich ihm übers Haar, „denn ich werde immer bei dir sein. Wenn ich auch kein Ersatz für einen Bruder bin, so glaube ich doch ein guter Trost. Und es bleiben dir viele Freunde und ein Volk, das dich braucht. Komm, König von Moradon, dich ruft die Pflicht! Die Arbeit und die Verantwortung werden dir die Zeit kurz werden lassen, bis du Yorn und die anderen wiedersiehst. Komm, König von Moradon! Dein Volk wartet!“
Neunzehntes Kapitel
Nach langen Wochen erreichte der Treck der Antaren endlich die Grenzen von Niveda. Lauter Jubel erhob sich, denn für manchen waren Jahrzehnte vergangen, seit er die Heimat das letzte Mal gesehen hatte. Alle, die in der Sklaverei geboren waren, erblickten nun das Land
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