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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Verkäuferinnen entlastet.
    »Begleiten Sie das Fräulein«, sagte die Direktrice und reichte der Aushilfe den Mantel.
    Dann wandte sie sich wieder zu Denise und meinte:
    »Ich bitte Sie, überlegen Sie sich die Sache noch ein wenig. Wir sind alle untröstlich über Ihren Weggang.«
    Jean und Pépé folgten ihrer Schwester; in der Wäscheabteilung trafen sie Pauline, die, kaum daß sie Denise bemerkt hatte, auch schon mit Fragen über sie herfiel. Sie schien sehr bewegt. Was war es denn nun mit den Gerüchten, die über Denises Weggang im ganzen Haus umliefen?
    »Sie werden bei uns bleiben, nicht wahr?« meinte sie. »Ich habe um meinen Kopf gewettet, daß Sie bleiben. Was soll denn aus mir werden, wenn Sie gehen?«
    Als Denise erwiderte, daß sie am folgenden Tag ausscheiden werde, ließ Pauline nicht locker.
    »Nein, nein, ich kann nicht daran glauben. Jetzt, wo ich ein Kind habe, müssen Sie mich zur Zweiten ernennen lassen. Baugé rechnet fest damit, meine Liebe.«
    Sie lächelte und schien ihrer Sache ganz sicher zu sein. Dann kümmerte sie sich um Jeans Wünsche und rief schließlich als Ablösung eine neue Aushilfskraft herbei. Es war Fräulein von Fontenailles, seit kurzem mit Joseph verheiratet. Um ihr eine besondere Gunst zu erweisen, hatte man sie zur Aushilfe aufrücken lassen. Sie trug einen weiten schwarzen Kittel mit einer gelben Nummer auf der Schulter.
    »Begleiten Sie das Fräulein«, sagte Pauline.
    Dann wandte sie sich zu Denise und setzte leise hinzu:
    »Ich werde Zweite, nicht wahr? Abgemacht!«
    Denise versprach es ihr lachend und entfernte sich. Sie ging mit Pépé und Jean hinab, begleitet von der Aushilfe. Im Erdgeschoß kamen sie in die Wollwarenabteilung. Hier plauderte Liénard gerade mit Mignot, der Vertreter geworden war und die Stirn hatte, sich wieder im »Paradies der Damen« zu zeigen. Sie hatten ohne Zweifel von Denise gesprochen, denn sie schwiegen plötzlich und grüßten mit übertriebener Höflichkeit. So war es übrigens in allen Abteilungen, durch die sie kam; die Angestellten verneigten sich stumm, in Ungewißheit darüber, welche Rolle sie morgen spielen mochte. Man flüsterte miteinander, man fand, sie gebe sich sehr siegessicher, und die Wetten begannen von neuem.
    Jean und Pépé wichen nicht von ihrer Seite, sie drängten sich an sie ganz wie damals, als sie müde von den Strapazen der Reise in Paris angekommen waren. Dieses ungeheure Geschäft, in dem sie zu Hause war, brachte die beiden Brüder in Verwirrung; sie suchten Schutz bei ihrem »Mütterchen«. Alle Blicke folgten ihnen, man lächelte über die beiden großen Burschen, die Schritt für Schritt dem schmächtigen, ernsten Mädchen folgten, alle drei von demselben Blond, einem Blond, das auf ihrem ganzen Weg durch die Abteilungen die Leute flüstern ließ:
    »Das sind ihre Brüder … das sind ihre Brüder …«
    Während Denise nach einem Verkäufer suchte, kam es zu einer Begegnung. Mouret betrat mit Bourdoncle die Galerie, und gerade als er wieder vor dem Mädchen stehenblieb, gingen Frau Desforges und Frau Guibal vorüber. Henriette unterdrückte das Beben, das ihren ganzen Körper durchlief. Sie sah Mouret an und dann Denise. Auch die beiden wechselten einen Blick mit ihr; die kleine Szene war der stumme Schlußakt, das übliche Ende eines großen Herzensdramas. Schon hatte Mouret sich entfernt, während Denise, gefolgt von ihren Brüdern, sich im Hintergrund der Abteilung verlor, noch immer auf der Suche nach einem Verkäufer. Henriette erkannte in der Aushilfe, die Denise folgte, Fräulein von Fontenailles mit ihrer gelben Nummer auf der Schulter. Bei diesem Anblick machte sie ihrem Zorn Luft und sagte mit gereizter Stimme zu Frau Guibal:
    »Schauen Sie, was er aus dieser Unglücklichen gemacht hat! Ist das nicht beleidigend? Eine Marquise! … Er zwingt sie, wie ein Hund den Geschöpfen zu folgen, die er auf der Straße aufgelesen hat.«
    Sie suchte sich indessen zu beruhigen und fügte mit geheuchelter Gleichgültigkeit hinzu:
    »Sehen wir uns mal die Seidenabteilung an.«
    Auch hier war alles in Weiß getaucht. Favier maß soeben Foulard ab für die »hübsche Dame«, jene elegante Blondine, die regelmäßig erschien und von den Verkäufern stets nur so genannt wurde. Sie kam seit Jahren in das Geschäft, und man wußte noch immer nichts von ihr, kannte weder ihre Lebensumstände noch ihre Adresse noch ihren Namen. Übrigens suchte auch keiner Näheres zu erfahren, wenngleich sich alle in Vermutungen

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